Viscoelastische Matratzen – Vergleich Stiftung Warentest – Vorteile und Nachteile – Bewertungen

Viscoelastische Matratzen – Was sind das für Matratzen?

Alternativ zu Latex- oder Kaltschaummatratzen werden auch viscoelastische Matratzen angeboten. Dabei handelt es sich um Matratzen, die eine Schicht aus einem sogenannten Memory- oder Astronautenschaum aufweisen. In diese Kategorie gehören auch Tempur-Matratzen.

Der Memory-Schaum hat die Eigenschaft, sich die aufliegende Körperform zu merken und sich damit völlig dem Körper des Schlafenden anzupassen. Durch die Körperwärme und das Gewicht des Schlafenden erfolgt das Einsinken in die Matratze. Nach einer Veränderung der Liegeposition dauert es allerdings einige Zeit, bis die Matratze wieder in ihre ursprüngliche Form zurückgeht. Die Formveränderung aufgrund der Temperatur wird auch als thermoplastisch bezeichnet.

Im Gegensatz zu anderen Matratzen erzeugen viscoelastische Matratzen keinen Gegendruck; deshalb wird die Viscoschaumschicht in der Regel auf eine Kaltschaumplatte geschweißt, um der Matratze Stabilität zu verleihen, aber auch um die Kosten für die Matratze zu senken, da Viscoschaum sehr teuer ist.

Viscoelastische Matratzen haben Vor- und Nachteile, die im Folgenden näher erläutert werden.

Viscoelastische Matratzen – die wichtigsten Vorteile

Die Matratzen bieten beim Liegen keinen Gegendruck. Druckempfindliche Körperstellen werden so mehr entlastet als bei anderen Matratzentypen und das Gewicht wird optimal verteilt. Aus diesem Umstand erklärt sich die Tatsache, dass viscoelastische Materialien (Matratzen, Kissen usw.) beispielsweise in der Dekubitus-Prophylaxe (= Vorbeugen vor Wundliegen) schon lange eingesetzt werden, ebenso bei Neuralgien (= Nervenschmerzen). Auch bei Rücken- und Bandscheibenproblemen können viscoelastische Matratzen zu einer Linderung der Beschwerden führen. Auch Durchblutungsstörungen können vermieden werden. Zudem verfügen viscoelastische Matratzen noch über eine hervorragende Punktelastizität, das heißt, die Matratze gibt dort am meisten nach, wo der meiste Druck auf ihr lastet.

Viscoelastische Matratzen – die Nachteile

Durch die speziellen Eigenschaften der viscoelastischen Matratzen werden auch die Schlafbewegungen erschwert. Dies kann die Schlafqualität entscheidend beeinträchtigen. Sehr unruhige Schläfer, die nachts häufig ihre Schlafposition wechseln, sollten nicht unbedingt diesen Matratzentyp wählen.

Wie hart oder weich eine viscoelastische Matratze ist, hängt von der Körpertemperatur ab und natürlich auch der Temperatur des Raumes, in dem sie sich befindet. Bevorzugt man eine kühle, ungeheizte Umgebung, so kann sich die viscoelastische Matratze sehr hart anfühlen. Zudem kann der Viskoschaum selbst Wärme speichern, weshalb die Matratzen für leicht transpirierende Menschen nicht so geeignet sind. Ist der Schaum zudem nicht atmungsaktiv, so ist leicht ein Wärmestau möglich.

Viscoelastische Matratzen – Vergleich zu Latex- und Kaltschaummatratzen

Das Rückstellungs- und Federungsverhalten ist bei viscoelastischen Matratzen weniger gut als bei Latex- und Kaltschaummatratzen. Dafür ist jedoch die Druckentlastung bei diesem Matratzentyp unübertroffen.

Viscoelastische Matratzen sind in der Regel teurer. Allerdings gibt es heutzutage in der Regel Varianten, bei denen nur eine obere Lage aus dem Viscoschaum besteht und die untere Lage aus Kaltschaum. Dies macht die Matratzen günstiger.

Viscoelastische Matratzen – Vergleich der Stiftung Warentest

Im Test 2/2010 der Stiftung Warentest wurden elf Kaltschaummatratzen getestet, von denen vier eine Viscoschaumauflage besaßen. Getestet wurden Modelle des mittleren Preissegments zwischen 320 bis 500 Euro.

