Vaskuläre Demenz – Durchblutungsstörungen im Gehirn

Mit zwei bis drei von zehn Fällen sind vaskuläre (gefäßbedingte) Demenzen die häufigste Demenzform – neben Alzheimer.

Ursachen

Bei dieser Demenzform sterben infolge von Durchblutungsstörungen im Gehirn Nervenzellen ab, die nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden.

Häufigste Ursache für den Gefäßverschluss ist eine Verdickung der Gefäßwände durch sogenannte Plaques. Darunter versteht man Krusten an den Arterienwänden, die aus Blutbestandteilen, Fasern und Bindegewebe bestehen, in die sich Fett (Cholesterin) und Kalk einlagern. Schuld daran ist eine Gefäßerkrankung – die Arteriosklerose -, die umgangssprachlich auch als Arterienverkalkung bezeichnet wird.

Derartig veränderte Blutgefäße verlieren auch ihre Elastizität, werden spröde und reißen leicht. Die dadurch bedingten Gehirnblutungen können ebenfalls eine vaskuläre Demenz hervorrufen.

Besondere Form – Multi-Infarkt-Demenz

Bei dieser Variante der vaskulären Demenz verursachen kleine Schlaganfälle das Absterben der Hirnzellen. Diese können auch zunächst unbemerkt (stumm) verlaufen. Die Krankheitssymptome sind denen der Alzheimerkrankheit (bsp. Gedächtnisverlust) sehr ähnlich, hinzu kommen jedoch körperliche Beschwerden, wie Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen und Störungen verschiedener Reflexe.

Risikofaktoren

In der Regel sind es andere Grunderkrankungen, welche die Blutgefäße im ganzen Körper und damit auch im Gehirn schädigen. Dazu zählen Herzerkrankungen (koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen), ein nicht behandelter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und als wichtigster Risikofaktor ein zu hoher Blutdruck.

Aber auch bestimmte Lebensgewohnheiten erhöhen das Risiko, zu erkranken. Zu denken ist hier an Bewegungsmangel, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum oder eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr. Ernährungsbedingte Defizite, die zu Übergewicht oder zu hohen Cholesterinwerten führen, sind weitere Risikofaktoren.

Symptome

Je nachdem, welche Hirnareale betroffen sind, kommt es zu unterschiedlichen Ausfällen. Neben den Gedächtnisstörungen, die an die Alzheimerkrankheit erinnern, können beispielsweise Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen, Störungen der Sensibilität (Berührung der Haut wird nicht wahrgenommen) und epileptische Anfälle dazukommen.

Typisch für den Verlauf der vaskulären Demenz sind plötzlicher Beginn, stufenförmige Verschlechterung und ausgeprägte Schwankungen der Leistungsfähigkeit, die auch innerhalb eines Tages stark variieren kann.

Dies muss allerdings nicht zwangsläufig so sein. Möglich ist auch ein allmählicher Beginn. Jedoch bemerken die Betroffenen meist zuerst den Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Auch der Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit kann sehr variabel sein und muss sich nicht immer zwangsläufig stufenweise verschlechtern. Das heißt: Die geistige Leistungsfähigkeit kann sich verschlechtern, stabilisiert sich wieder, wird sogar besser und verschlechtert sich dann erneut. So gibt es auch Zeiten plötzlicher Verwirrtheit, die auch vorübergehend sind und dann wieder verschwinden können.

Diagnose-Kriterien

  • Die abnehmende Gedächtnisleistung muss im Zusammenhang mit mindestens zwei weiteren Beeinträchtigungen stehen, wie beispielsweise der Orientierung, Sprache oder Aufmerksamkeit, welche die Alltagskompetenz beeinträchtigen.
  • Typische neurologisch-psychiatrische Befunde und Hirngewebsveränderungen, die in der Computertomographie oder der Magnetresonanztomographie des Gehirns sichtbar werden, sind Hinweise auf die Erkrankung. Sie zeigen, dass Hirninfarkte stattgefunden haben.
  • In der Krankengeschichte des Patienten finden sich Hinweise auf Risikofaktoren für Hirndurchblutungsstörungen, wie Bluthochdruck, Herzkrankheiten oder ein Diabetes (siehe auch Risikofaktoren).

Wichtig ist, dass ein Zusammenhang zwischen den Symptomen der Demenz und den Zeichen, die auf eine krankhafte Veränderung der Blutgefäße im Gehirn hinweisen, hergestellt werden kann.

Mischformen

Nicht immer können die Alzheimerkrankheit und die vaskuläre Demenz klar voneinander abgegrenzt werden, denn häufig kommen sie gemeinsam vor. Fachleute gehen sogar davon aus, dass eine Demenzerkrankung in Reinform selten auftritt.

Schwierig ist es, einen angemessenen Behandlungsplan zu erstellen, da dazu die einzelnen Komponenten der Mischform diagnostisch auseinanderdividiert werden müssen und dabei alle Ursachen, die für eine Demenz infrage kommen könnten, in Betracht gezogen werden müssen.

Behandlung der vaskulären Demenz

Es gibt keine Behandlung, die zur Heilung einer vaskulären Demenz führt. Die Therapie erstreckt sich auf die günstige Beeinflussung der Risikofaktoren für Gefäßkrankheiten. Blutdruck, Blutzucker- und Blutfettwerte werden richtig eingestellt, die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabgesetzt.

Werden so weitere Gefäßschäden vermieden, ist ein Fortschreiten der Demenz erst einmal eingedämmt.

Eine Behandlung mit Antidementiva kann im Einzelnen zusätzlich in Erwägung gezogen werden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011