Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) – Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs

Welche Krankheiten können die Viren auslösen? Wie kann man sich anstecken?

Papillomaviren sind DNA-Viren, die weltweit verbreitet sind. Sie können beim Menschen Warzen, wie Hand-, Fuß-, Genital- und Metzgerwarzen, Papillome (= verschieden gestaltige Hautwucherungen) und bösartige Tumoren des Gebärmutterhalses, der Haut- und Schleimhäute (bsp. im Mundbereich) sowie des Enddarms hervorrufen.

Es gibt zahlreiche verschiedene Papillomaviren. Verantwortlich für die Entstehung des Gebärmutterhalskrebs sind sogenannte Hochrisiko-Typen. Zu ihnen zählen die Typen HPV 16 und HPV 18. Dabei ist HPV 16 verantwortlich für 50 bis 60 Prozent und HPV 18 für 10 bis 20 Prozent der bösartigen Tumorerkrankungen im Bereich des Gebärmutterhalses.

Eine Infektion mit humanen Papillomaviren kann bei einem direkten Kontakt mit infizierter Haut oder Schleimhaut stattfinden (bsp. Geschlechtsverkehr). Die Viren können auch über verunreinigte Gegenstände (bsp. Handtücher) übertragen werden.

Ein weiterer aber seltener Infektionsweg findet beim Abtragen von infizierten Hautschichten per Laserbehandlung statt. Dem medizinischen Personal kann der entstehende Rauch in die Atemwege gelangen und dort zur Bildung von Hauttumoren führen. In einem weiteren Schritt können diese Wucherungen entarten und bösartiger Krebs des Schlundes, des Kehlkopfs oder der Mandeln entsteht. Das Tragen einer Nasen-Gesichtsmaske und Schutzbrille verhindert diesen Ansteckungsweg.

Ungefähr 70 Prozent der sexuell aktiven Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV. Jedoch kommt es bei den meisten nicht zu einer Erkrankung (70 – 90 Prozent der Frauen). Wird der Erreger jedoch nicht durch körpereigene Immunmechanismen ausgeschaltet, können Krebsvorstufen und Krebs entstehen.

Wichtiges zum Gebärmutterhalskrebs

Jährlich erkranken in Deutschland circa 6.500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Ungefähr ein Drittel von ihnen stirbt an dieser Erkrankung (bsp. im Jahre 2004 waren es 1.160 Frauen).

Bei nahezu allen diesen Tumoren ist ein Papillomavirus der Auslöser. Zum Krebs kommt es oft erst nach Jahren oder sogar Jahrzenten nach der Ansteckung, wenn das infizierte Gewebe entartet.

Das Heimtückische an der Erkrankung ist, dass Krankheitszeichen erst in einem sehr späten Stadium auftreten. Dazu zählen Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr sowie unspezifische Bauch- und Kreuzschmerzen. Erst wenn dieser Krebs sehr groß geworden ist und auf umliegende Organe übergreift, können Blutungen aus der Harnblase oder starke Rückenschmerzen auftreten.

Bisher konnte diese Krebsform nur anhand des PAP-Tests, bei dem Gewebeproben vom Gebärmutterhals genommen und untersucht werden, in einem relativ frühen Stadium erkannt werden.

Man reagiert auf die Infektion und ihre Folgen, aber trifft aus medizinischer Sicht keine vorbeugenden Maßnahmen.

Mithilfe des 2007 in Deutschland zugelassenen Impfstoffs ist nun ein vorbeugender Schutz vor der Erkrankung möglich. Es werden durch sie Antikörper gegen die auslösenden Viren aufgebaut und die Infektion im Keim erstickt.

Allerdings wirkt die Impfung nicht gegen alle auslösenden Erreger des Gebärmutterhalskrebs und die Impfserie sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein.

Welche Behandlungsmaßnahmen werden gegen Papillomaviren eingesetzt?

Eine ursächliche Behandlung ist nicht möglich. Je nach Lage der infizierten oder bereits krebsig entarteten Stelle kann man versuchen, chemisch zu veröden (mit Trichloressigsäure, Salicylsäure) oder physikalisch zu vereisen. Weiterhin ist eine Behandlung mit Laser oder der Einsatz eines Elektrokauters möglich.

Oft hilft nur die chirurgische Entfernung der Hautwucherung oder der Gebärmutter.

Zudem beinhaltet die Behandlung des Gebärmutterhalskrebs Bestrahlungen und eine Chemotherapie.

Alles „rund“ um die Impfung

Impfempfehlung: Die STIKO (Ständige Impkommission am Robert Koch Institut) empfiehlt seit Anfang 2007 allen Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren die Impfung gegen humane Papillomaviren. Die Impfung sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein!

Jedoch können auch Frauen über 18 Jahren, die definitiv keine HPV-Infektion haben, von dem Impfstoff profitieren.

Impfstoff: Es handelt sich um einen Totimpfstoff. Er enthält keine virale DNA und besitzt damit kein krebsauslösendes Potenzial. Nach der Impfstoffgabe wird die Antikörperproduktion 100 bis 1000 mal mehr angekurbelt, als bei einer natürlichen Infektion. Die Antikörper fangen im Vaginalsekret die Viren vor der Infektion ab.
In Deutschland sind zwei Impfstoffe verfügbar. Einer richtet sich gegen Viren HPV 16 und 18 sowie gegen HPV 6 und 11, welche genitale Warzen auslösen; der andere Impfstoff richtet sich nur gegen HPV 16 und 18.

Impfhäufigkeit: Von beiden Impfstoffen werden jeweils drei Dosen verabreicht, die intramuskulär in den Oberarm gespritzt werden. Wann eine Wiederimpfung notwendig ist, kann derzeit noch nicht angegeben werden. Es können nach fünf Jahren nach dreimaliger Verabreichung des Impfstoffs aber stabile Impftiter festgestellt werden.

Impfreaktionen: Sehr häufig wurden bei dem Impfstoff gegen die vier HPV-Viren Fieber, Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle beobachtet. Häufig traten Juckreiz und Blutungen an der Impfstelle auf. Sehr selten kam es zu einem Bronchospasmus oder es trat eine unspezifische Arthritis auf.

Kontraindikationen: Bislang sind keine bekannt. In der Schwangerschaft liegen nicht genügend Daten vor, um den Impfstoff gegen alle vier HPV-Viren als unbedenklich einzustufen. Stillenden Frauen kann der Impfstoff verabreicht werden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009