Neben der Pflegequalität, der Ausstattung und der Lage einer Senioreneinrichtung gibt es noch einige andere Kriterien, auf die zu achten ist. Wie wichtig sie für den Einzelnen sind, ist individuell verschieden.
Weitere Punkte, die entscheidend zur Wahl des „richtigen“ Heims beitragen können, sind:
- Wahrung der Individualität und Intimsphäre: Wie starr ist der Tagesablauf? Darf der Bewohner selbst entscheiden, wann er aufsteht, sich wäscht und essen möchte? – Menschen, die völlig ihre Vorlieben und Abneigungen aufgeben müssen, stumpfen allmählich ab.
Gibt es eine schriftlich verfasste Heimordnung? Ist sie in einem freundlichen Ton verfasst oder schränkt sie die Heimbewohner unnötig ein? - Heimführung: Wichtig für die Finanzierung ist es bei privaten Pflegeeinrichtungen, dass sie einen Kostenübernahmevertrag mit den Pflegekassen abgeschlossen haben. Dies ist die Voraussetzung, dass die Pflegekasse die Pflegekosten übernimmt.
Anzuraten ist es, nach der Qualifikation der Heimleitung zu fragen. Stehen Kaufleute an der Spitze der Heimleitung, so führen sie das Heim bisweilen ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Fehlen beim Personal auch noch Fachkräfte, so sollte man hellhörig werden. - Qualität der Mahlzeiten: Gibt es Wahlmöglichkeiten beim Essen und haben die Bewohner Einflussmöglichkeiten auf das Essensangebot? Stehen viel frisches Obst und Gemüse auf dem Speiseplan? Wird das Essen in der Pflegeeinrichtung gekocht oder wird es geliefert? Wie flexibel sind die Essenszeiten? Werden genügend Getränke angeboten? Gibt es eine Diätassistentin, die bei Bedarf bestimmte Diäten zusammenstellt (bsp. Diabetiker)?
- Gemeinsames Essen: Die gemeinsame Einnahme der Mahlzeiten gibt dem Tagesablauf Struktur und stellt auch ein soziales Element dar. Deshalb sollte man sich dabei wohl fühlen. Sind dazu die Tische ansprechend gedeckt? Ist der Speiseraum einladend? Schaut das Essen appetitlich aus?
- Dienstleistungen: Kann man zu einem Friseur gehen oder Fußpflege bestellen?
- Mitspracherecht: In diesem Zusammenhang sind die Aktivitäten des Heimbeirates interessant. Fragen Sie nach Mitbestimmungs- und Beschwerdemöglichkeiten der Bewohner.
- Angehörigenarbeit: Ist in der Pflegeeinrichtung das Engagement der Angehörigen erwünscht? Gibt es beispielsweise einen Angehörigenbeirat oder –gesprächsrat? Finden regelmäßig Angehörigenabende statt? Werden die Angehörigen in die Pflege miteinbezogen? Gibt es feste Ansprechpartner unter den Pflegekräften für die Einrichtungsbewohner und ihrer Angehörigen?
- Hauswirtschaftliche und technische Unterstützung: Wie oft und wann werden die Zimmer gereinigt? Wie wird mit der Bett- und Leibwäsche der Bewohner der Senioreneinrichtung verfahren? Gibt es einen Hausmeister, der kleinere Reparaturen durchführt?
- Aktivitäten: Auch wenn die angebotenen Aktivitäten nicht für jeden Menschen wichtig sind, stellen sie doch einen guten Hinweis auf das Engagement des Heims für seine Bewohner dar. Fragen Sie konkret nach: Gibt es kulturelle Veranstaltungen, Gesprächskreise, Gruppen? Werden Ausflüge veranstaltet? Gibt es eine Bibliothek oder einen Bewohnertreff, wie ein Café? Gibt es einen Besuchs- bzw. Begleitdienst (meist von extern)? Wie sieht es mit religiösen Angeboten aus?
- Therapeutische Angebote: Diese Angebote sind auf die altersbedingten Krankheitsbilder abgestimmt oder helfen die verbliebene Kraft zu erhalten oder zu aktivieren. Fragen dazu sind: Gibt es krankengymnastische Angebote? Kann man Ergotherapie (Therapie bei Sprach-, Schluck- oder Sprechstörungen) in der Einrichtung erhalten? Sind spezielle therapeutische Angebote auch für demente Patienten vorhanden?
Abschließender Tipp
Den umfassendsten Eindruck von der Pflegeeinrichtung bekommt man, wenn man dort zur Probe wohnt. Dies ist beispielsweise oft im Rahmen der Kurzzeitpflege (siehe dazu auch das Kapitel „Kurzzeitpflege“) möglich.
Bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Senioreneinrichtung sollte man sich auch von folgendem Punkt leiten lassen: Wie reagiert die Heimleitung auf kritische Fragen? Beantwortet die Heimleitung Ihre Fragen genau, verhält sich jederzeit entgegenkommend und Sie fühlen sich mit ihrem Bedürfnis nach Information ernst genommen, so können Sie davon ausgehen, dass die Qualitätsansprüche des Heims nicht nur auf dem Papier bestehen.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 09.05.2011