Chlorid wird zu den Elektrolyten gezählt. Diese chemischen Verbindungen liegen im Blut oder der Gewebeflüssigkeit als elektrisch geladene Ionen vor. Die richtige Konzentration und Zusammensetzung der Elektrolyte (bsp. Chlorid, Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphat) im Blut, anderen Körperflüssigkeiten, dem Zellinneren und dem Zellzwischenraum ist wichtig für sämtliche Körperfunktionen.
Das negativ geladene Ion (Anion) Chlorid wird in Form von Kochsalz, dem Natriumchlorid (NaCl), aus dem Dünndarm aufgenommen. Ausgeschieden wird es in der Regel zusammen mit Natrium (positiv geladenes Ion -> Kation) über die Nieren. Der Stoffwechsel des Chlorids ist also eng mit dem des Natriums verknüpft und die Chlorid-Konzentration im Serum verhält sich meist parallel zu der des Natriums.
Seine biologische Funktion ist – zusammen mit Natrium und anderen Faktoren – die Aufrechterhaltung einer ausgewogenen Flüssigkeitsverteilung im Körper.
Ungefähr 88 Prozent des Chlorids befindet sich außerhalb der Zellen (extrazellulär) und nur 12 Prozent intrazellulär. Es ist das wesentliche Anion (= negativ geladenes Teilchen) im extrazellulären Raum und hat dort einen Anteil von zwei Dritteln aller Anionen. Eine besonders hohe Konzentration von Chlorid findet sich im Magensaft und im Schweiß.
Abweichungen der extrazellulären Chloridkonzentration deuten auf Störungen im Säure-Basen-Haushalt hin. Mit Säure-Basen-Haushalt meint man alle Vorgänge im Körper, die für ein ausgeglichenes Verhältnis von Säuren- und Basenanteilen im Körper sorgen. Schwankungen des physiologischen pH-Wertes (7,32 – 7,43) im Blut und den Geweben, die stoffwechselbedingt durch anfallende saure Stoffe oder einen Überschuss an Basen entstehen, müssen ständig neutralisiert werden. Der Organismus bedient sich dazu diverser Puffersysteme des Blutes und erreicht dies zudem durch die Ausscheidungsfunktionen von Nieren und Lungen.
Manchmal ist der Körper auch nicht in der Lage den physiologischen pH-Wert zu halten. Bei einer Anhäufung saurer Substanzen entsteht dann eine Azidose, die mit Atemstörungen, Schwäche oder Bewusstlosigkeit einhergehen kann. Sind zu viele basische Stoffe vorhanden, so spricht man von einer Alkalose, deren Symptome Atemstörungen, Muskelkrämpfe, Herzrhythmus- und Bewusstseinstörungen sein können.
Was können die Gründe für die Chlorid – Bestimmung sein?
- Störungen des Natrium– und Wasserhaushaltes;
- Störungen des Säure-Basen-Haushaltes:
- intensivmedizinische Kontrolluntersuchungen.
Was sind die Referenz-/Normalwerte des Chlorids?
Der Chlorid-Wert kann aus dem Blutserum oder Heparinplasma ermittelt werden. Der Referenzbereich ist für Erwachsene 95 – 105 mmol/l.
Auf was deuten erhöhte Chlorid-Werte hin?
- Erhöhte Chlorid-Konzentrationen im Blutserum finden sich in folgenden Fällen:
- bestimmten Nierenerkrankungen;
- Azidosen (Abfall des Blut-pH);
- chronischen Durchfällen und Austrocknung;
- chronische Hyperventilation: Fieber und Erkrankungen des Zentralnervensystems können manchmal eine verstärkte tiefe Atmung (= Hyperventilation) hervorrufen, es entsteht eine Azidose („Blut wird saurer“). Die Ausscheidung des Chlorids ist vermindert, um den pH-Wert auszugleichen.
Worauf deuten erniedrigte Chlorid-Werte hin?
Erniedrigte Chlorid-Werte können in folgenden Fällen auftreten:
- bei Magensaftverlust, also bsp. bei lang dauerndem Erbrechen, Magenfisteln, Magensaftableitung usw.: Der Magensaft ist stark chloridhaltig (200 – 300 mmol/l). Bei einem Verlust geht auch das Chlorid verloren.
- bei Behandlung mit starken Entwässerungsmitteln (Diuretika), z. B. Etacrynsäure, Furosemid. Die Nieren halten dann das Chlorid nicht zurück.
- bei starker Schweißsekretion: Chlorid wird vermehrt über die Schweißdrüsen ausgeschieden.
- bei Krankheiten, die zu einem Anstieg des Blut-pH führen (Alkalosen).
- bei bestimmten hormonell bedingten Erkrankungen, wie Cushing-Syndrom, Hyperaldosteronismus, ACTH-bildenden Tumoren.
Was kann die Werte beeinflussen?
Eine Erhöhung der Werte wird durch Bromid- oder Jodid-haltige Medikamente vorgetäuscht.
Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009