Schizophrenie: Ursachen Symptome und Behandlung

Schizophrenie (engl. schizophrenia)

Die Schizophrenie (veraltet: Dementia praecox) ist eine psychische Erkrankung, mit charakteristischen, aber unterschiedlichsten Störungen. Es kommt zu starken Beeinträchtigungen der Persönlichkeit, des Denkens, der Wahrnehmung, des Realitätssinns und der Gefühlsäußerung.

Die Erkrankung kann jeden Charakterzug und jeden Persönlichkeitsanteil des Patienten vereinnahmen. Die Schizophrenie wird den (endogenen) Psychosen zugeordnet. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis“.

Dazu gehören nicht – wie fälschlich oft angenommen – die multiplen Persönlichkeitsstörungen, bei denen in einer Person je nach Situation unterschiedliche Persönlichkeiten vorhanden sind. In den Industrieländern erkrankt ungefähr 1% der Bevölkerung an Schizophrenie.

Typischerweise beginnt die psychische Erkrankung zwischen der Pubertät und dem 30. Lebensjahr. Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen. Es besteht aber ein Unterschied zwischen den Geschlechtern in Bezug auf den Erkrankungszeitpunkt. Bei Männern beginnt die Erkrankung meist etwas früher als bei Frauen, die ihren ersten Schub häufig erst nach dem 40. Lebensjahr haben.

Es wird dafür als Grund angenommen, dass das weibliche Hormon Östrogen eine hemmende Wirkung auf den Ausbruch der Schizophrenie hat. Die Produktion des Hormons im weiblichen Körper nimmt mit Beginn des Klimakteriums ab.

Welche Ursachen nimmt man für die Schizophrenie an?

Die genauen Ursachen sind unbekannt. Angenommen wird eine individuell verschiedene Kombination von verschiedenen Ursachen. Jeder Auslöser für sich alleine führt jedoch nicht zum Krankheitsausbruch. Eine große Rolle spielt dabei die genetische Disposition.

Es zeigt sich, dass die Erkrankung familiär gehäuft auftreten kann. Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken steigt, je enger man mit dem Erkrankten verwandt ist. So zeigen Studien, dass ein Kind, dessen Elternteile beide an Schizophrenie leiden, zu 40% auch erkrankt.

Die Wahrscheinlichkeit unter Geschwistern liegt bei 15%, unter eineigigen Zwillingen bei 50%. Weiterhin wird angenommen, dass bestimmte soziale oder biographisch-psychische Faktoren den Verlauf der Erkrankung beeinflussen können.

So können Störungen in der Partnerschaft oder sonstige familiäre Probleme bei der Entstehung der Schizophrenie mitwirken.

Markant ist, dass die Krankheit ausbricht, wenn sich die Lebenssituation ändert, zum Beispiel mit Beginn der Pubertät oder beim Eintritt in das Berufsleben. Einen weiteren Erklärungsansatz bieten hirnorganische Befunde. So wird davon ausgegangen, dass die Dopamin-Rezeptoren in einem bestimmten Hirnareal besonders sensibel sind.

Dopamin ist ein so genannter Neurotransmitter, dessen biologische Funktion die Übermittlung von Nervenimpulsen zwischen den Nervenzellen ist.

Für diese Hypothese scheint zu sprechen, dass spezielle Medikamente – nämlich Neuroleptika – wirksam gegen Schizophrenie eingesetzt werden können. Sie üben eine hemmende Wirkung auf die Dopamin-Rezeptoren aus.

Was sind die Symptome der Erkrankung?

Die Symptome der Schizophrenie sind vielfältig und nur in der Summe des Vorkommens charakteristisch für die Erkrankung. Es können folgende Hauptsymptome unterschieden werden:

1. Wahnvorstellungen
Die Wahnsymptomatik ist für den Außenstehenden mit das offensichtlichste Anzeichen der Erkrankung. Die Betroffenen fühlen sich beispielsweise von irrationalen Mächten verfolgt, halten sich für Präsidenten oder Könige oder denken, aufgrund eigener Verfehlungen komme es zu Naturkatastrophen.

2. Halluzinationen
Halluzinationen sind Sinnestäuschungen der Ohren, der Augen, des Geschmacks- und Geruchssinns oder des Tastsinnes. Auch wenn kein äußerer Sinnesreiz vorliegt, erscheint der Sinneseindruck dem Betroffenen als real. Für die Schizophrenie typisch sind akustische Halluzinationen. Sie werden beispielsweise als befehlende Stimmen gehört. Diese Halluzinationen können Panikattacken auslösen und sogar zum Selbstmord führen.

