Impfungen gegen Kinderkrankheiten – Nichts für Erwachsene?

Der Begriff „Kinderkrankheiten“ spielt im allgemeinen Sprachgebrauch eine große Rolle. Nimmt man aber das Klinische Wörterbuch – den Pschyrembel – zur Hilfe, in dem auf rund 2.000 Seiten alles in Kurzform erklärt ist, was ein Mediziner heutzutage wissen muss, so sucht man den Begriff vergeblich. Es gibt auch kein lateinisches oder griechisches Fachwort für „Kinderkrankheiten“.

Die Bezeichnung „Kinderkrankheiten“ ist schlichtweg irreführend. Sie impliziert, dass sich nur Kinder mit bestimmten Krankheiten – wie Masern, Röteln, Mumps, Windpocken oder Polio – anstecken.

Dies ist aber grundlegend falsch.Vielmehr stellen die vermeintlichen Kinderkrankheiten Infektionskrankheiten dar, die sehr wohl auch Erwachsene bekommen können (und daran meist sogar schwerer erkranken als Kinder)!

Korrekterweise müsste der Begriff Kinderkrankheiten aus dem allgemeinen Sprachschatz verschwinden, was aber nicht einfach ist.

Warum aber wurden die sogenannten „Kinderkrankheiten“ früher vornehmlich bei Kindern beobachtet?

Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Die auslösenden Erreger (hier vornehmlich Viren) waren früher so weit verbreitet, dass die Wahrscheinlichkeit sich in frühester Kindheit zu infizieren, sehr groß war.
  • Außerdem besitzen Kinder meist kein ausgeprägtes Hygienebewusstsein, sondern sie nehmen alles (auch Keimbehaftetes) in den Mund oder nehmen es mit dem Händewaschen nicht immer so genau. Auch stecken sie die Köpfe gern zusammen. Alles Umstände, die eine Infektion begünstigen.
  • Die Ansteckungsfähigkeit (Kontagiosität) der oben erwähnten Keime ist meist auch sehr groß. Dies lässt sich an dem so genannte Kontagionsindex (Infektionsindex) ablesen. Ein Wert von 1 gibt an, dass 100 Prozent der Menschen, die erstmalig dem Keim ausgesetzt sind, auch erkranken. Der Wert für Masern liegt bsp. bei 0,95, also 95 von 100 erkranken an dieser Virusinfektion, wenn sie nicht immun sind.

Eine häufige Frage in Bezug auf Kinderkrankheiten ist, ob die hierzulande auftretenden Kinderkrankheiten wirklich so harmlos sind, wie allgemein angenommen wird, und ob wirklich ein Impfschutz in allen Fällen (also auch bei Erwachsen) notwendig ist.

Der Impfschutz ist in jedem Fall notwendig. Auf die Komplikationen und Auswirkungen, welche die sogenannten „Kinderkrankheiten“ haben können, wird bei den einzelnen Erkrankungen ausführlich eingegangen. Hier reicht die Palette von Unfruchtbarkeit (Mumps), Hirnentzündungen (Masern) bis bleibende Lähmungen (Polio) und Tod.

Man sollte die heute verfügbaren Impfungen gegen die vermeintlichen „Kinderkrankheiten“ als eine der größten medizinischen Errungenschaften überhaupt ansehen, wobei kritisches Hinterfragen durchaus erlaubt und erwünscht ist, aber falsches stures Leugnen des Impfnutzens Menschenleben kostet.

Kinderlähmung (Polio), Masern, Mumps und Röteln sind heutzutage keine unabänderlichen Schicksalsschläge mehr, sondern brechen nur noch aus, wenn der Impfschutz vernachlässigt wurde. Auch sind diese Krankheiten bis heute noch nicht ursächliche behandelbar, therapiert werden nur die Symptome. Eine Impfung verspricht optimalen Schutz vor einer Erkrankung – auch im Erwachsenalter.

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med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009