Ikterus – Ursache Therapie Diagnose

         

Ikterus (engl. jaundice, icterus)

Der Ikterus, auch Gelbsucht genannt, ist ein Krankheitssymptom, dass bei mehreren verschiedenen Erkrankungen auftreten kann. Die Gelbsucht zeigt sich in einer hell- bis dunkelgelben Färbung der Haut, der Schleimhäute sowie der Lederhaut des Auges.

Die Verfärbungen werden durch eine erhöhte Konzentration von Bilirubin ausgelöst, einem Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Dabei steigt zunächst die Konzentration des Bilirubins im Blut an (Hyperbilirubinämie), dann kommt es zum Austritt des Abbauproduktes durch das Gefäßendothel und zur Einlagerung im Körpergewebe. Die gelbliche Färbung der Lederhaut des Auges (Sklerenikterus) tritt ab einer Serumkonzentration von ca. 34 µmol/l (= 2,0 mg/dl) ein. Steigen die Werte weiter an, verfärben sich die Haut und Schleimhäute auch gelblich. Das Bilirubin wird schließlich über weitere Köperflüssigkeiten (bsp. Urin -> Bilirubinurie) ausgeschieden, eine Einlagerung in anderen Organen erfolgt.

Was können mögliche Ursachen des Ikterus sein?

Die Ursachen können beispielsweise ein übermäßiger Abbau von Blutzellen (hämolytischer Ikterus) oder ein Überangebot von Gallenfarbstoff, eine Störung der Leberzellen (hepatozellulärer Ikterus) oder eine Blockade der Gänge zwischen Leber und Darm (Verschlussikterus) sein. Oft wird die Gelbsucht von einigen Faktoren gleichzeitig ausgelöst. Im gewissen Rahmen gilt die Neugeborenengelbsucht als normal, da das Enzymsystem der Leber noch nicht ganz ausgereift ist. Diese physiologische Gelbsucht verschwindet normalerweise nach ein paar Tagen von selbst wieder. Es gibt jedoch Erkrankungen (bsp. Rhesusunverträglichkeit), die zu einer erhöhten Abbaurate der Erythrozyten führen. Die Bilirubinkonzentration kann dann so hoch werden, dass das Gehirn geschädigt wird (Kernikterus). Gelbsucht kann auch durch Medikamente verursacht werden. Hier zu nennen sind: Phenacetin, Paracetamol, Steroide, einzelne Psychopharmaka sowie Mittel gegen Tuberkulose. Auch Chemikalien, wie Tetrachlorkohlenstoff, können die Leber derart schädigen, dass eine Gelbsucht entsteht.

Nach welchen Kriterien wird ein Ikterus medizinisch eingeteilt?

Die Einteilung des Ikterus erfolgt nach:

  1. Lokalisation der auslösenden Ursache
  2. pathogenetischen (= Gesamtheit aller krankheitsrelevanten Faktoren) Kriterien
  3. der Farbe (Flavinikterus -> strohgelbe Hautfarbe deutet auf hämolytischen Ikterus hin, Rubinikterus -> rötliche Hautfarbe, v.a. bei akuter Hepatitis, Verdinikterus -> grünliche Hautfarbe v.a. bei Verschlussikterus).

Überschneidungen sind möglich. Die Leber spielt eine zentrale Rolle im Bilirubinstoffwechsel. Dementsprechend wird in Abhängigkeit von der Lokalisation der Störung unterschieden in:

  • Prähepatischer Ikterus: Krankheitsursache beginnt vor dem Leberstoffwechsel
  • Hepatischer- oder Parenchymikterus: es liegt eine Stoffwechselstörung in der Leber selbst vor.
  • Posthepatischer Ikterus: es treten Störungen in den der Leber nachfolgenden Systemen auf.

Prähepatischer Ikterus

Der prähepatische oder hämolytische Ikterus ist auf Veränderungen der roten Blutkörperchen oder des Hämoglobinstoffwechselns zurückzuführen (wird auch als Produktionsikterus bezeichnet). Die roten Blutkörperchen werden normalerweise abgebaut und die Bestandteile wiederverwertet. Bei Patienten mit prähepatischem Ikterus erfolgt die Zersetzung der Blutzellen schneller als normal. Das überschüssige Hämoglobin wird in Bilirubin umgewandelt, von dem dann zu viel vorhanden ist. Diese Vorgänge sind die Ursache der Neugeborenengelbsucht. Die mit fetalem Hämoglobin beladenen Erythrozyten werden vermehrt abgebaut und durch neu gebildete rote Blutkörperchen ersetzt.

Hepatischer Ikterus

Der hepatische oder hepatozelluläre Ikterus wird beispielsweise durch die Schädigung der Leberzellen verursacht, wie sie bei der Alkoholzirrhose oder bei der Virusinfektion Hepatitis auftritt. Der hepatische Ikterus kann aber auch die Folge einer erblichen Störung der Leberenzyme sein. Folgende Stoffwechselabläufe können gestört sein:

  • Die Bilirubinaufnahme in die Leberzelle; Störungen in diesem Bereich verursachen hauptsächlich eine Virushepatitis, Leberzirrhose und bestimmte Medikamente (Antibiotika).
  • Störungen der Bilirubinkonjugation: damit meint man die Umwandlung von wasserunlöslichem, unkonjugiertem Bilirubin in seine wasserlösliche, konjugierte Form. Auslöser sind hier häufig Gendefekte der beteiligten Enzyme, vor allem der UDP-Glukuronyltransferase (bsp. bei Crigler-Najjar-Syndrom).
  • Störung des Transports von konjugiertem Bilirubin aus der Leberzelle (Exkretionsikterus); sowohl Leberzellschäden aus unterschiedlichen Gründen (Hepatitis, Leberzirrhose, Drogenikterus, Alkoholhepatitis, Schwangerschaftsikterus), als auch vererbte Störungen können ursächlich sein.

Posthepatischer Ikterus

Häufig spricht man in diesem Zusammenhang auch von Verschlussikterus. Der Abfluss von Galle – in ihr ist das Bilirubin gelöst – durch den Ductus choledochus in den Zwölffingerdarm ist gestört. Die häufigste Ursache für den Verschluss sind Gallensteine, die den Ausführgang blockieren. Mit dem Ikterus auftretende Gallenkoliken weisen auf die Steine hin. Aber auch Tumoren, die von der Bauchspeicheldrüse, den Gallengängen, der Gallenblase oder dem Zwölffingerdarm ausgehen, können einen Verschluss des Ausführganges bewirken. Die Tumoren sind in diesem Stadium häufig noch schmerzfrei. Ein Symptom, welches bei jeder Form eines Verschlussikterus auftritt, ist die blasse Farbe des Stuhls, wobei gleichzeitig der Urin dunkel gefärbt ist. Die blasse Farbe rührt daher, dass die Gallenfarbstoffe, die zur Stuhlfärbung beitragen, den Darm nicht mehr erreichen. Der dunkle Urin ist auf die Ausscheidung von Gallensalzen über die Nieren zurückzuführen.

Welche Diagnostik wird durchgeführt?

Um die genauen Ursachen der Gelbsucht aufzudecken, werden Untersuchungen zur Beurteilung leberspezifischer Stoffwechselleistungen durchgeführt (Leberfunktionsproben). Weiterhin wird das Bilirubin, Transaminasen und alkalische Phosphatase (= Enzyme) bestimmt (Blutuntersuchung). Eine Sonographie der Leber schließt sich an.