Selen (SE)

Selen ist ein für den menschlichen Organismus lebenswichtiges Spurenelement. Bei Erwachsenen liegt der Körperbestand an Selen bei 10 bis 15 Milligramm. Das Spurenelement findet sich vorwiegend in hormonbildenden Organen, Gehirn, Hoden und Muskeln.

Die tägliche Zufuhrempfehlung liegt bei 1 – 1,5 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht für einen gesunden Erwachsenen. Selenreich sind tierische Lebensmittel, pflanzliche Lebensmittel weisen aber eine bessere Bioverfügbarkeit auf. Selenreich sind Kokosnüsse, Paranüsse, Sojabohnen, Vollgetreide und Hirse. Entscheidend für die Selenkonzentration in den Lebensmitteln ist der Selengehalt der Böden, auf denen die Produkte wachsen.

Aufgenommen wird Selen über den Dünndarm, wobei Vitamin C die Resorption von bestimmten Selenverbindungen fördert. Der Mineralstoff wird im Blut an Selenoprotein P gebunden und transportiert. Seine Ausscheidung erfolgt über die Nieren, den Stuhl und in geringem Maße auch über die Atemluft.

Selen ist Bestandteil verschiedener wichtiger Enzyme. So ist der Mineralstoff an folgenden biologischen Funktionen beteiligt:

  • Schutz vor schädigenden Sauerstoffradikalen, die im normalen Stoffwechsel, aber auch durch Rauchen oder Alkohol entstehen;
  • Beteiligung am Hormonstoffwechsel der Schilddrüse. Damit besteht ein indirekter Einfluss auf den Grundumsatz, die Zellteilungsrate und das Zellwachstum;
  • Stimulation des Immunsystems;
  • (vermutlich) Stabilität der Spermien;
  • Entgiftung von Schwermetallen (Cadmium, Blei, Quecksilber).

Was kann Anlass der Selenbestimmung sein?

Indikationen, um den Selenwert zu bestimmen, sind:

  • Verdacht auf Selenmangel: Dieser liegt nahe bei langfristiger künstlicher Ernährung in Verbindung mit Muskelschwäche oder Kardiomyopathie. Außerdem kann er bei chronischer Niereninsuffizienz oder Alkoholismus sowie bei Frühgeburten auftreten.
  • Verdacht auf chronische Vergiftung: Knoblauchgeruch von Atem und Schweiß, metallischer Geschmack, Kopfschmerzen, Nerven- und Leberstörungen, Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit und Erbrechen) und Gelenkschmerzen sind typische Symptome der Erkrankung. Bereits eine lang andauernde Einnahme von über 3 Milligramm Selen täglich kann diese Beschwerden hervorrufen.
  • Verdacht auf eine akute Vergiftung: Hier sind die typischen Symptome Reizungen von Augen und Atemwegen sowie entzündliche Hauterscheinungen.

Was sind die Referenz- Normalwerte von Selen?

Selen kann aus dem Blutplasma, Blutserum, Vollblut oder 24-h-Sammelurin bestimmt werden.

Folgende Werte liegen im Normalbereich:
Blutserum, Blutplasma:
Säuglinge < 1 Jahr:              0,20 – 0,61 µmol/l    oder    16 – 18 µg/l

Kleinkinder 1 – 6 J.:             0,29 – 1,45 µmol/l    oder    23 – 114 µg/l

Schulkinder 6 -14 J.:            0,46 – 1.42 µmol/l    oder    36 – 112 µg/l

Jugendliche 14 – 18 J.:       0,56 – 1,24 µmol/l    oder    44 – 98 µg/l

Erwachsene:                         0,60 – 1,50 µmol/l    oder    50 – 120 µg/l
Vollblut (Erwachsene): 0,87 – 1,71 µmol/l           oder    67 – 135 µg/l
Urin (Erwachsene): 0,18 – 0,95 µmol/24 h         oder    15 -75 µg/24h

Die Werte zeigen starke regionale Unterschiede auf. Dies hängt mit der Aufnahme von Selen über die Nahrung und damit vom Selengehalt der Böden ab. Die oben aufgeführten Werte sind gültig für Deutschland.

Allgemein kann gesagt werden, dass die Selenkonzentration bis zum Erwachsenenalter ansteigt und etwa ab dem 60. Lebensjahr abnimmt.

Was kann ein erhöhter Selenwert bedeuten?

Diagnosen mit erhöhten Selenwerten können folgende sein:

  • Selenvergiftung (Glas-, Porzellan-, Elektroindustrie);
  • überhöhte Selen-Selbstmedikation.

Was können erniedrigte Selenwerte bedeuten?

Selenmangel im Blutserum kann mit folgenden Erkrankungen assoziiert sein:

Diagnosen, die aufgrund eines extremen Selenmangel gestellt werden, sind:

  • ernährungsbedingter Mangel: Hier liegen Serumwerte von Selen von unter 10 µg/l vor. Gleichzeitig treten eine Muskelschwäche der Beine und Kardiomyopathie auf. Die Symptome sind nach Gabe von Selen reversibel.
  • Keshan-Krankheit: Betroffen sind Kinder und Frauen aus extrem selenarmen Gegenden Chinas mit einer Selenaufnahme von < 30 Mikrogramm/Tag. Lebenslimitierend sind die schweren Herzerkrankungen (Myokardnekrose, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz usw.).Eine prophylaktische Zufuhr von Selen kann das Auftreten der Krankheit eindämmen.
  • Kashin-Beck-Krankheit: Erkrankung von Kindern in selenarmen Gegenden in Ostsibirien, Nordkorea und Teilen Chinas. Symptome sind Gelenkdeformierungen an Armen und Beinen durch Hemmung des Skelettwachstums sowie Minderwuchs.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 22.02.2009