Die Hüftdysplasie ist eine angeborene Fehlstellung des Hüftgelenks. Die Erkrankung zählt zu den häufigsten angeborenen Skelettfehlbildungen. Zu einer Hüftdysplasie kommt es, wenn die so genannte Hüftpfanne, die einen Teil des Beckens darstellt, noch nicht richtig ausgebildet und somit zu flach ist. Der kugelförmige Kopf des Oberschenkelknochens kann so nicht richtig im Gelenk sitzen. Der Oberschenkelknochen findet keinen Halt. Rutscht der Oberschenkelknochen völlig aus der Gelenkpfanne heraus, handelt es sich um eine so genannte Hüftluxation. Die Hüftdysplasie kann an einer oder beiden Hüften (bei ca. 40% der betroffenen Kinder) vorkommen. Die Hüftdysplasie tritt bei 1 – 3 Prozent, eine Hüftluxation nur bei 0,2% der Neugeborenen auf. Bei Mädchen kommt die Hüftdysplasie sechsmal häufiger vor als bei Jungen.
Die Hüftdysplasie ist in den meisten Fällen erblich bedingt. Gefährdet sind Kinder, bei denen enge Verwandte unter derselben Fehlbildung litten. Es gibt jedoch auch bestimmte Risikofaktoren, die die Entstehung dieser Skelettfehlbildung begünstigen. So können bestimmte Geburtspositionen des Kindes, wie eine Steiß- oder Beckenendlage, eine Verschiebung des Hüftkopfes in der Hüftpfanne bewirken. Die beengte Platzsituation bei Mehrlingen begünstigt ebenfalls die Entstehung der Erkrankung.
Es werden auch noch weitere Faktoren diskutiert, die die Entstehung der Hüftdysplasie fördern: So bewirkt das Schwangerschaftshormon Progesteron bei der werdenden Mutter die Auflockerung des Beckenrings. Es wird vermutet, dass bei weiblichen Föten die erhöhten Hormonkonzentrationen zu einer stärkeren Auflockerung der Hüftgelenkskapsel führen. Ebenso begünstigen Missbildungen der Wirbelsäule, der Beine und der Füße die Fehlbildung.
Das Krankheitsbild bei einer Hüftdysplasie stellt sich folgendermaßen dar: Die Beweglichkeit der Beine ist eingeschränkt. Das Kind kann die Beine nicht richtig abspreizen (Spreizhemmung). Sie bemerken dies zum Beispiel beim Wickeln, wenn Sie Schwierigkeiten mit dem Spreizen des Oberschenkels des Kindes haben. Wenn der Gelenkkopf des Oberschenkels bereits aus der Gelenkpfanne herausgerutscht ist, wirkt das betroffene Bein kürzer. Ein weiteres Symptom ist, dass die obersten Pofalten auf unterschiedlicher Höhe sind. Bei beidseitiger Erkrankung kann dieses Asymmetriemerkmal jedoch fehlen. Die Hüftdysplasie und die Hüftluxation kann bereits im Rahmen der U2 diagnostiziert werden. Diese Routineuntersuchung findet zwischen dem 3. und 10. Lebenstag des Säuglings, meistens noch in der Geburtsklinik, statt. Dabei wird die Hüfte des Kindes zunächst nach den offensichtlichen äußeren Merkmalen, wie Abspreizhemmung und Faltenasymmetrie, beurteilt. Ebenso fragt der behandelnde Orthopäde nach Risikofaktoren, wie familiäre Belastung, Beckenendlage und Mehrlingen. Standardmäßig wird dann noch eine Sonographie beider Hüften (Hüftultraschall) durchgeführt. Meistens nach fünf Wochen im Rahmen der U3 (zwischen der 4. und 6. Lebenswoche) erfolgt eine weitere Untersuchung des Säuglings mit Hüftultraschall beim Orthopäden.
Die Folge einer nicht rechtzeitig erkannten oder nicht behandelten Hüftdysplasie kann beispielsweise eine Hüftluxation sein, bei der der Oberschenkelknochen aus der Gelenkpfanne herausrutscht. Eine Spätfolge einer unbehandelten Hüftdysplasie ist ein vorzeitiger Verschleiß des Hüftgelenks. Die Betroffenen erkranken dann schon im frühen Erwachsennealter an einer Arthrose des Hüftgelenks.
Die Diagnose und Behandlung einer Hüftdysplasie sollte so schnell als möglich erfolgen. Wird die Erkrankung in den ersten Lebenswochen und -monaten konsequent behandelt, entwickeln sich die Hüftgelenke der betroffenen Kinder in über 90% der Fälle völlig normal. Ihr behandelnder Mediziner wird Ihrem Kind eine Spreizhose verordnen. Durch sie wird der Hüftgelenkskopf so in der Gelenkpfanne gehalten, dass falsche Belastungen vermieden werden und sich die Hüftgelenkspfanne langsam richtig entwickeln kann. Ein optimaler Behandlungserfolg tritt oft schon ein, wenn das Kind die Spreizhose für drei bis sechs Monate trägt. Dabei ist es wichtig, dass Ihr Kind die Spreizhose ständig anhat. Das Tragen einer Spreizhose tut nicht weh. Manchmal kann es jedoch nötig sein zu operieren. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn konservative Behandlungsmethoden, wie das Tragen einer Spreizhose, Schienen, Bandagen oder Gips, keinen Erfolg haben. Das Gelenk kann auch nicht immer mit konservativen Methoden behandelt werden.
Einige Zeit nach Abschluss der Behandlung sollte mit einer Röntgenuntersuchung der Behandlungserfolg kontrolliert werden.