Anatomie der Wirbelsäule

Um die Geschehnisse bei einem Bandscheibenvorfall besser zu verstehen, wird auf den Aufbau der Bandscheiben und der Nervenstrukturen im Bereich der Wirbelsäule eingegangen.

Die Bandscheiben (auch Zwischenwirbelscheiben) sind elastische, knorpelige Gebilde, die zwischen zwei benachbarten Wirbelknochen liegen und fest mit ihnen verwachsen sind. Menschen besitzen 23 Bandscheiben. Sie machen ungefähr ein Viertel der Gesamtlänge der Wirbelsäule eines (jungen) Menschen aus. Die Beweglichkeit der Wirbelsäule wird durch sie gewährleistet. Aufgrund ihrer Elastizität fungieren sie als Stoßdämpfer oder Puffer, wenn beim Stehen oder in Bewegung Kraft auf die Wirbelsäule ausgeübt wird.

Jede Bandscheibe besteht aus dem so genannten Anulus fibrosus (Faserring), einem knorpeligen Außenring, und dem Nucleus pulposus (Gallertkern). Der Gallertkern ist im Inneren der Bandscheibe und wird durch den Faserring in Form gehalten. Die Beschaffenheit des Gallertkerns ist stets vom Wasserhaushalt der Bandscheibe abhängig. Je mehr Wasser er enthält, desto elastischer, größer und fester ist er.

In der Wirbelsäule verläuft das Rückenmark, das sich vom Hirnstamm bis zur Lendenwirbelsäule erstreckt. Dort geht es in den Pferdeschweif (Cauda equina), einem Nervenfaserbündel, über und setzt sich bis in das Kreuzbein fort. Entlang der Wirbelsäule zweigen aus dem Rückenmark an den einzelnen Wirbelkörpern je ein Nervenpaar, die Rückenmarksnerven, ab. An ihrem Beginn, der in unmittelbarer räumlicher Nähe zum Rückenmark liegt, münden (=wird neu verschaltet) diese Rückenmarksnerven in einer Nervenwurzel.

Sie verlassen dann links und rechts zwischen zwei Wirbeln durch das Zwischenwirbelloch die Wirbelsäule. Jeder dieser aus dem Rückenmark ausgetretenen Nerven versorgt (innerviert) nun ganz bestimmte Bereiche im Körper. In diesem Zusammenhang fallen häufig die Bezeichnungen „Dermatom“ und „Myotom“. Dabei ist ein Dermatom ein von einer bestimmten Spinalwurzel versorgtes Areal der Haut, ein Myotom ein bestimmter Muskel, der von einem Spinalnerven innerviert wird.

Diese Ausführungen sind für die Diagnostik wichtig. Wird nun eine bestimmte Nervenwurzel gequetscht oder anderweitig bedrängt, so finden sich in dem Kennmuskel einer bestimmten Etage (siehe unten) reduzierte Kraft, oder abgeschwächte Reflexe. Missempfindungen der Haut sind auch im entsprechenden Dermatom zu finden. Als Etage wird der Ort (Höhe) bezeichnet, bei dem die Nervenwurzel aus der Wirbelsäule austritt, also beispielsweise zwischen dem 3. und 4. Lendenwirbel. Aus dem Körperbereich, in dem Ausfallsymptome auftreten, kann also auf den betroffenen Nerven geschlossen werden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 28.06.2007

Anatomie der Wirbelsäule und des Rückenmarkes