Orthopädische Matratze – Merkmale, Liegezonen und Material

Was ist eigentlich eine orthopädische Matratze? Sieht man sich verschiedene Glossare an, die Begriffe zu Matratzen erläutern, so trifft man nie auf diesen Begriff. Allerdings ist er in aller Munde und wird von den Matratzenherstellern als werbewirksames Zusatzattribut für eine Matratze verwendet.

In Ermangelung einer allgemeingültigen Definition nähern wir uns dem Begriff der „orthopädischen Matratze“ an, indem wir uns ansehen, was unter dem Begriff „Orthopädie“ verstanden wird.

Diese medizinische Disziplin befasst sich mit der Entstehung, Verhütung, Erkennung und Behandlung von Funktionsfehlern des Stütz- und Bewegungsapparates, also der Gelenke, Knochen, Muskeln, Sehnen und Bänder. Bekannte Krankheitsbilder, die orthopädisch behandelt werden, sind der Bandscheibenvorfall, der Hexenschuss – also Rückenleiden -, der steife Nacken und Arthrosen. Das häufigste Symptom, das auf ein Rückenleiden hindeutet, sind Rückenschmerzen.

Weiterhin beeinträchtigen den modernen Menschen vermehrt Muskelverspannungen und Muskelverhärtungen.

Ein Rädchen im Uhrwerk, um diesen komplexen Krankheitsbildern und Symptomen zu begegnen, ist die Wahl der richtigen Matratze und des richtigen Lattenrosts. Wenn man so will ist eine orthopädische Matratze ein Matratze, die hilft Leiden des Bewegungsapparates zu lindern bzw. zu beseitigen.

Orthopädische Matratze – Merkmale

Bestimmte Eigenschaften einer Matratze können helfen, orthopädische Probleme zu lindern oder sogar zu beseitigen:

  • Die Wirbelsäule sollte anatomisch korrekt gestützt werden. Die natürliche Form dieser Stützstruktur ist doppel-S-förmig. Auch im Liegen sollte diese Form erhalten bleiben. Man sieht dies sehr schön, wenn die Wirbelsäule in Seitenlage eine gerade Linie bildet. Dazu müssen die Matratze und der Lattenrost jedoch stützend und gleichzeitig nachgiebig sein. Eine optimal gestützte Wirbelsäule kann sich im Schlaf regenerieren. Außerdem werden Verspannungen vermieden.
  • Eine weitere Eigenschaft, die eine sogenannte „orthopädische Matratze“ aufweisen muss, ist Punktelastizität, d.h. diese beschreibt die punktuelle Verteilung des Gewichts auf der Matratze. Je punktelastischer eine Matratze ist, desto eher gibt sie nur dort nach, wo sie auch belastet wird. Die Körperform wird so optimal nachgebildet und das Gewicht gleichmäßig verteilt. Schultern, Hüfte und Fersen sinken am stärksten in die Matratze ein und werden entlastet.
  • Außerdem sollte eine orthopädische Matratze die Blutzirkulation gewährleisten. Körperbereiche dürfen – aufgrund mangelnder Nachgiebigkeit der Matratze – nicht abgedrückt werden. Dies gewährleisten beispielsweise Matratzen sehr gut, bei denen die Arme und Beine ein klein wenig niedriger liegen, als der Oberkörper.

Orthopädische Matratze – die Liegezonen

Der Begriff der „orthopädischen Matratze“ ist auch eng mit den sogenannten Liegezonen verknüpft. Matratzenhersteller übertrumpfen sich gegenseitig in der Anzahl dieser Liegezonen, die von drei, fünf über sieben bis neun reichen.

Unter Liegezonen einer Matratze versteht man härtere und weichere Bereiche einer Matratze. Diese unterschiedlichen Härtezonen erreichen die Hersteller, indem sie unterschiedliche Drahtstärken mit unterschiedlich harten Abdeckschäumen oder Feinpolstern einsetzen. Bei Schaumstoffmatratzen werden unterschiedlich harte Schaumstoffe zusammengeklebt.

Die Liegezonen sollen die schlafende Person an den erforderlichen Stellen stützen beziehungsweise entlasten. Standard sind inzwischen fünf bis sieben Zonen. Nach Expertenmeinung sind jedoch mehr als drei nicht besonders sinnvoll. In Tests der Stiftung Warentest, die mehrmals jährlich eine Auswahl verschiedenster Matratzen auf „Herz und Nieren“ prüfen sind die unterschiedlichen Zonen kaum messbar und schon gar nicht spürbar.

Der große Kritikpunkt bei dieser Technik ist auch, dass die Menschen unterschiedlich groß sind und niemals alle sieben Zonen bei allen auf der richtigen Stelle liegen. Außerdem bewegen sich Schlafende ständig und nehmen nur selten eine gestreckte Form ein, bei der sie die Zonen nutzen könnten.

Orthopädische Matratze – das Material

Vor allem Viskoschaummatratzen (bsp. aus Tempur), Kaltschaummatratzen oder Latexmatratzen werden oft als orthopädische Matratzen betitelt. Gewiss haben diese Materialien – in der richtigen Härte gewählt – die Eigenschaft, sich optimal dem Körper anzupassen. Vor allem Viskoschaum reagiert auf Körperwärme und Gewicht mit einer gesteigerten Druckverteilung, weil sich dieser Schaumstoff wie eine Gussform dem aufliegenden Körperteil anpasst. Außerdem soll so eine bessere Durchblutung der exponierten Körperpartien wie Schulter, Rücken, Hüfte und Arme stattfinden. Auch die Punktelastizität der Materialien ist hervorragend. Allerdings wird häufig bemängelt, dass Matratzen – vornehmlich mit Viskoschaum – ein zu tiefes Einsinken des menschlichen Körpers bewirken. Dies kann die Bewegungsfreiheit einschränken. Und Bewegung braucht bsp. die menschliche Wirbelsäule, damit die Bandscheiben optimal ernährt werden und der Rumpf stabilisiert wird.

Dass die genannten Materialien nicht immer die besten sein müssen, zeigt eine Studie des Zentrums für Gesundheit an der Deutschen Sporthochschule in Köln (2007). In dieser Studie verglichen die Wissenschaftler die Regenerationsfähigkeit der Wirbelsäule anhand objektiver Daten der Wirbelsäule (verschiedene Längenmaße) und dem subjektiven Empfinden der Probanden. Getestet wurden Schaumstoffmatratzen im Vergleich zu Taschenfederkernmatratzen mit Gel-Einlagen. Letztere schnitten beim Test etwas besser ab.

Orthopädische Matratze – Welche denn nun?

Welche orthopädische Matratze ist denn nun die beste? Auf diese Frage gibt es keine objektive allgemeingültige Antwort. Es hilft nur das eigene Rückengefühl und ein ausgiebiger Test der Matratze.

Manche Händler geben dazu die Matratzen über das Wochenende mit. Bei anderen Matratzen kann man gegen Geld die Matratze für längere Zeit ausleihen. Beim Kauf der Matratze wird diese Leihgebühr oft mit dem Endpreis der Matratze verrechnet. Vor allem bei höherpreisigen Modellen wird so verfahren.

Auch gibt es Angebote, bei denen man 30 Tage kostenlos Probeschlafen kann. Die Matratze kann so unter Realbedingungen im eigenen Schlafzimmer und im Zusammenspiel mit Bettgestell und Lattenrost getestet werden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011