Phimose (Vorhautverengung) Kinderkrankheit

Bei einer Phimose oder Vorhautverengung besteht ein Missverhältnis zwischen der Größe der Eichel (Glans) und der Weite der Vorhaut (Preputium penis) des Penis. Die Penisvorhaut lässt sich nicht über die Eichel streifen und schnürt sie ab. Diese Verengung des so genannten äußeren Vorhautrings kann angeboren (primär) oder erworben (sekundär) sein. Eine primäre Phimose ist relativ selten. Sie darf nicht verwechselt werden mit einer Verklebung von Eichel und Vorhaut, die im Säuglings- und Kleinkindalter (bis einschließlich des dritten Lebensjahres) physiologisch normal ist und sich bis zur Pubertät meist völlig von alleine löst. Diese Verklebung erfüllt sogar eine gewisse Schutzfunktion. Die überempfindliche Haut der Eichel wird vor dem scharfen Urin geschützt.

Bei einer sekundären Phimose besteht erst einmal eine normale Weite der Vorhaut. Bedingt durch Vernarbungen (Narbengewebe hat eine Schrumpfungsneigung) kann es zu einer Verengung der Vorhaut kommen.

Dafür können folgende Ursachen verantwortlich sein:

  • Durch gewaltsames Zurückziehen der Vorhaut über die Penisspitze können Einrisse und Blutungen entstehen. Entzündungen, die narbig abheilen, können die Folge sein. Versuchen Sie daher nie die Vorhaut Ihres Sohnes gewaltsam zurückzuziehen!
  • Es können rezidivierende (wiederholt vorkommende) Vorhaut- und Eichelentzündungen (Balanoposthitis, Balanitis) auftreten, die zur Narbenbildung führen.
  • Vernarbungen werden auch hervorgerufen durch Lichen sclerosus et atrophicus, einer chronisch entzündlichen Hauterkrankung der Eichel und inneren Vorhautblattes, deren Ursache unklar ist. Ein Anzeichen für diese Krankheit ist ein narbiger, weißlicher Ring des Vorhautrandes.

Das Krankheitsbild bei einer Phimose kann folgendermaßen aussehen:

  • Der Urinstrahl ist dünn oder der Urin tröpfelt nur (es kann Restharn in der Blase bleiben).
  • Die Vorhaut bläht sich beim Wasserlassen auf (ballonieren).
  • Es können leicht Bakterien unter die Vorhaut gelangen. Sie bewirken, dass die Vorhaut häufig entzündet, die Penisspitze rot angeschwollen und schmerzempfindlich ist. Unter der Vorhaut kann sich sogar Eiter ansammeln. Das Urinieren ist dann mit stark brennenden Schmerzen verbunden.
  • Das Zurückziehen der Vorhaut ist nicht oder nur sehr erschwert möglich.
  • Bei der Erektion kommt es zur Spannung oder Einrissen.

Die Behandlung einer Phimose hängt von den Symptomen und dem Alter des Kindes ab.

Bei akuten Entzündungen wird der behandelnde Mediziner zunächst eine antibiotische Salbe verordnen. Zusätzlich können Sie noch Sitzbäder mit Kamille machen.

Wenn der normale Harnfluss stark behindert wird und es immer wieder zu Entzündungen kommt und/oder die Vorhautöffnung sogar schon vernarbt ist, muss eine operative Erweiterung oder Entfernung (Beschneidung, Zirkumzision) der engen Vorhaut erfolgen. Bei dieser Indikationsstellung wird die Beschneidung auch schon vor dem dritten Lebensjahr durchgeführt.

Die Auffassungen darüber, wann eine so genannte physiologische Vorhautverengung – eine Verengung bei der keine Beschwerden auftreten – zu behandeln ist, differieren stark. Es werden routinemäßige Beschneidungen bei Neugeborenen (meist kulturell – religiös begründet) durchgeführt. Es gibt die Empfehlung der Beseitigung der Phimose bis zu einem Alter von drei Jahren beziehungsweise bis zum Schulalter. Auch das Abwarten bis in die Pubertät wird in Erwägung gezogen. Mit Behandlungen beginnt man heutzutage häufig vor dem Eintritt in die Schule und wägt fallweise individuell ab.

Bei der so genannten physiologischen Phimose oder auch einer Verklebung (Adhäsion) zwischen der Eichel und der Penisvorhaut wird zunächst konservativ therapiert. Dazu wird der Penisspitze mit einer östrogenhaltigen Salbe 2-3-mal täglich über 3-6 Wochen eingecremt. In vielen Cremes oder Lösungen befinden sind auch entzündungshemmende (antiphlogistische) Substanzen und Corticosteroide. Unterstützend sollte auf eine sorgfältige Körperhygiene geachtet werden (häufiges Baden).

Die Verklebungen lösen sich oft auch spontan durch das Wachstum oder durch Erektionen.

Für die operative Beseitigung einer Phimose gibt es verschiedene Techniken:

  • Bei der sparsamen Beschneidung bleibt ein Teil der Vorhaut erhalten und bedeckt die Eichel (dieser Eingriff wird am häufigsten vorgenommen).
  • Bei der radikalen (vollständigen) Beschneidung liegt die Eichel komplett frei.
  • Durch eine spezielle Schnittführung und Nahttechnik wird die Vorhautöffnung erweitert (Erweiterungsplastik), die Vorhaut selbst bleibt dabei fast vollständig erhalten.

Der operative Eingriff erfolgt unter Vollnarkose durch einen Chirurgen (ambulant oder im Krankenhaus). Bei einer Beschneidung handelt es sich praktisch um eine kleinere Operation, die nur wenige Minuten dauert.

Ihr Kind wird danach noch circa zwei Tage Schmerzen beim Wasserlassen haben.

Folgendermaßen können Sie Ihrem Sohn nach der Operation zusätzlich helfen:

  • Die Heilung wird durch Kamillenbäder beschleunigt (zweimal täglich).
  • Kann Ihr Sohn wegen der Schmerzen nachts nicht schlafen, so geben Sie ihm ein paracetamolhaltiges Zäpfchen oder Saft.
  • Wenn die Außentemperatur es zulässt, lassen Sie ihren Sohn ohne Hose herumlaufen. Denn alles, was an einem gerade beschnittenen Penis scheuert, macht ihn wund.

Es kommt bei normalem Heilungsverlauf selten zu Komplikationen (Nachblutungen, Wundinfektion). Bei einer Erweiterungsplastik ist eine erneute Phimose möglich.