Was löst die Infektion aus? Wie kann man sich anstecken?
Zecken sind weltweit die Überträger von circa 25 Infektionskrankheiten. In unseren Breiten kann der Biss einer Zecke zu zwei Erkrankungen führen: der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) und der Borreliose. Gegen FSME – einer entzündlichen Erkrankung des Gehirns oder der Hirnhäute – kann man sich impfen lassen. Umgangssprachlich spricht man auch von der sogenannten „Zeckenimpfung“. Borreliose wird durch Bakterien hervorgerufen und ist mit Antibiotika behandelbar. Diese Krankheit schlägt sich vornehmlich auf die Gelenke nieder.
Auslöser der FSME ist das FSME-Virus, von dem eine westliche und östliche Variante unterschieden wird. Die Übertragung durch Zecken erfolgt in den Aktivitätszeiten der Blutsauger von März bis November.
Ein weiterer Übertragungsweg ist der Verzehr von nicht gekochter und nicht pasteurisierter Milch von Tieren, die infiziert sind. Sie scheiden das Virus über die Milch aus (bsp. Kühe, Ziegen). Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch erfolgt nicht.
Wie sieht das Erkrankungsbild aus? Welche Komplikationen treten auf?
Nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich zehn Tagen (selten: vier bis 28 Tagen) kommt es zu einem leichten Fieberschub (38,5 Grad Celsius) mit Kopfschmerzen, Mattigkeit und evtl. Durchfällen. Diese Anzeichen der Infektion zeigen sich nur ein paar Tage. Im günstigsten Fall des Krankheitsverlaufs hat der Betroffene nach diesen wenigen Symptomen die Infektion schon überstanden, Antikörper gebildet und ist sein Leben lang immun gegen die Viren.
Es gibt jedoch noch drei wesentlich ungünstiger verlaufende Varianten der FSME.
Ungefähr bei jedem 10. Infizierten kommt es zu einem erneuten Fieberanstieg (39 Grad Celsius), der die zweite Phase der Erkrankung einleitet.
Dabei lassen sich folgende Krankheitsausprägungen unterscheiden:
- eine Meningitis (Hirnhautentzündung), bei ca. 47 Prozent der Fälle,
- eine Meningoenzephalitis (42 Prozent der Fälle), bei der zusätzlich eine Gehirnentzündung auftritt,
- eine Enzephalomyelitis: Hier sind Rückenmark und Gehirn entzündet! (11 Prozent der Fälle).
Die Meningitiszeichen sind Nackensteifigkeit und starke Kopfschmerzen, bei der Enzephalitis (= Hirnentzündung) kommen Bewusstseins- und Bewegungsstörungen hinzu. Bei einer Entzündung des Rückenmarks (Myelitis) treten zudem Lähmungen von Armen und Beinen sowie der Harnblase auf.
Bleibende Folgen der Erkrankung können Störungen des Gehörs, der Bewegungsfähigkeit und Lähmungen sein.
Bei einem Prozent der Infizierten endet die FSME tödlich (westliche Virus-Variante aus West-, Mittel-, Nordeuropa), bei der östlichen Variante des Erregers sind es zehn Prozent.
Allgemein anzumerken ist, dass die Infektion mit zunehmendem Alter schwerwiegender verläuft.
Wie verbreitet ist die FSME?
In Deutschland ist das Virus in weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs sowie vereinzelt in Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen verbreitet; im deutschsprachigen Raum, in Österreich und der deutschsprachigen Schweiz.
Die weltweite Ausbreitung erstreckt sich von den Vogesen bis nach Japan.
In Westeuropa gibt es so gut wie keine FSME. Die eigentliche Verbreitungsgebiete beginnen östlich des Rheins. In Nordeuropa ist vor allem Schweden betroffen, vereinzelt Finnland. Dramatisch gestaltet sich die Situation im Baltikum (Estland, Lettland, Litauen). Von Russland zieht sich der FSME-Gürtel bis zur japanischen Insel Hokkaido. Südlicher kommt FSME auch in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Kroatien und Slowenien vor.
Alles „rund“ um die Impfung
Impempfehlung: Die STIKO (Ständige Impfkommission am Robert Koch Institut) empfiehlt die Impfung in offiziell anerkannten Risikogebieten als präventive (= vorbeugende) Maßnahme für alle Personen, die sich dort aufhalten.
Besondern empfehlenswert ist sie für Menschen, die sich in Risikogebieten aus beruflichen Gründen viel in der freien Natur aufhalten (bsp. Förster, Jäger, Waldarbeiter, Weinbauern, Straßenwärter usw.), oder die sich in ihrer Freizeit viel draußen bewegen (wandern, Pilze suchen, joggen, fischen, Rad fahren usw.).
Impfstoff: Es handelt sich um einen Totimpstoff; bei dem die Erreger mit Formaldehyd abgetötet werden. Die Viren können die Krankheit nicht mehr auslösen. Der Impfstoff wird gespritzt. Die Effizienz der Impfung liegt bei 98 bis 99 Prozent.
Impfalter: Die Impfung ist für Kinder ab dem 1. Lebensjahr möglich. Es wird aber empfohlen, die Notwendigkeit der Impfung bei ein- bis zweijährigen Kindern genau mit dem Arzt abzuwägen.
Impfhäufigkeit: Die FSME-Impfung besteht aus drei Injektionen. Die zweite Injektion erfolgt im Abstand von ein bis drei Monaten, die Dritte nach neun bis zwölf Monaten. Der Impfschutz tritt circa zwei Wochen nach der zweiten Impfung ein.
Eine Auffrischung erfolgt bei Personen unter 60 Jahren alle fünf Jahre. Bei der Altersgruppe darüber ist die Auffrischung schon nach drei Jahren empfehlenswert.
Daneben gibt es ein Schnellimpfschema für dringende Fälle, bei denen Risikoaktivitäten in Risikogebieten stattfinden. Hier erfolgt nach der Erstimpfung im Abstand von 7 Tagen die Zweite und nach 21 Tagen die dritte Impfung. Die Auffrischung muss bereits nach 18 Monaten stattfinden. Dann besteht erst ein Langzeitschutz für fünf Jahre.
Impfreaktion: Es kann zu Schmerzen, Schwellungen und Rötung an der Impfstelle kommen. Selten treten Temperaturerhöhung, Mattigkeit sowie Kopf- und Gliederschmerzen auf. Bei gleichzeitiger Verabreichung des Tetanus-Impfstoffes wurden auch Nervenentzündungen beschrieben (sehr selten).
Kontraindikation: gravierende Reaktionen bei einer früheren Impfung mit dem FSME-Impfstoff.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009