Glioblastom (engl. glioblastoma)

         

Glioblastom (engl. glioblastoma) Das Glioblastom ist ein sehr bösartiger und zudem häufiger Gehirntumor (WHO-Klassifikation Grad IV). Er entsteht aus den sogenannten Gliazellen (Stützzellen) in der weißen Gehirnsubstanz und stellt somit einen primären Gehirntumor dar, das heißt, er entsteht im Gehirn selbst und ist keine Tochtergeschwulst (Metastase) eines anderen Tumors. Etwas über ein Fünftel aller primären Gehirntumoren sind Glioblastome. Die bösartige Erkrankung tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen. Es handelt sich um eine typische Tumorart des Erwachsenenalters. Was sich genau begünstigend auf die Entstehung dieser Wucherungen auswirkt, ist nicht bekannt. Eine erbliche Komponente oder Kopfverletzungen scheinen ausgeschlossen. Lediglich eine hohe Dosis an ionisierender Strahlung oder das Turcot-Syndrom, eine sehr seltene erbliche Erkrankung, kann in Zusammenhang mit der Entstehung eines Glioblastoms gebracht werden.

Entstehungsort

Glioblastome entstehen vorwiegend im Großhirn. Seltener findet man sie im Zwischenhirn, Hirnstamm oder Balken (= Verbindung zwischen den Hirnhälften). Glioblastome, die über den Balken von einer Hirnhälfte in die andere wachsen, werden als „Schmetterlingsgliome“ bezeichnet. Seltene Lokalisationen der bösartigen Geschwulst sind das Kleinhirn und Rückenmark. Typisch für den Tumor ist, dass er diffus in das umgebende Gewebe einwächst.

Symptome

Welche Symptome bei einem Gehirntumor zuerst auftreten, hängt von seiner Lokalisation im Gehirn ab. Häufige Erstsymptome stellen Kopfschmerzen dar, die immer wieder auftreten und hartnäckig bestehen bleiben. Ein weiteres Alarmsignal sind plötzlich auftretende epileptische Anfälle, bei bis dahin gesunden Patienten. Diese müssen immer mit bildgebenden Verfahren abgeklärt werden. Neurologische Ausfälle, wie Sehstörungen, Lähmungserscheinungen oder Sprachstörungen können – je nach Lokalisation des Tumors – hinzukommen. Typisch sind auch Persönlichkeitsveränderungen des Patienten, die sich durch Aggressivität, sehr große Freundlichkeit oder Distanzlosigkeit äußern können.

Weitere Krankheitszeichen sind Übelkeit und Erbrechen, die vor allem in den frühen Morgenstunden in Erscheinung treten. Sie sind neben einer abnormen Schläfrigkeit (Somnolenz) Zeichen für eine Erhöhung des Hirndrucks. Diese Symptome treten in weiter fortgeschrittenen Krankheitsstadien auf.

Diagnose

Wichtig für die Diagnosestellung ist die Erhebung der Krankengeschichte. Es schließen sich neurologische Tests an. Mithilfe von bildgebenden Verfahren (MRT, CT) kann der Tumor sichtbar gemacht werden. Oft wird zudem ein Kontrastmittel intravenös verabreicht, um die Ausdehnung des Tumors besser sichtbar zu machen, da Glioblastome das Kontrastmittel in sich aufnehmen. Letztendliche Gewissheit gibt die feingewebliche Beurteilung der Tumorzellen durch einen Pathologen. Dazu wird krankes Gewebe bei einer sogenannten stereotaktischen Hirnbiopsie oder bei der Entfernung des Tumors entnommen.

Behandlung

Als Standardtherapie gilt die operative Entfernung des Tumors. Dabei versucht man möglichst wenig Gehirngewebe zu beschädigen, welches für die weitere Lebensqualität wichtig ist. Eine vollständige Entfernung des Tumors wird als nicht möglich angesehen, da sich der Tumor diffus infiltrativ (= einwachsend) ausbreitet und einzelne bösartige Zellen immer schon in gesundes Gewebe gestreut haben. Daher schließt sich an die Operation immer auch eine mehrmonatige Strahlentherapie an.

Eine Chemotherapie wird beispielsweise als lebensverlängernde Therapieoption bei einem Wiederauftritt (Rezidiv) des Tumors angewendet.

Trotz aller Behandlungsmaßnahmen zeigt das Glioblastom die Tendenz, an anderer Stelle im Gehirn aufzuflammen oder der bestehende Tumor nimmt auch nach der Chemotherapie wieder an Größe zu. Die Größenzunahme des Tumors und die Bildung von Flüssigkeit im Gehirn (Gehirnödem) führt schließlich zu einer Erhöhung des Hirndrucks und letztendlich zum Ausfall des Atemzentrums.

Aufgrund der wenig zu Frieden stellenden derzeitigen Behandlungsoptionen wird an einigen neuen Behandlungsansätzen geforscht (Nanopartikel, Hemmung von tumorversorgenden Blutgefäßen oder Wachstumsfaktoren, Gentherapie).

Prognose

Die Prognose ist ungünstig. Nach fünf Jahren leben nur noch drei Prozent der Erkrankten. Manche Menschen haben aber auch mehrere Jahre ein Glioblastom. Eine Therapie mit Operation, Strahlen- und Chemotherapie wirkt lebensverlängernd und kann die Symptome mildern.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.06.2008