Gallensteine – Ursache Therapie Diagnose

         

Gallensteine Bei Gallensteinen handelt es sich um feste, kristalline Ausfällungen bestimmter Bestandteile der (übersättigten) Gallenflüssigkeit. Sie kommen in der Gallenblase und/oder den Gallengängen vor. Die Steine treten einzelnen („Solitärsteine“) auf, die Gallenblase kann voll von ihnen sein oder sie liegen als Gallengrieß (sehr kleine Gallensteine) vor. Sind Gallensteine in der Gallenblase vorhanden, so spricht man von Gallensteinleiden oder Cholezystolithiasis, bei Steinen in den Gallengängen von Choledocholithiasis.

Gallensteine kommen häufig vor. Etwa jede 5. Frau und jeder 10. Mann sind betroffen. Mit zunehmendem Alter (etwa ab 30) treten sie häufiger auf. Etwa zwei Drittel der Betroffenen merken aber nichts von der Existenz der Gallensteine (stumme Gallensteine). Sie werden oft zufällig bei Röntgenaufnahmen oder Ultraschalluntersuchungen entdeckt. Gallensteine können jedoch auch zu sehr starken Schmerzen, Koliken und Entzündungen (Cholezystitis) führen.

Wie entstehen Gallensteine?

In der Gallenflüssigkeit finden sich viele verschiedene Stoffe. Die Gallensäuren spielen eine große Rolle im Fettstoffwechsel und halten das ebenfalls in der Gallenflüssigkeit enthaltene Cholesterin in Lösung. Weitere Bestandteile der Gallenflüssigkeit sind die Gallenfarbstoffe, wie beispielsweise das Bilirubin, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes. Außerdem finden sich noch zahlreiche Stoffwechselprodukte, Salze (Calciumcarbonat) und Schleim in der Galle. Befindet sich nun ein Überangebot an Cholesterin in der Gallenflüssigkeit bzw. ist der Gallensäure- und Lecithingehalt niedrig, so kommt es zur Bildung von Cholesterinsteinen. Bei einem vermehrten Anfall von Bilirubin (beispielsweise bei haemolytischen Anämien) entstehen Bilirubinsteine (Pigmentsteine). Bei einer Gleichgewichtsverschiebung in Richtung Calciumcarbonat fallen Steine mit dem Hauptbestandteil dieses Salzes aus. Eine Entzündung des Gallensystems begünstigt ebenfalls die Steinentstehung, da die in der Galle auftretenden Proteine als Kristallisationskeime fungieren.

Welche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung von Gallensteinen

Zu den Risikofaktoren gehören:

  • Schwangerschaften: Das Risiko steigt mit der Anzahl der Schwangerschaften;
  • hormonelle Kontrazeption („Pille“);
  • cholesterinreiche Ernährung: Sie erhöht die Konzentration des Cholesterinspiegels im Blut und damit in der Gallenflüssigkeit;
  • Übergewicht: in der Regel bedingt Übergewicht eine höhere Konzentration von Cholesterin im Blut;
  • Gallensäuremangel: Er kommt zum Beispiel bei entzündlichen Prozessen des Darms (Morbus Crohn) oder nach operativer Entfernung von Dünndarmabschnitten vor. Die Gallensäuren werden im Darm nach der Fettverdauung zurückgewonnen und zur Leber geleitet. Nur circa 4 Prozent werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Die Rückresorption ist nicht mehr ausreichend bei den oben genannten Erkrankungen und führt zu einem Gallensäuremangel und zu einer Begünstigung der Cholesterinsteinbildung.
  • Familiäre Häufung: innerhalb bestimmter Familien treten Gallensteine gehäuft auf. Es kann daher von einer genetischen Veranlagung ausgegangen werden. Bei den Betroffenen wird neben dem Cholesterin aus der Nahrung zu viel eigenes Cholesterin gebildet.

Was sind die Symptome bei einem Gallensteinleiden?

