Was ist für die Infektion verantwortlich? Wie kann man sich infizieren?
Auslöser der schweren Erkrankung der oberen Atemwege sind Bakterien. Es handelt sich um das Corynebakterium diphtheriae. Aber nicht die Bakterien selbst, sondern Giftstoffe (Toxine), die sie ausscheiden, führen zu einem Angriff auf die Haut und Schleimhäute und schädigen innere Organe, vor allem das Herz.
In den Organismus gelangen die Keime durch Tröpfcheninfektion oder durch eine Schmierinfektion über verunreinigte Gegenstände.
Wie kann das Krankheitsbild aussehen? Welche Komplikationen treten auf?
Nach einer Inkubationszeit von zwei bis fünf Tagen treten Krankheitssymptome wie Abgeschlagenheit und Fieber auf. Dazu kommen Schluckbeschwerden. Aufgrund der Toxin-Wirkung ist der Rachen mit grau-weißen Belägen überzogen und die Lymphknoten sind angeschwollen. Breiten sich die Bakterien und Toxine weiter aus, kommt es häufig zu einem Befall des Kehlkopfes. Die Folge sind schwerste Erstickungsanfälle. Oft bleibt als rettende Maßnahme nur ein Luftröhrenschnitt. Aufgrund der extremen Atemnot, die zur Erstickung führen kann, wurde die Krankheit früher auch als „Würgeengel der Kinder“ bezeichnet.
Gelangen die Toxine weiter in den Blutkreislauf, so können sie auch noch nach Wochen zu Schäden am Herzen führen. Dabei sind die häufigsten Erkrankungen eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder eine Herzinnenhautentzündung (Endokarditis). Des Weiteren können die Toxine auch Lähmungen, Nierenschäden oder Defekte an den Gefäßwänden bewirken.
Durch die Komplikationen beträgt die Sterblichkeit bis zu 20 Prozent. Neben der akuten Atemnot ist vor allem das Übergreifen auf andere Organe problematisch. Bei Herzproblemen besteht die Gefahr von Herzrhythmusstörungen sowie Herzversagen, oft Jahre oder Jahrzehnte nach der akuten Erkrankung.
Wie wird behandelt?
Es werden Penicillin oder andere wirksame Antibiotika verabreicht, zusätzlich Antitoxin (richtet sich gegen das Gift selbst). Außerdem müssen die Patienten wegen der Gefahr einer Herzmuskelentzündung eine strenge Bettruhe einhalten.
Wie lange besteht Ansteckungsgefahr?
Sind Bakterien nachweisbar, so besteht Ansteckungsfähigkeit bis zu drei Tage nach Beginn der Behandlung mit den Antibiotika.
Wie verbreitet ist Diphtherie?
Hierzulande ist die Diphtherie eine seltene Erkrankung. Jedoch kommt sie immer noch in zahlreichen Reiseländern vor. Besondere Gefahr besteht in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Eine große Epidemie gab es dort nach dem Ende des Afghanistankrieges.
In Deutschland haben Kinder meist einen guten Infektionsschutz, etwa 60 Prozent der Erwachsenen zwischen 30 und 40 Jahren sind nicht ausreichend geschützt.
Alles „rund“ um die Diphtherie-Impfung
Impfempfehlung: Die Impfung gegen Diphtherie wird von der STIKO (Ständigen Impfkommission) für alle Kinder und Erwachsenen empfohlen. Sie muss in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden.
Impfstoff: Der Diphtherie-Impfstoff ist ein Toxoidimpfstoff. Er besteht aus dem abgeschwächten Gift der Corynebakterien. Der Impfstoff wird in einen Muskel injiziert, entweder in den Oberarm- oder Oberschenkelmuskel oder seitlich in das Gesäß.
Impfhäufigkeit: Eine Grundimmunisierung erfolgt im Säuglings-/Kleinkindalter ab dem dritten Lebensmonat (Kombinationsimpfstoff). Dazu wird der Impfstoff viermal in bestimmten Abständen verabreicht. Eine weitere Auffrischung erfolgt bei der Einschulung und in der Pubertät, dann alle zehn Jahre. Bei engem Kontakt zu Diphtheriekranken – beispielsweise im Gesundheitswesen – erfolgt die Auffrischung alle fünf Jahre.
Wurde die Impfung als Kind nicht durchgeführt, so kann die Grundimmunisierung mit drei Injektionen nachgeholt werden. Dabei erfolgen zwei Impfungen im Abstand von vier bis acht Wochen und die Dritte nach sechs bis zwölf Monaten.
Impfreaktionen: Nebenwirkungen der Impfung sind auch von der Impfstoffkombination abhängig. Beim reinen Diphtherieimpfstoff zeigen bis zu 20 Prozent der Impflinge Rötungen, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle. Bei weniger als ein Prozent treten Allgemeinerscheinungen im Magen-Darm-Bereich sowie Abgeschlagenheit oder Fieber auf.
Kontraindikationen: Nicht indiziert ist die Impfung, wenn Komplikationen bei einer vorherigen Diphtherieimpfung auftraten.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009