Die wichtigsten Beurteilungskriterien für eine Matratze sind bei den Tests der Stiftung Warentest die Liegeeigenschaften und die Haltbarkeit. Abwertungen in diesem Bereich führen in der Regel zu einer Abwertung im Gesamturteil für die Matratze.

Die viscoelastischen Matratzen schneiden hier widererwarten meist nicht gut ab. In der Regel ist die begrenzte Bewegungsfreiheit auf diesen Matratzen daran Schuld; denn eine gute Matratze soll den Körper überall gut abstützen, aber sie soll die Bewegungsfreiheit nicht einschränken. Dies ist für die Hersteller ein Balanceakt. Um herauszufinden, wie gut die Hersteller diesen Balanceakt bewältigen, wird die Kontaktfläche zwischen Mensch und Matratze gemessen. Je größer diese Kontaktfläche, desto ungünstiger sind die mikroklimatischen Bedingungen, das heißt, man schwitzt mehr. Die Feuchtigkeit und Wärme, die zwischen Mensch und Matratze beim Schlafen entsteht, ist groß. Je tiefer man einsinkt, desto stärker ist auch die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Bei viscoelastischen Matratzen ist die Kontaktfläche meist groß.

Im oben erwähnten Test wurden folgende Matratzen mit viscoelastischer Auflage getestet: Sultan Flokenes (Ikea), Vitalis Trio de Luxe (Concord), Visco Aktiv Plus (MFO) und Ergomaxx High Tech 800 (Dänisches Bettenlager).

Lediglich die Sultan Flokenes von Ikea erhielt das Gesamturteil „gut“ (2,4). Diese Matratze ist nicht die teuerste getestete Matratze mit Viscoschaumauflage, sondern die zweitgünstigste. Die wichtigsten Beurteilungspunkte für diese Matratze sind folgende: Es handelt sich um eine weiche Matratze mit mittelstark ausgeprägten Liegezonen. Das Schlafklima, die Haltbarkeit und der Bezug werden mit „gut“ beurteilt. Kritikpunkte waren, dass die Matratze nur bedingt für verstellbare Lattenroste geeignet ist und ein unangenehmer Geruch auch noch einen Tag nach dem Auspacken auftrat. Außerdem ist diese viskoelastische Matratze mit 17,9 Kilogramm die schwerste Matratze im Test.

Viscoelastische Matratzen – weitere Bewertungen

Die Vitalis Trio de Luxe erhielt das Gesamturteil „befriedigend“ (2,6). Es handelt sich auch hier um eine weiche Matratze. Das Liegen in Seitenlage wurde nur als „befriedigend“ empfunden. Die Liegezonen sind relativ stark ausgeprägt, wobei die Schulterzone relativ fest ist und die Zone im Bereich der Hüfte als zu weich empfunden wurde. Schlafklima und Haltbarkeit wurden als „gut“, der Bezug sogar als „sehr gut“ bewertet. Der unangenehme Geruch auch noch ein Tag nach dem Auspacken der Matratze wird als Kritikpunkt gesehen.

Die Visco Aktiv Plus (MFO) erhielt auch das Gesamturteil „befriedigend“ (3,0). Es handelt sich um eine mittelharte und im Vergleich teure Matratze. Ausschlaggebend für die Abwertung war die mit „mangelhaft“ beurteilte Kontaktfläche. Mit „gut“ bewertet wurde das Schlafklima und der Bezug (läuft allerdings etwas ein), mit „sehr gut“ die Haltbarkeit. Unangenehm ist auch hier der Geruch.

Die Ergomaxx High Tech 800 (Dänisches Bettenlager) erhielt nur das Gesamturteil „ausreichend“ (4,0). Auch hier handelt es sich um eine weiche Matratze mit mittelstark ausgeprägten Liegezonen. Das Schlafklima wird mit „gut“, der Bezug mit „sehr gut“ beurteilt. Ausschlaggebend für die schlechte Gesamtnote war, dass die Haltbarkeit nur mit „ausreichend“ bewertet wurde. Nach der Dauerprüfung war die viscoelastische Noppenschaumauflage eingerissen. Weiterer Kritikpunkt war der unangenehme Geruch auch noch einen Tag nach dem Auspacken. Zur Zeit des Tests waren – laut Anbieter – nur noch Restbestände im Handel.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011