3. Ich-Störungen
Schizophrene empfinden den eigenen Körper, die eigenen Gedanken oder Gefühle als fremdartig. Die Grenzen zwischen dem eigenen Körper und der Umwelt werden als fließend empfunden. Manche Patienten haben das Gefühl, dass ihre Gedanken mitgehört werden. Schließlich können für den Kranken zwei Welten existieren, eine reelle und eine in seinem Wahn bestehende. Zwischen Realität und Wahn kann nicht mehr unterschieden werden.

4. Denkstörungen
Charakteristisch ist eine zusammenhanglose, wirre Sprechweise (Wortneuschöpfungen, Begriffsverschmelzungen). In Gesprächen kann den Gedankengängen anderer nicht gefolgt werden, oder die Betroffenen brechen ihren eigenen Gedankengang aus nicht ersichtlichen Gründen ab.

5. „Unangebrachte“ Gefühlsäußerungen
Manche Erkrankten zeigen keine Gefühle und gehen mit anderen Menschen nur wenig emotional um. Sie sind auch nicht in der Lage, auf bestimmte Ereignisse oder Menschen angemessen zu reagieren. So lachen sie beispielsweise bei traurigen Nachrichten.

6. Bewegungsstörungen
Es zeigen sich zwei Bewegungsmuster. Zum einen ist eine Bewegungslosigkeit zu beobachten oder eine starke motorische Unruhe, bei der die Erkrankten immer wieder bestimmte Bewegungen ausführen.

Die Symptome der Erkrankung werden nach einer Positiv- und einer Negativsymptomatik eingeteilt. Mit Positivsymptomatik meint man diejenigen Symptome, die über das Verhalten eines gesunden Menschen hinausgehen, beispielsweise Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Erregung, vermehrte Einfälle und Sinnestäuschungen.

Im Gegensatz dazu beinhaltet die Negativsymptomatik alle Verhaltensweisen, die schwächer als bei einem gesunden Menschen ausgeprägt sind – Antriebsarmut, Verlust von Initiative, sozialer Rückzug, allgemeine Verlangsamung oder emotionales Desinteresse.

Wie verläuft die Erkrankung?

Charakteristisch für die Schizophrenie ist ein schubweiser Verlauf. Die Schizophrenie kann sich durch eine Zeit der depressiven Verstimmung mit sozialem Rückzug ankündigen (Prodomalstadium).

Nach einem akuten Schub mit unterschiedlicher Ausprägung der oben aufgeführten Symptome (eher Positivsymptomatik) kommt es zu einer Phase der Symptomfreiheit.

In manchen Fällen bleiben jedoch nach dem akuten Schub bestimmte Symptome dauerhaft bestehen. Nach einem akuten Schub entwickeln die Erkrankten auch oft Depressionen oder sie fallen in einen Erschöpfungszustand.

Wie sieht die Diagnosestellung aus?

Eine eindeutige Diagnosestellung ist erst aus einer Verlaufbeobachtung, die mehrere Monate dauert, möglich.

Für die Diagnose „Schizophrenie“ muss mindestens eines der nachstehenden Kriterien erfüllt sein: akustische Halluzinationen, Ich-Störungen oder wahnhaftes Denken.

Fehlen diese Symptome, so müssen mindestens zwei andere gemeinsam auftreten, um die Diagnose zu stellen.

Wie wird behandelt?

Bei großer Erregung, Selbstmordgefahr, Fremdgefährdung oder einem Wahn mit panischer Angst müssen die Patienten stationär aufgenommen werden.

Meist erfolgt die Aufnahme in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung. Vor allem zur Eindämmung der Positivsymptomatik werden Neuroleptika verabreicht. Auch nach Abklingen der psychotischen Symptome wird die Medikamentation beibehalten.

Niedrige Dosierungen werden zur Langzeittherapie verwendet. Nebenwirkungen der Neuroleptika können Konzentrationsschwäche, Krampfanfälle oder Unruhe sein.

Begleitet wird die medikamentöse Behandlung immer von einer Psychotherapie, einer Soziotherapie und Ergotherapie, die individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Dabei ist es wichtig die Angehörigen mit einzubeziehen.

Wie sieht die Prognose aus?

Die Prognose ist abhängig vom Krankheitsbeginn, der Symptomatik und der Qualität der therapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen:

Etwa ein Drittel der Ersterkrankungen heilt aus, ein weiteres Drittel der Patienten kann eigenständig mit Beeinträchtigungen im privaten oder beruflichen Bereich leben. Das letzte Drittel ist auf eine langfristige, dauerhafte Betreuung angewiesen.