Neuere Entwicklungen und Wunschimpfstoffe

Verschiedene Aspekte

Derzeit verfügbar sind mehr als 20 Impfstoffe, die vor zum Teil lebenslimitierenden Erkrankungen schützen.

Impfstoffe, die wir uns wünschen, richten sich gegen AIDS, Malaria, Tuberkulose (alter Impfstoff fraglich in der Wirkung), Hepatitis C, Borreliose und Scharlach.

Warum es für manche Erkrankungen keine Vakzine gibt, kann mehrere Ursachen haben: Teilweise ist die Forschung noch nicht so weit oder – aus welchen Gründen auch immer – sind keine Gelder für die Erforschung eines bestimmten Impfstoffes vorhanden.

Bei der weltweiten Impfstoffforschung werden entweder bestehende Impfstoffe weiter verbessert oder an Neuentwicklungen gearbeitet.

„Relativ neu“ ist das sogenannte „therapeutische Impfen“. Dabei versucht man mit Hilfe von Impfungen, eine chronische Erkrankung zu behandeln oder zu vermeiden. Ein Beispiel aus der jüngeren Geschichte stellt dabei die HPV-Impfung als Schutz vor Gebärmutterhalskrebs dar.

Verbesserung von Herstellungsverfahren

Gegen Influenza (Grippe) muss jedes Jahr ein neuer Impfstoff entwickelt werden. Das auslösende Virus verändert sich jedes Jahr und der alte Impfstoff wirkt nicht mehr.

Von der Identifizierung des Erregers bis zur Herstellung des neuen Impfstoffes dauerte es circa ein dreiviertel Jahr. Für die Impfstoffproduktion benötigte man befruchtete Hühnereier. Dies führte immer wieder zu Engpässen in der Impfstoffherstellung.

Eine neue Produktionsmethode kann den Produktionsprozess erheblich verkürzen. Es gelang, den Impfstoff in Zellkulturen herzustellen. Die Herstellungszeit des Grippeimpfstoffes lässt sich so auf 16 Wochen reduzieren.

Neuere Impfstoffe

  • HPV: Seit Anfang 2007 wurde die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) in den Impfkatalog der STIKO für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren aufgenommen. Die Viren sind der Hauptverursacher für Gebärmutterhalskrebs.
  • Rotaviren: Seit Sommer 2006 sind zwei Impfstoffe gegen Rotaviren in Deutschland zugelassen. Diese Virenart stellt die häufigste Ursache für akute, schwere Durchfälle bei Säuglingen und Kleinkindern dar. Mit diesen Impfstoffen lassen sich die oft nötigen Krankenhauseinweisungen der betroffenen Kinder weitestgehend verhindern.
  • Gürtelrose (Varizellen): In den USA ist ein Impfstoff zur Vorbeugung der Gürtelrose (Herpes Zoster) für Menschen ab 60 Jahren zugelassen. Die teilweise sehr schmerzhafte Erkrankung bricht vor allem bei Senioren aus, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Ursache ist eine im Laufe des Lebens durchgemachte Windpockenerkrankung. Die auslösenden Viren überdauern still in bestimmten Nervenzellen des menschlichen Körpers über Jahre und Jahrzehnte. Bei Immundefiziten treten sie in Form einer Gürtelrose wieder in Erscheinung. Die Impfstämme der Viren sollen sogar die in den Nervenzellen schlummernden Wildviren verdrängen. Die Gürtelrose wird somit verhindert.

Impfstoffe, an denen geforscht wird

  • Helicobacter pylori: Diese Bakterien sind vorwiegend verantwortlich für Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre. Sie werden auch als begünstigender Faktor für Magenkrebs angesehen. Eine Schluckimpfung gegen den Magenkeim ist in der klinischen Erprobung.
  •  Diverse Infektionskrankheiten: Laut WHO werden weltweit klinische Tests mit Impfstoffen gegen verschiedenste Infektionskrankheiten durchgeführt. Getestet werden unter anderem Impfstoffe gegen Malaria, HIV/AIDS, Tuberkulose (neue Impfstoffe), SARS, Hepatitis E und Milzbrand.

Therapeutisches Impfen

Im Falle des therapeutischen Impfens verfolgt man das Ziel, chronische Erkrankungen erst gar nicht entstehen zu lassen oder sogar zu behandeln.

In diese Kategorie fallen zwei bereits einsetzte Impfstoffe: die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV), welche die Hauptauslöser von Gebärmutterhalskrebs sind und die Hepatitis-B-Impfung. Sie trägt dazu bei, Leberkrebs zu verhindern.

Beide Impfungen schützen vor einer Infektion mit den jeweiligen Viren.

Geforscht wird nicht nur an Impfstoffen, die sich gegen Infektionskrankheiten richten, sondern auch gegen andere schwere Erkrankungen. Der Fokus des Interesses richtet sich auf die Alzheimer-Erkrankung, Schlaganfall und Multiple Sklerose.

Bei der Alzheimer-Erkrankung lagen sich im Gehirn veränderte Eiweiße ab. Bei einer Impfung werden diese Eiweißstoffe als Impfstoff gespritzt. Ziel ist es, dass durch die Impfung keine weiteren Eiweiße im Gehirn abgelagert werden und dort bereits Vorhandene abgebaut werden.

Ein Ziel, das man bei der Prävention vor einem Schlaganfall verfolgt, ist die Reduktion der Entzündungsursachen in den Blutgefäßen. Die Gefäße werden durch die unbemerkten Entzündungen brüchiger und es bilden sich leichter Gerinnsel, die zu einem Schlaganfall führen können. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Blockade eines bestimmten Rezeptors im Gehirn, der mitverantwortlich dafür ist, dass die Gehirnzellen großflächiger absterben, als dies aufgrund der abgeschnittenen Blutzufuhr sein müsste.

Es gibt auch Studien, bei denen ein Impfstoff zur Behandlung der Multiplen Sklerose eingesetzt wird. Impfmaterial stellen abgetötete und veränderte Immunzellen der Patienten dar.

Für diese drei Erkrankungen werden zwar Studien durchgeführt, jedoch sind keine Impfstoffe zugelassen.

Zukunftsmusik für Nikotin-Abhängige

Süchtig macht den Zigarettenraucher das Nikotin, dass im Gehirn an bestimmte Rezeptoren bindet und Glücksgefühle hervorruft.

Eine Impfung zielt darauf ab, dem Nikotin den Zugang zum Gehirn zu erschweren. Dazu stimuliert der Impfstoff die Bildung von Antikörpern, die mit den Nikotinmolekülen so große Komplexe bilden, dass sie die Blut-Hirn-Schranke nicht mehr überwinden können (= Schutzbarriere des Gehirns).

Das Nikotin erreicht so nicht mehr das Gehirn und der Suchtkick bleibt aus. Vorteil der Impfung ist der Langzeiteffekt. Der Entwöhnungswillige muss nicht mehr jeden Tag eine Tablette nehmen. Auch positiv ist die Langzeitwirkung. Wird der Betroffene nach langer Zeit wieder rückfällig, so bewirkt das Nikotin keinen Kick mehr.

Außer Betracht stehen bei dieser Impfung die psychischen und gewohnheitsmäßigen Elemente, die eine Sucht ausmachen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009