Zecken

Zecken (Gemeiner Holzbock, Ixodes ricinus)

1. Bedeutung für den Menschen

Zecken sind blutsaugende Ektoparasiten von Säugetieren (Menschen!), Vögeln und Reptilien, die gleich mehrere Krankheiten auf den Menschen übertragen können. Dazu zählen:

2. Entwicklungszyklus

Zecken gehören zu den Spinnentieren und dabei zur Ordnung der Milben. Sie sind wahre Überlebenskünstler und brauchen für ihre Entwicklung nur drei größere Blutmahlzeiten bei einer Lebensdauer von fünf Jahren.

Das fortpflanzungsfähige Weibchen, deren Größe von fünf Millimeter bis 1,2 Zentimeter während einer „Mahlzeit“ anschwellen kann, lockt während des Blutsaugens an einem Wirt mit Hilfe von Duftstoffen das Männchen an, um sich mit ihm zu paaren. Am Boden legt das voll gesogene und befruchtete Weibchen dann bis zu 3000 Eier („Zeckenkaviar“) ab. Unmittelbar danach stirbt es. Aus den Eiern schlüpfen etwa 0,5 Millimeter kleine Larven mit sechs Beinen. Sie ernähren sich von Säugetierblut, zum Beispiel von kleinen Nagern wie Mäusen. Nach einigen Wochen häutet sich die Larve. Dabei entstehen die etwa einen Millimeter großen, achtbeinigen Nymphen. Sie lauern ihrem nächsten Wirt auf. Das kann beispielsweise ein Kaninchen sein. Nach einer weiteren Häutung ist die Zecke geschlechtsreif. Am nächsten Wirt, wie beispielsweise einem Spaziergänger oder Hund, beginnt der Vermehrungszyklus erneut.

Das Tückische ist, dass man den Biss der Zecke nicht spürt. An einer geeigneten warmen Hautstelle sägen sich die Mundwerkzeuge in das Gewebe, Hacken verankern die Zecke fest in der Wunde. Die Zecke „injiziert“ Speichel, der betäubt, die Blutgerinnung hemmt und das Gewebe auflöst. Die Zecke saugt diesen Brei auf, dickt ihn ein und spritzt erneut Speichel. Mit ihm gelangen die einzelnen Erreger in den Wirt.

3. Erkrankungen nach Zeckenbissen

Aufgrund der verschieden Wirte und ihrer spezifischen Ernährungsweise können sie gleich mehrere Keime übertragen.

Zwischen 10 und 35 Prozent der Zecken haben in ihrem Darm das Bakterium Borrelia burgdorferi, den Auslöser der Borreliose. Der Anteil der infizierten Zecken einer lokalen Population kann regional erheblich schwanken (bis zu 50% der Zecken können den Erreger in sich tragen). Mit Borrelien können Zecken in allen Entwicklungsstadien (Larve, Nymphe, ausgewachsenes Tier) verseucht sein und sie übertragen. Auch kommen infizierte Zecken in ganz Deutschland vor. Die Erkrankung lässt sich mit Antibiotika therapieren. Eine Schutzimpfung ist derzeit noch nicht verfügbar.

Weitaus weniger oft beherbergen Zecken in ihren Speicheldrüsen FSME-Viren (5%). Sie sind die Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, eine Zecke, welche die Erkrankung übertragen kann, zu erwischen, vom Herkunftsgebiet und dem Entwicklungsstadium der Zecke abhängig. Als FSME-Risikogebiete gelten in Deutschland Teile Bayerns und Thüringens, Baden-Württemberg und der Süden Hessens. Es sind aber auch vereinzelte Fälle aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Brandenburg bekannt. Die geographischen Karten mit den Gefährdungsgebieten werden jedes Jahr aktualisiert. Bei Unsicherheiten können die örtlichen Gesundheitsämter Auskünfte über die Gefährdung erteilen. Auch beliebte Urlaubsziele, wie Österreich, Ungarn und Skandinavien, sind FSME-Risikogebiete. Personen, die sich oft im Freien aufhalten und in den FSME-Endemiegebieten leben oder dort Urlaub machen, wird eine Schutzimpfung empfohlen.

Eine dritte Erkrankung, die bisher nur aus den USA bekannt war, kann offensichtlich auch von einheimischen Arten übertragen werden. Es handelt sich um die so genannte humane granulozytäre Ehrlichiose (HGE). Ehrlichen, die Verursacher der HGE, sind Bakterien. Die Krankheitszeichen sind grippeähnlich (Fieber, Kopfschmerzen, Krankheitsgefühl). In den meisten Fällen wird das Immunsystem selbst mit den Erregern fertig. Die Ehrlichiose lässt sich auch gut mit Antibiotika behandeln. Schwere Fälle dieser Infektion betrafen vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.

4. Schutz vor Zeckenstichen

Der wirksamste Schutz vor Borreliose und FSME ist es natürlich, erst gar nicht von den Zecken gebissen zu werden. Folgende Verhaltensmaßnahmen sind sinnvoll:

  • Meiden Sie so gut wie möglich hohes Gras, Gebüsch und Unterholz.
  • Einen gewissen Schutz vor Zecken bietet geschlossene, helle Kleidung, vor allem lange Hosen. Es gehört ins Reich der Sagen und Legenden, dass Zecken auf Bäumen ihren Opfern auflauern und sich auf sie herunterfallen lassen. Sie befinden sich vielmehr im Gras.
  • Sie können auch mit Insektenschutz-Mitteln (so genannten Repellents) versuchen vorzubeugen.
  • In Zeckengebieten werden oft Warnschilder aufgestellt. Stecken Sie dort Ihre Hosenbeine in die Socken. Zecken krabbeln nämlich auf der Kleidung und auf dem Körper, bis sie freie, warme und weiche Haut finden. Ihre bevorzugten Körperregionen sind die Leisten, die Achselhöhlen und der Kopf.
  • Schütteln Sie zu Hause gründlich Ihre Kleidung auf dem Balkon aus. Suchen Sie sich und Ihre Kinder gründlich nach Zecken ab.

5. Entfernen von Zecken

Es ist wichtig, die Zecken schnellstens zu entfernen. Die Erregervermehrung in der Zecke setzt erst richtig mit fortgeschrittener Blutmahlzeit ein. So gelangen Borrelien für gewöhnlich erst 12 bis 24 Stunden nach dem Einstich in den Wirt (Menschen). Dabei darf – entgegen allen alten Lehrbuchmeinungen – die Zecke nicht mit irgendeiner Art von Öl beträufelt werden, um zum Loslassen gebracht zu werden. Auch Nagellack und Klebstoff dürfen nicht verwendet werden. In Ihrem Erstickungskampf spuckt die Zecke vermehrt Speichel in die Wunde. Mit ihm gelangen auch die Erreger in den Wirt.

Die Zecke soll auch nicht – in welcher Richtung auch immer – herausgedreht werden. Packen Sie vielmehr mit einer spitzen Pinzette den Kopf der Zecke so dicht wie möglich an der Haut und ziehen Sie das Tier beherzt heraus. Erfahrenen „Zeckenentfernern“ genügen auch die Fingernägel und ein schneller Ruck. Auf jeden Fall sollte auch ein Drücken oder Quetschen des Zeckenleibes vermieden werden. Bleibt der Zechenkopf trotz aller Vorsichtsmaßnahmen im Körper stecken, lassen sie ihn von Ihrem behandelnden Arzt entfernen.