Medikamente gegen Schlafstörungen haben dort ihre Berechtigung, wo es keine anderen Mittel gibt, um der Schlaflosigkeit Herr zu werden. Die Auslöser der Schlaflosigkeit sollten bekannt sein und die Anwendung der verschreibungspflichtigen Medikamente sollte nur vorübergehend erfolgen. Einsatzgebiete sind beispielsweise akute seelische Notlagen – wie der Tod eines nahestehenden Menschen – oder die Beruhigung von einer Operation.
Die Behandlung mit den Schlafmitteln sollte auf jeden Fall auch von anderen Maßnahmen begleitet werden, da sie nur eine vorübergehende „Krücke“ darstellen. Bei der Auswahl des richtigen Medikaments dient dem behandelnden Arzt als Grundlage die sogenannte 5-K-Regel:
- Klare Indikationsstellung: Es muss klar sein, gegen welche Krankheitszeichen genau und gegen welche Erkrankung das Mittel eingesetzt wird.
- Kontraindikationen beachten: Hier wird überprüft, bei welchen Erkrankungen das Medikament nicht eingesetzt werden sollte.
- Kleinste wirksame Dosis: Diese stellt man ein, um die Nebenwirkungen möglichst gering zu halten.
- Kurze Anwendungsdauer: Dies ist wichtig, weil sonst eine Abhängigkeit / Sucht provoziert wird.
- Kein abruptes Absetzen: Hierdurch soll Entzugserscheinungen vorgebeugt werden.
Es gibt verschiedene Gruppen von Schlafmitteln, die sich in ihrem Wirkungsspektrum, in ihrer Wirkdauer, in ihrem Suchtpotenzial und in ihrem Nebenwirkungsspektrum unterscheiden.
Medikamente Schlafstörungen – Benzodiazepine
Sie stellen die Klassiker unter den Schlafmitteln dar. Spricht man von Schlafmitteln, so meint man meist diese Medikamente. Die Wirkstoffe, die zu den Benzodiazepinen zählen, heißen beispielsweise: Brotizolam, Flurazepam, Oxazepam, Temazepam oder Triazolam. Unter ihnen gibt es Mittel, die ganz kurzfristig entspannen und daher bei Einschlafstörungen verordnet werden, bei anderen Wirkstoffen hält die Wirkung länger an. Sie sind daher für Durchschlafstörungen geeignet.
Die Schlaf fördernde Wirkung dieser Mittel ist unbestritten, jedoch haben sie auch erhebliche Nachteile:
- Der Schlaf ist weniger tief und der Erholungseffekt daher geringer.
- Bewegungs-, Reaktions- und Konzentrationsvermögen werden gesenkt. Beim nächtlichen Toilettengang laufen daher vor allem ältere Menschen Gefahr, zu stützen.
- Die Erinnerung kann beeinträchtigt sein (Amnesie).
- Mit der Zeit werden immer höhere Dosen für die gleiche Wirkung benötigt. Ab drei Wochen der regelmäßigen Einnahme besteht auch Suchtgefahr. Beim plötzlichen Absetzen kann es zu Entzugserscheinungen kommen.
- Die Mittel rufen bei manchen Menschen auch das sogenannte Phänomen der paradoxen Reaktion hervor, das heißt, die Betroffenen sind überdreht, statt beruhigt zu sein.
Benzodiazepine sind nicht geeignet, wenn man unter bestimmten Erkrankungen leidet: Zu nennen sind hier unter anderem Schlafapnoen, Asthma oder andere Erkrankungen der Atemwege, bestehende oder überwundene Abhängigkeit von Alkohol, Drogen oder Medikamenten oder eine stark gestörte Leberfunktion.
Auch eignen sich Benzodiazepine nicht bei folgenden Problemen und Schlafstörungen:
- zur Reduzierung von Alltagsstress,
- zur regelmäßigen und häufigen Behandlung von Schlafstörungen, Nervosität, Unruhe oder Angstzuständen,
- bei depressiven Verstimmungen oder zur Förderung der seelischen Ausgeglichenheit,
- zur Überwindung von Überarbeitungserscheinungen, Konzentrationsschwäche, Witterungsempfindlichkeit oder Reizbarkeit.
