Reisedurchfall – Reisediarrhö (engl. traveller’s diarrhoe) Reisedurchfall ist eine Sammelbezeichnung für Durchfallerkrankungen, die während einer Reise auftreten. Er zählt zu den häufigsten Erkrankungen im Urlaub. Dabei hängt die Häufigkeit des Auftretens ganz entscheidend vom Reiseziel und dem individuellen Reisestil ab. Die meisten Erkrankungen treten bei Reisen nach Afrika, Indien und Südamerika auf; Rucksacktouristen haben das höchste Risiko sich zu infizieren.
Ursachen von Reisedurchfall
Verursacher des Reisedurchfalls sind Mikroorganismen, die der Betroffene durch kotaminierte Nahrung oder Getränke zu sich nimmt. In der Hälfte der Fälle sind enterotoxinbildende E.coli-Stämme (ETEC Bakterien) für die Beschwerden verantwortlich. E.coli ist ein Darmbakterium, das durchaus in der natürlichen Darmflora vorkommt; ETEC Bakterien sind krankmachende Varianten dieses Keims.
Daneben sind noch andere Bakterienarten, wie beispielsweise Salmonellen oder die Erreger von Typhus und Cholera, Auslöser von Brech-Durchfällen. Selten führt der Befall von Viren oder Parasiten zu den Beschwerden. Begünstigend auf die Infektion mit den Mikroorganismen wirken sich zudem folgende Umstände aus:- ungewohnte Klimaverhältnisse,
- fremde Speisen und Getränke,
- psychische Belastungen,
- Jetlag.
Symptome
Die häufigsten Krankheitszeichen sind:
- wässrige bis breiige Stühle, die mehrmals täglich auftreten, eine schwarze bis gelbliche Färbung aufweisen und übel riechen;
- krampfartige Bauchschmerzen mit Blähungen;
- Übelkeit und Erbrechen.
Bei schwereren Verlaufformen kommen noch Fieber und Blut im Stuhl dazu. Ist der Flüssigkeitsverlust sehr hoch, so zeigen sich deutliche Austrocknungserscheinungen (Faltenbildung der Haut, spärlicher Urin, trockene Schleimhäute). Der Betroffene fühlt sich stark im Allgemeinbefinden beeinträchtigt, bisweilen kommt es zum Kreislaufzusammenbruch und Schock.
Diagnose
Hält der Durchfall mehrere Tage an, so sollte ein Arzt aufgesucht werden. Anhand des Krankheitsverlaufs ergibt sich oft schon ein Verdacht auf den auslösenden Keim. Bei länger dauernden Durchfällen wird eine Stuhlprobe genommen. Bei Reisen in Länder, in denen Typhus oder Cholera vorkommen, sollte auch eine Blutuntersuchung stattfinden, um diese Erkrankungen auszuschließen oder sie gegebenenfalls speziell abgestimmt zu behandeln.
Therapie von Reisedurchfall
Das Hauptaugenmerk der Behandlung liegt auf dem Ausgleich der verloren gegangen Flüssigkeit und Elektrolyte. Eine besonders schnelle Therapie sollte bei Kindern, Senioren und abwehrgeschwächten Personen eingeleitet werden, da diese sehr schnell Kreislaufprobleme bekommen können.
Der Ersatz des Flüssigkeits- und Elektrolytdefizits kann mit fertigen Elektrolytpulvern erfolgen, die mit abgekochtem Wasser aufgefüllt werden. Notfalls kann auch eine selbst hergestellte Lösung aus fünf gestrichenen Esslöffeln Zucker, ein bis zwei gestrichenen Teelöffeln Salz und einem Liter abgekochtem Wasser, verwendet werden. Die Flüssigkeit wird mit ca. 200 Milliliter Orangen- oder Bananensaft (Kaliumspender!) abgeschmeckt. Medikamente, die die Darmtätigkeit rigoros stoppen (bsp. Loperamid), können vorübergehend, keinesfalls überdosiert für einen kurzen Zeitraum genommen werden. Der starke Flüssigkeitsverlust unterbleibt, jedoch werden die krankheitserregenden Keime nicht ausgeschieden und können den Darm weiter schädigen. Vor allem bei Kindern kann die (vorbeugende) Einnahme von Präparaten (bestimmte Hefen), welche die Darmflora aufbauen, sinnvoll sein. Fettiges Essen und Milchprodukte können den Durchfall verschlimmern. Verträgliche Speisen in den ersten Krankheitstagen sind daher dünne Brühen, Salzstangen, Zwieback und geriebene Äpfel. Später werden auch Reis und Kartoffeln vertragen. Ab dem fünften Tag kann auf normale Kost umgestiegen werden.Vorbeugung
Als Faustformel gilt: Wasser immer abkochen, die Nahrungsmittel ausreichend erhitzen und Obst und Gemüse schälen oder darauf verzichten. Es sollte auch auf Eiswürfel verzichtet werden und nur abgekochtes Wasser oder Wasser aus versiegelten Flaschen für das Zähneputzen verwendet werden. Weitere kritische Speisen im Urlaub sind: rohe Salate und Salatsoßen, Getränke ohne Versiegelung, Eis, Mayonnaise und Milch.
Gegen Reisedurchfall kann nicht generell geimpft werden, da zu viele Erreger mögliche Auslöser der Erkrankung sind. Prophylaktisch kann vor Auslandsaufenthalten in Ländern, in denen vermehrt Typhus auftritt, vor Reiseantritt geimpft werden. Eine generelle, vorbeugende Impfung gegen Cholera in Verbreitungsgebieten der Erkrankung wird unterschiedlich beurteilt. med. Redaktion Dr. med. Werner KellnerAktualisierung 5.11.2007