Alzheimerkrankheit

Die häufigste Form der Demenz ist nach ihrem Entdecker Alois Alzheimer benannt, der 1901 erstmals die typischen Symptome beschrieb.

Veränderungen im Gehirn

Alzheimer fand bei der Sektion einer betroffenen Patientin, dass ihr Gehirn geschrumpft war, was er auf einen Untergang von Gehirnzellen zurückführte. Außerdem fand er weitere Veränderungen des Gehirns. Die inneren Hirnkammern waren vergrößert und die äußere Furchung des Gehirns trat deutlicher zutage. Auch dies ließ den Schluss auf einen Untergang von Gehirnzellen zu.
Außerdem fand er bei feingeweblichen Untersuchungen sogenannte Plaques und Neurofibrillen.

Plaques

Die sogenannten senilen Plaques sind Ablagerungen außerhalb der Zellen. Alzheimer fand sie vor allem in der gesamten Hirnrinde, besonders aber in der Großhirnrinde.
Diese Plaques bestehen aus einem bestimmten Eiweißstoff – dem Amyloid (genauer: Beta-42-Amyloid). Dieses Abfallprodukt entsteht bei Spaltungsvorgängen, die von bestimmten Enzymen gesteuert werden. Es schädigt die Nervenzellen. Die Plaques können nur sehr schwer abgebaut werden. Deshalb schreitet der Prozess der Plaquebildung immer weiter voran und immer mehr Nervenzellen werden zerstört.

Neurofibrillen

Des Weiteren fielen Alzheimer sogenannte Neurofibrillen auf. Sie bestehen aus Ketten von „Tau-Proteinen“. Diese Eiweißmoleküle befinden sich im Zellinneren. Im Krankheitsprozess verändern sich die Proteine derart, dass sie die Funktion der Nervenzelle beeinträchtigen und diese letztlich abstirbt.
Die Ablagerung der Neurofibrillen und der nachfolgende Schwund der Hirnzellen verlaufen nach dem immer gleichen Schema:
Die pathogenen Veränderungen beginnen in den vorderen (frontalen) Bereichen des Gehirns, dem sogenannten Riechhirn. Dies macht auch begreiflich, dass Störungen des Geruchssinns ein Frühsymptom von Alzheimer sind. Von der regio entorhinalis (Geruchshirn) greifen die Neurofibrillen dann auf den Hippokampus über. Diese Hirnregion wird für die Gedächtnisfunktion verantwortlich gemacht. Von hier aus überziehen die Fibrillen dann die gesamte Hirnoberfläche.

Botenstoffe

Heute weiß man, dass auch Botenstoffe, die der Signalübermittlung zwischen den Nervenzellen dienen, bei der Alzheimerkrankheit eine Rolle spielen.
Durch den Untergang von Gehirnzellen in bestimmten Hirnarealen tritt ein Mangel an Botenstoffen (Neurotransmittern) auf, die in der betreffenden Hirnregion produziert werden. Die Signalübermittlung funktioniert somit immer schlechter.

Bei der Alzheimererkrankung kommt es schon früh zu einem Mangel des Botenstoffes Azetylcholin. Dieser führt zu einer Beeinträchtigung des geistigen Leistungsvermögens, was sich vor allem durch eine Störung des Kurzzeitgedächtnisses bemerkbar macht. Je stärker der Mangel wird, desto ausgeprägter werden die Symptome. Azetylcholin ist neben dem Erinnern auch für das Denken, Lernen und die räumliche Orientierung verantwortlich. Auch für die Stabilität unserer Emotionen ist es verantwortlich.

Ein weiterer Botenstoff, der bei der Alzheimerkrankheit eine Rolle spielt, ist der Botenstoff Glutamat. Er findet sich vor allem im Hippokampus und in bestimmten Abschnitten des Frontalhirns. Bei Demenzkranken findet sich ein Zuviel dieses Stoffes im sogenannten synaptischen Spalt. Dies bedeutet, dass auch im Ruhezustand die Nerven dauererregt werden. Letztendlich kann die Nervenzelle der Dauererregung nicht mehr Stand halten und sie verliert ihre Funktionstüchtigkeit.

Neben Azetylcholin und Glutamat sind auch noch zwei weitere Botenstoffe vom Untergang der Gehirnzellen betroffen. Bekannt sind geringere Konzentrationen an Noradrenalin und Serotonin. Beide Botenstoffe nehmen Einfluss auf die Stimmung und das Verhalten.

Serotonin ist für die Regulation unserer Stimmung und die Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren, verantwortlich.
Noradrenalin ist an der Stimmungsregulation beteiligt. Ist zu wenig von diesem Botenstoff vorhanden, so kann dies zu Depressionen führen. Ein Zuviel bedingt dagegen Überreiztheit und nicht angemessene heftige Reaktionsweisen.

Ist Alzheimer erblich?

Eine bestimmte – sehr seltene Form – ist erblich. Hier beginnt die Erkrankung auch schon früher und nicht erst jenseits des 65. Lebensjahres. Bei der Mehrzahl der Erkrankungen handelt es sich aber um sporadische Fälle. Sie folgen einem Zufallsmuster und nicht einem klassischen Erbgang. Die Erkrankung setzt hier viel später ein und scheint eher auf Störungen des Hirnstoffwechsels zurückführbar zu sein. Als Ursachen dieser Störungen werden beispielsweise durch Stress bedingte Veränderungen des Glukose-Stoffwechsels, der Cholesterinverteilung und der Durchblutung genannt. Jede dieser Beeinträchtigungen reicht für sich nicht aus, eine Demenz herbeizuführen, aber in der Summe ist dies gut denkbar.

Resümee dieser Erkenntnis ist, dass genetische Untersuchungen bei der Abschätzung einer möglichen Erkrankung eher im Hintergrund stehen. Sinnvoll ist es aber, Risikofaktoren, wie hohen Blutdruck, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen, Bewegungsmangel und Übergewicht, im Auge zu behalten. Dies sind Risikofaktoren, die das Entstehen einer Demenz begünstigen können.

Quelle:

Demenz – Hilfe für Angehörige und Betroffene, Stiftung Warentest 2006

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011