Hodenkrebs – Hodentumor Ursachen Symptome

Hodenkrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Männern, zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Normalerweise ist nur ein Hoden betroffen und der Tumor breitet sich von dort in die Nebenhoden und Samenleiter aus. In den Hoden finden sich eine Reihe von Zelltypen, die entarten können. Anhand der Beurteilung einer feingeweblichen Probe kann auf den Zelltyp geschlossen werden. Je nach Ursprung der Geschwulst richten sich die Behandlung und die Prognose. Diese Krebsform hat für gewöhnlich eine gute Prognose. Die Heilung ist umso wahrscheinlicher, je früher der Krebs entdeckt und adäquat behandelt wird.

Häufigkeit von Hodenkrebs

Der Hodenkrebs macht in etwa nur zwei Prozent aller Krebsneuerkrankungen aus. Es kommt ihm jedoch eine besondere Bedeutung zu, da er die häufigste Krebsart bei jungen Männern darstellt. Etwa 20 bis 30 Prozent aller Krebsfälle bei Männern zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr macht eine Hodenkrebserkrankung aus. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 28. und 30. Lebensjahr. Über 90 Prozent der Erkrankten werden geheilt und können wieder ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Nur 0,2 Prozent aller durch Krebs bei männlichen Patienten verursachten Todesfälle sind dem Hodenkrebs zuzuschreiben.

Aufbau und Funktion der Hoden

Die Hoden sind etwa pflaumengroße, innere Fortpflanzungsorgane des Mannes. In ihnen finden die Produktion der Spermien und die Bildung von männlichen Geschlechtshormonen statt. Die Reifung der Spermien dauert circa zwei Monate und wird durch Hormone gesteuert. Die reifen Samenzellen werden in den Nebenhoden, die den Hoden schweifförmig aufsitzen, gespeichert. Von den Nebenhoden geht der Samenleiter ab, der den Hoden mit der Harnröhre und Prostata verbindet.

Jeder der beiden Hoden ist von einer Bindegewebshülle umgeben und durch bindegewebige Scheidewände in circa 200 Hodenläppchen untergliedert. Jedes dieser Hodenläppchen enthält Hodenkanälchen, die in ein Netz von Ausführgängen münden. Die Hodenkanälchen werden aus einer bindegewebigen Hülle und Keimepithel gebildet. Letzteres besteht aus Keimzellen, ihren Vorstufen und den Sertoli-Stützzellen. Aus den Keimzellvorstufen entwickeln sich die Spermien. Die Sertoli-Stützzellen spielen eine wichtige Rolle für die Spermienbildung. Das männliche Geschlechtshormon Testosteron wird in den sogenannten Leydig-Zwischenzellen gebildet, die zwischen den Hodenkanälchen lokalisiert sind.

Einteilung

Je nachdem, welcher Zelltyp tumorös entartet, unterscheidet man in Tumoren, die von den Keimzellen ausgehen (= germinative Tumoren) und in Tumoren, die von den Leydig-Zellen oder den Sertoli-Stützzellen ausgehen (= nicht germinative Tumoren). Dabei machen die Keimzelltumoren ungefähr 90 Prozent aller bösartigen Hodenkrebserkrankungen aus. Die Keimzelltumoren werden in zwei Gruppen eingeteilt, die etwa gleich häufig auftreten: Die Seminome (Häufigkeitsgipfel der Erkrankung zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, metastasiert über die Lymphbahn) und die Nicht-Seminome. Letztere werden noch weiter unterteilt in die Teratome (häufig im Kindesalter), Embryonalzellkarzinome und Chorionkarzinome. Die genaue Tumorart kann nur anhand einer feingeweblichen Untersuchung festgestellt werden.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen von Hodenkrebs sind unbekannt. Ein erhöhtes Risiko weisen Männer auf, die unter einem Hodenhochstand leiden oder im Kindesalter litten. Bei ihnen sind die Hoden bis zum dritten Lebensjahr noch nicht von selbst in den Hodensack gewandert. Normalerweise wird diese Störung bereits im ersten Lebensjahr behandelt. Bleibt ein einzelner Hoden oberhalb des Hodensacks, so wird im Erwachsenenalter empfohlen, ihn zu entfernen, um das Hodenkrebsrisiko zu minimieren. Weiterhin scheint auch eine gewisse genetische Disposition eine Rolle zu spielen. Das Erkrankungsrisiko ist vor allem erhöht, wenn ein Bruder erkrankt ist.

Hodenkrebs Symptome

Ein erster Hinweis auf die Erkrankung ist eine schmerzlose, einseitige Verhärtung oder Anschwellung des Hodens. Im Hoden ist evtl. eine harte, knotige Wucherung zu spüren, die wächst. Der Betroffene kann ein Schweregefühl oder Ziehen im Hoden- oder Leistenbereich verspüren. Bei bestimmten Tumorformen (Chorionkarzinom, Leydig-Zelltumor) schwellen die Brustdrüsen schmerzhaft an. In einem weiter fortgeschrittenen Stadium treten zusätzlich Rückenschmerzen auf. Sie werden durch vergrößerte Lymphknoten im hinteren Bauchraum hervorgerufen.

