Hämatokrit (Hkt, Hk, HCT) – Zellpackungsvolumen

Der Hämatokrit gibt den Anteil aller festen Blutbestandteile im Gesamtblut an. Er wird meist zusammen mit dem kleinen Blutbildes bestimmt. Insbesondere ist er für die Diagnose der Anämie von Bedeutung.

Mit Hilfe des Hämatokrit kann eine Aussage über die Zähigkeit (Viskosität) des Blutes gemacht werden. Mit steigenden Hämatokritwerten werden die Fließeigenschaften des Blutes beeinträchtigt. So erhöht sich der Strömungswiderstand in den Blutgefäßen mit der Folge, dass es zu einer Mehrbelastung des Herzens und einer eingeschränkten Durchblutung der Organe kommt.

Was kann der Anlass der Untersuchung des Hämatokritwertes sein?

Der Hämatokrit dient der Diagnose und Verlaufskontrolle von Anämien („Blutarmut“). Zudem gibt er Auskunft über eine abnorme Vermehrung der roten Blutkörperchen (Polyglobulie).

Auch zur Verlaufsbeurteilung der Blutzusammensetzung in der Notfallmedizin, bei der therapeutischen Blutverdünnung oder in der Transfusionsmedizin ist er wichtig.

Wie wird der Hämatokrit-Wert bestimmt und wovon ist er abhängig?

Der Hämatokrit wird aus venösem Vollblut oder Kapillarblut bestimmt. Ein Milliliter Vollblut wird mit einem Antikoagulanz (= Antigerinnungsmittel) ungerinnbar gemacht und dann unter definierten Bedingungen in einem Röhrchen zentrifugiert.

Feste Blutbestandteile, wie die roten und weißen Blutkörperchen sowie die Thrombozyten setzen sich ab. Darüber bildet sich eine Säule aus den flüssigen Bestandteilen des Blutes – das Blutplasma.

Der Anteil der Leukozyten und Thrombozyten an den zellulären Bestandteilen ist vernachlässigbar. Der Hämatokrit gibt daher vornehmlich Auskunft über den Anteil der roten Blutkörperchen im Verhältnis zum Gesamtvolumen einer Blutprobe.

Der Hämatokrit wird folgendermaßen berechnet:

Hkt = Länge der roten Blutzellsäule in Millimeter / Länge der gesamten Blutzellsäule (rote Blutzellsäule plus Blutplasmasäule in Millimetern)

Abhängig ist der ermittelte Wert von der Anzahl und dem Volumen der roten Blutkörperchen sowie vom Plasmavolumen.

Was sind die Referenz-/Normalwerte?

Hämatokrit-Normalwerte für Erwachsene     Angabe als Fraktion Relativprozent Weißhäutige (Kaukasier) Frauen 0,42 (0,36 – 0,48) 42 (36 – 48)   Männer 0,46 (0,40 – 0,53) 46 (40 – 53) Dunkelhäutig Frauen 0,38 (0,34 – 0,43) 38 (34 – 43)   Männer 0,42 (0,34 – 0,48) 41 (34 – 48) Athleten Frauen 0,41 (0,37 – 0,45) 41 (37 – 45)   Männer 0,45 (0,40 – 0,50) 45 (40 – 50)

Was kann ein zu hoher Hämatokrit-Wert bedeuten?

Bei zu hohen Werten sind die roten Blutzellbestandteile (= Erythrozytenmasse) im Blut vermehrt vorhanden oder die flüssigen Bestandteile (Blutplasma) sind vermindert vertreten.

Ursachen für die zu hohen Hämatokrit-Werte sind:

  • Eine krankhafte Vermehrung der roten Blutkörperchen, beispielsweise bei schweren chronischen Herz- oder Lungenkrankheiten, bestimmten Nierenerkrankungen und Polycythaemia vera (seltene Blutbildungsstörung).
  • Eine Verringerung der flüssigen Bestandteile des Blutes, bei Austrocknung des Körpers oder starkem Flüssigkeitsverlust. Die Gründe können in einer unzureichenden Flüssigkeitszufuhr (alte Menschen, Schwerkranke) oder bei Durchfällen liegen. Auch starkes Schwitzen ohne entsprechende Flüssigkeitszufuhr beeinträchtigt den Hämatokrit-Wert.
  • Rauchen.
  • Erythrozytenvermehrung nach einer Organtransplantation.

Zudem stellt ein erhöhter Hämatokrit-Wert ein erhöhtes Risiko für Gefäß- und Stoffwechselerkrankung sowie Thrombosen, also für Schlaganfälle oder die koronare Herzkrankheit (KHK), dar.

Wann ist der Hämatokrit-Wert zu niedrig?

Verminderte Hämatokritwerte bedeuten, dass zu wenige feste Blutbestandteile vorhanden sind. Begleitend sind meist die roten Blutkörperchen oder die Blutfarbstoffwerte (Hämoglobin) vermindert. Dies ist vor allem für die Diagnose einer Anämie von Bedeutung.

Ist jedoch die Erythrozytenmasse normal und das Plasmavolumen erhöht, so bezeichnet man dies als eine Pseudoanämie.

Verminderte Hämatokrit-Werte treten in folgenden Fällen auf:

  • bei akuten Blutverlusten (nach 12 – 36 Stunden);
  • in der Schwangerschaft (das Plasmavolumen steigt proportional mehr als die Erythrozytenmasse);
  • bei Leistungssportlern;
  • bei verschiedene Formen der Anämie.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009