Vor allem nach fettreichen Essen und nachts machen Gallensteine Beschwerden. Bleibt ein Gallenstein in den Gallengängen (bsp. Ductus cysticus, Ductus choledochus) stecken, kommt es zu einer Gallenkolik. Die Muskeln der Gallenwegswände ziehen sich zusammen, um den Stein weiterzubefördern. Heftige, krampfartige Schmerzen im rechten Oberbauch, die in den Rücken und die rechte Schulter ausstrahlen, sind die Folge. Begleitend treten allgemeine Krankheitssymptome wie Völlegefühl, Blähungen, Erbrechen, Schweißausbrüche und Appetitlosigkeit auf. In der Folge entwickelt der Patient auch eine Gelbsucht (Ikterus). Der Stuhl ist häufig entfärbt und es kann zu Fettdurchfällen kommen.

Wie erfolgt die Diagnose der Gallensteine?

Die Krankengeschichte des Patienten (bereits durchgemachte Gallenkoliken, Beschwerden nach fettreichem Essen) geben erste Hinweise auf das Gallensteinleiden. Bei der Untersuchung durch den Arzt zeigt sich oft ein Klopfschmerz über der Gallenblase. Veränderungen bestimmter Blutwerte geben Aufschluss darüber, ob ein Verschluss der Gallenwege vorliegt. Gallensteine in der Gallenblase sind bei einer Ultraschalluntersuchung normalerweise gut sichtbar. Die orale Cholezystographie dient ebenso dem Nachweis der Steine. Nach dem Trinken eines Kontrastmittels wird die Gallenblase geröntgt. Bei Steinen in den Gallengängen werden zusätzlich endoskopische Verfahren (bsp. ERCP = endoskopische retrograde Cholangio- und Pankreatograhie) angewandt.

Wie wird behandelt?

Bei Koliken wird dem Patienten Bettruhe und Nahrungskarenz verordnet. Zusätzlich erhält er Schmerzmittel und krampflösende Medikamente. Besteht gleichzeitig auch eine Entzündung der Gallenblase, so werden Antibiotika verabreicht. Die Standardtherapie bei einer mit Gallensteinen beladenen Gallenblase ist die operative Entfernung der Gallenblase. Dies geschieht heutzutage meist laproskopisch, das heißt mittels einer endoskopischen Bauchspiegelung (minimal invasiv). Bei der Entfernung der Gallenblase heilt die Erkrankung vollständig ab. Rezidive (erneute Steinbildung) kommen selten vor. Die Gallenblase wird nur bei Patienten mit Beschwerden entfernt, nicht vorbeugend. Sitzen die Steine in den Gallengängen, kommt zunächst eine Endoskopie, bei der die Mündung des Gallengangs elektrisch erweitert (Papillotomie) wird, zum Einsatz. Anschließend werden die Steine mit einem speziellen Instrument aus dem Gallengang gezogen. Nicht operative Methoden, wie die medikamentöse Gabe von Gallensäuren, welche die Steine auflösen sollen, sind zeitaufwendig und führen häufig zu Rückfällen. Ebenso zeigt die Steinzertrümmerung, mit Hilfe von außerhalb des Körpers erzeugter Schallwellen, eine hohe Rezidivrate. Fettarme Ernährung hilft die Krankheitsbeschwerden zu lindern, eine OP ersetzt sie jedoch nicht. Nach der Entfernung der Gallenblase ist keine Nahrungsumstellung nötig.

Welche Komplikationen können Gallensteine verursachen?

Eine akute Entzündung (Cholezystitis) der Gallenblase tritt häufig beim Verschluss des Gallengangs auf. Im Verlauf dieser Entzündung kann es zu eitrigen Abszessen in der Gallenblase (Gallenblasenempyeme) kommen. Es kann auch passieren, dass die Gallensteine die Gallenblasenwand durchbrechen. Eine Perforation des Dünndarms mit Dünndarmverschluss (= Gallensteinileus) kann die Folge sein. Verschließt der Gallenstein den Hauptgallengang, so kann sich ein so genannter Verschlussikterus (Gelbsucht) entwickeln, da die Gallenfarbstoffe nicht mehr in den Darm abgeleitet werden, sondern in das Blut und damit in die Körpergewebe übergehen. Ein Stein in den Gallenwegen kann zudem zu einer akuten Entzündung der Gallenwege (Cholangitis) und einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) führen.

Bei immer wiederkehrenden, chronischen Entzündungen der Gallenblase ist eine Verkalkung der Gallenblasenwand (Porzellangallenblase) möglich, bösartige Gallenblasentumore können die Folge sein.