Rachitis – Kinderkrankheit

Rachitis wird oft synonym gebraucht zu Knochenerweichung oder „Englischer Krankheit“. Die Rachitis ist eine Vitamin-D-Mangelkrankheit. Vorstufen des Vitamin D (Calciferolvorstufen) werden mit der Nahrung aufgenommen, in der Haut gespeichert und durch die UV-Strahlung (Sonnenlicht) in das eigentliche Vitamin D (Colecalciferol) umgewandelt.

Fehlt das Vitamin D oder bekommt ein Kind zu wenig Sonnenlicht ab, kann das Vitamin in der Haut nicht in seine wirksame Form umgewandelt werden. Vitamin D reguliert die Kalzium- und Phosphataufnahme aus dem Darm, die Phosphatrückresorption in der Niere und den Einbau von Mineralstoffen (Kalzium, Phosphat) in die Grundsubstanz des Knochens (Osteoids). Bei Vitamin-D-Mangel verkalken die Knochen nicht ausreichend, bleiben weich und verbiegen sich bei Belastung.

Die Knochenerweichung kann folgende Ursachen haben:

In den meisten Fällen ist der Vitamin-D-Stoffwechsel gestört. Ursachen dafür sind eine Eiweißmangelernährung, Beeinträchtigung der Nährstoffaufnahme im Magen-Darm-Trakt oder zu wenig Sonnenbestrahlung.

Auch bei Nieren- und Lebererkrankungen kann die Bildung von Vitamin D eingeschränkt sein. Eine sehr seltene Sonderform der Rachitis ist eine Vitamin-D-unabhängige-Störung, die so genannte der Phosphatdiabetes.

Das Krankheitsbild der Rachitis stellt sich folgendermaßen dar:

Die Krankheit tritt meistens zwischen dem zweiten Lebensmonat und 2 Jahren auf. Bereits im 2. – 3. Lebensmonat sind die Kinder unruhig, schreckhaft und schwitzen besonders am Hinterkopf. Ab den 3. -4. Lebensmonaten können folgende Krankheitszeichen beobachtet werden: Die Kinder haben eine schlafe Bauchdecke (Froschbauch), Verstopfung, eventuell Krämpfe und die Skelettveränderungen werden sichtbar.

Es kommt zu einem verzögerten Verschluss der Schädelnähte oder zur Erweichung der Schädelknochen und zu Auftreibungen der Knorpel-Knochen-Grenze der Rippen (rachitischer Rosenkranz). Des Weiteren sind Verformungen des gesamten Skeletts zu beobachten, insbesondere Verbiegungen der Wirbelsäule, Umformung des Beckens und Verkrümmung der Oberschenkelknochen (O-Beine). Die Zähne brechen verzögert durch und weisen Schmelzdefekte auf und neigen daher leichter zu Karies.

Die Diagnose wird durch Röntgenbilder erhärtet. Die typischen Knochenveränderungen sind darauf sehr gut zu erkennen. Bei einer Blutuntersuchung lassen sich abweichende Konzentrationen von Kalzium, Phosphat und alkalischer Phosphatase feststellen.

In Deutschland tritt die Rachitis kaum noch auf. Im ersten Lebensjahr bekommen die Kinder Vitamin-D-Tabletten prophylaktisch verordnet. Diese Prophylaxe wird zudem mit einer Kariesprophylaxe mit Fluor kombiniert. Die verordneten Tabletten sind leicht milch- und wasserlöslich und werden täglich verabreicht.

Die Behandlung bei Kindern besteht in der Gabe von täglich 100 bis 200 IE Vitamin D sowie Sonnenlicht oder Höhensonnenbestrahlung. Zusätzlich werden auch noch Kalziumpräparate verordnet. Nach der Behandlung korrigieren sich die Knochenverbiegungen meistens von selbst. Die Grunderkrankungen werden begleitend therapiert.