Diagnose

Bei der körperlichen Untersuchung und mithilfe eines Ultraschalls des Hodens lässt sich feststellen, ob eine knotige Veränderung im Hoden sitzt und wie sie beschaffen ist (massiv, mit Flüssigkeit gefüllt usw.). Hilfreich für die Diagnose erweist sich auch oft die Bestimmung von zwei Bluteiweißen. Bei Männern mit Hodenkrebs sind oft das sogenannte Alphafetoprotein (AFP) und das humane Choriongonadotropin (HCG) erhöht. Bei Verdacht auf Krebs wird der Hoden einem chirurgischen Eingriff unterzogen. Dabei entnimmt man in der Regel verdächtiges Gewebe und beurteilt es unter dem Mikroskop. Weitere Untersuchungsmethoden dienen dazu, die Ausbreitung des Tumors zu bestimmen und Metastasen in anderen Organen aufzuspüren.

Dazu zählen:

  • Die Röntgen der Lungen, da sich hier bevorzugt Metastasen bei Hodenkrebs ansiedeln.
  • Die Computertomografie, vor allem um die Vergrößerung von Lymphknoten im hinteren Bauchraum festzustellen; eventuell wird auch ein MRT eingesetzt.

Ausbreitung

Der Tumor wächst zunächst innerhalb des Hodens. Breitet er sich immer mehr aus, so durchbricht er die bindegewebige Kapsel des Hodens und wächst in benachbartes Gewebe ein. Vor allem der Nebenhoden und die Samenstränge werden so befallen. Eine weitere Verbreitung kann über das Lymphsystem stattfinden. Vornehmlich die Lymphknoten, die sich entlang der Bauchschlagader befinden, sind dann betroffen. Gelangen die entarteten Zellen in den Blutkreislauf, so können sich Metastasen in jedem anderen Körperorgan bilden. Bei Hodenkrebs findet man die Tochtergeschwülste vor allem in der Lunge.

Je nach Ausbreitung des Tumors wird er in verschiedene Stadien eingeteilt. Es wird die sogenannte TNM-Klassifikation angewendet. Im sogenannten T-Stadium ist der Tumor auf den Hoden beschränkt, in den N-Stadien sind auch die Lymphknoten beteiligt, bei „M“ haben sich bereits Metastasen gebildet.

Behandlung

Bei Hodenkrebs wird der erkrankte Hoden durch eine Operation entfernt (radikale Orchiektomie). Für gewöhnlich hat die Entfernung eines einzelnen Hodens keine Auswirkungen auf die Sexualität oder die Fähigkeit, Kinder zu zeugen. Der nicht erkrankte Hoden übernimmt dann die Funktion des anderen Hodens. In etwa 50 Prozent der Erkrankungsfälle kann jedoch – aus bisher nicht bekannten Gründen – die Spermienbildung auch im gesunden Hoden eingeschränkt sein. Vor weiteren Behandlungsmaßnahmen ist es daher – bei Kinderwunsch – empfehlenswert, Spermien einfrieren zu lassen, die zu einer künstlichen Befruchtung verwendet werden können. Als Ersatz für den entfernten Hoden kann – nach Abschluss aller Behandlungsmaßnahmen – eine Hodenprothese implantiert werden. Sie unterscheidet sich hinsichtlich der Optik und dem taktilen Empfinden nicht von einem gesunden Hoden. Wie bei allen Implantaten kann aber auch eine Einkapslung stattfinden und Verhärtung auftreten.

Bei bestimmten Hodenkrebsarten werden auch die Bauchlymphknoten entfernt, weil sich in ihnen Metastasen gebildet haben könnten, die u.a. auch zu Rückfällen führen können. Vor allem bei Seminomen werden nach der operativen Entfernung des erkrankten Hodens, eine Strahlentherapie durchgeführt. Bei Hodentumoren, die bereits Tochtergeschwülste gebildet haben, schließt sich an die Operation meist eine Chemotherapie an.

Nachsorge

Nach dem Abschluss der Behandlung beginnt die Nachsorge. Dazu werden in bestimmten Abständen Nachsorgeuntersuchungen empfohlen. Sie dienen dazu schnellstmöglich Krankheitsrückfälle (Rezidive) aufzuspüren, Nebenwirkungen zu erkennen, zu behandlen oder zu mildern sowie Hilfestellungen bei psychischen Problemen zu bieten. Zu den Nachsorgeuntersuchungen gehören eine gründliche körperliche Untersuchung sowie Blutuntersuchungen, bei denen die Tumormarker bestimmt werden. Der verbliebene Hoden wird mit Ultraschall untersucht. Weiterführende Untersuchungen sind das Röntgen der Lunge und ein CT des Bauchraums. Außerdem wird dem Patienten empfohlen, regelmäßig seinen gesunden Hoden auf Veränderungen, wie Verhärtungen oder Knoten abzusuchen.

Prognose

Die Prognose für einen Mann hängt von dem Tumortyp und der Ausbreitung des Tumors ab. Tendenziell kann gesagt werden, dass der Tumor eine umso bessere Prognose hat, je früher er erkannt und behandelt wird. Insgesamt gesehen sind die Heilungschancen bei Hodentumoren jedoch sehr gut und liegen bei etwa 90 Prozent.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 20.06.2008