Medikamente Schlafstörungen – Z-Substanzen (Zopiclon, Zaleplon, Zolpidem)
Die Z-Substanzen wirken ähnlich wie die Benzodiazepine und docken auch an die gleichen Bindungsstellen der Nervenzellen im zentralen Nervensystem an. Die Wirkstoffe heißen Zolpidem (kurz wirksam), Zopiclon (kurz bis mittellang wirkend) und Zaleplon (sehr kurz wirkend). Das Wirkungs- und das Nebenwirkungsspektrum sind ähnlich wie bei den Benzodiazepinen.
Medikamente Schlafstörungen – Beruhigungsmittel
Neben den Schlafmitteln gibt es Substanzen, die beruhigen, aber nicht zu den Schlafmitteln zählen. Die bekanntesten Beruhigungsmittel sind Diazepam (bsp. in Valium) und Oxazepam (bsp. in Adumbran). Sie stellen jedoch keine direkten Schlafmittel dar. Wegen ihrer entspannenden Wirkung dienen sie bestenfalls als Schlaf fördernde Hilfe.
Medikamente Schlafstörungen – Antidepressiva
Antidepressiva helfen bei Depressionen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass manche von ihnen auch zur Langzeitbehandlung von Schlafstörungen verwendet werden können, vor allem wenn die nächtlichen Schlafprobleme von gedrückten Stimmungslagen begleitet werden. Angewendet werden bei der Schlafproblematik in Verbindung mit Depressionen aber nur die Mittel, welche eine sedierende Wirkung haben. Es handelt sich dabei um die Wirkstoffe Doxepin, Trimipramin, Amitriptylin, Mianserin und Mirtazapin.
Eine Behandlung mit den Antidepressiva gehört aber in jedem Fall in die Hände eines Facharztes (Neurologe, Psychiater).
Die Antidepressiva haben gegenüber den Benzodiazepinen den Vorteil, dass sie weniger abhängig machen und auch keine Probleme beim Absetzen der Medikamente entstehen.
Ein deutlicher Nachteil ist aber, dass die Antidepressiva die natürlichen Strukturen des Schlafs verändern. Die Medikamente verhindern vor allem den Traumschlaf. .
Medikamente Schlafstörungen – Antihistaminika
Antihistaminika werden gegen allergische Beschwerden eingesetzt. Einige von ihnen machen – als Nebenwirkung – müde. Arzneimittel mit den Wirkstoffen Diphenhydramin oder auch Doxylamin werden daher auch als Schlafmittel verwendet. Sie sind nicht verschreibungspflichtig. Sie können jedoch trotzdem erhebliche Nebenwirkungen aufweisen. Dazu gehören Mundtrockenheit, Verstopfung, Probleme beim Wasserlassen, Sehprobleme usw. Oft ist zudem die Leistungsfähigkeit eingeschränkt und Auto fahren oder das Bedienen von Maschinen sollte unterlassen werden.
Auch machen diese Mittel abhängig und die Dosis muss zur Erreichung des Schlafeffekts erhöht werden. Von einer langfristigen (= nicht länger als ein paar Tage) Einnahme sollte man daher absehen.
Medikamente Schlafstörungen – Chloralhydrat
Das wohl älteste bekannte Schlafmittel ist Chloralhydrat. Sein Vorteil ist, dass es die nächtliche Schlafstruktur kaum stört. Es darf aber nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden, da Suchtgefahr besteht. Das Mittel kann sogar zu Persönlichkeitsveränderungen führen und wirkt ohnehin nur kurz. Zudem bestehen eine Reihe von Wechsel- und Nebenwirkungen. Eine Überdosierung kann leicht Vergiftungserscheinungen herbeiführen.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011