Die Wechseljahre oder das Klimakterium der Frau stellen den Zeitraum dar, in dem die Eierstöcke ihre Tätigkeit allmählich einstellen, die Fortpflanzungsfähigkeit langsam erlischt und die Regelblutung schließlich dauerhaft ausbleibt. Der Zeitpunkt, an dem die Menstruation das letzte Mal stattfindet, wird als Menopause bezeichnet. In der Regel ist das mit 51 Jahren der Fall. Die klimakterischen Umstellungsprozesse dauern circa 10 bis 15 Jahre. Typische Wechseljahrbeschwerden sind Schweißausbrüche, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Harninkontinenz, Reizbarkeit und Aggressionen, nervöse Erschöpfung sowie depressive Verstimmungen und natürlich auch Schlafstörungen.
In der Zeit nach der Menopause und bereits etwa fünf Jahre zuvor klagen Frauen ungefähr doppelt so häufig über Einschlafstörungen, Tagesschläfrigkeit und unruhigen Schlaf wie vor Beginn der Wechseljahre. Typische Schlafstörungen in den Wechseljahren machen sich dadurch bemerkbar, dass die Frauen mitten in der Nacht nass geschwitzt aufwachen und nicht wieder in den Schlaf zurückfinden. Zieht sich dieser Schlafmangel über eine längere Zeit, so folgen Erschöpfungszustände, welche die Hauptursache für die abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit im Klimakterium sind.
Schlafstörungen Wechseljahre – Ursachen
Die Produktion der Östrogene in den Eierstöcken nimmt ab, dabei geraten gleichzeitig auch andere Hormone aus dem Gleichgewicht. Die verminderte Hormonproduktion hat sogar Auswirkungen auf das Gehirn. Hier werden weniger Botenstoffe, wie Acetylcholin oder Noradrenalin, gebildet. Die beiden sogenannten Neurotransmitter haben Auswirkungen auf die Schlafphasen. In der Folge kann der Schlafrhythmus aus den Fugen geraten.
Nach der Menopause gibt es weitere typische Schlafstörungen, die sogenannten schlafbezogenen Atmungsstörungen, zu denen die Schlafapnoe zählt. Menschen, die darunter leiden, schnarchen meist und haben zwischendrin Atemaussetzer. Dadurch gelangt weniger Sauerstoff ins Blut. Der Schlaf ist unregelmäßig und man leidet unter Tagesmüdigkeit und Abgeschlagenheit. Verantwortlich für die schlafbezogenen Atmungsstörungen macht man die sinkenden Progesteronspiegel in den Wechseljahren und die Änderung der Fettverteilung im weiblichen Organismus in dieser Zeit.
Neben diesen organischen Ursachen können jedoch auch seelische Probleme in den Wechseljahren die Gründe für Schlafstörungen sein. Viele Frauen beginnen in diesem Lebensabschnitt, sich grundlegend mit ihrem Leben auseinanderzusetzen. Betroffen sind oft der berufliche, partnerschaftliche und familiäre Bereich. Es wird den Frauen bewusst, wie sie sich körperlich verändern und wie sich auch ihre Rolle in der Gesellschaft ändert. Viele verkraften diesen Wandel nicht so leicht, beginnen zu grübeln und können darüber nicht schlafen.
Belastungen mit denen Frauen in dieser Lebensphase vornehmlich konfrontiert sind, können sein:
- Furcht vor dem Älterwerden,
- vermeintlicher Verlust der Attraktivität,
- stärkeres Bedürfnis nach Ruhe- und Erholungsphasen als in jüngeren Jahren,
- Abschied von erwachsen gewordenen Kindern oder die Trauer über nicht geborene Kinder,
- Sorge um die eigenen alt gewordenen Eltern, die zunehmend Hilfe und Unterstützung benötigen.
Schlafstörungen Wechseljahre – Therapien und sanfte Mittel
Frauen, die unter erheblichen Wechseljahrbeschwerden und damit auch Schlaflosigkeit leiden, können nach gründlicher Abwägung aller gesundheitlichen Vor- und Nachteile eine Hormonersatztherapie beginnen. Besonders gut schlägt diese Therapie bei nächtlichen Atemaussetzern an. Die Therapie wird nicht prophylaktisch (= vorbeugend) und auch nicht über einen längeren Zeitraum empfohlen.
Neben dieser Therapie sollte aber gewissenhaft nachgeforscht werden, ob nicht andere Gründe als die veränderte Hormonlage für die Schlaflosigkeit vorliegen. Zu denken ist hier an eine ausgediente Matratze oder quälende Gedanken, die den Schlaf fernhalten. Oft hilft es schon, sich eine neue Matratze und Bettzeug anzuschaffen oder das Bett zu verschieben. Bei angestrengtem Grübeln können Entspannungsmethoden, wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder autogenes Training, hilfreich sein. Auch eine Verhaltenstherapie kann einen Ausweg aus dem Teufelskreis Gedankenkarussell und Schlaflosigkeit bieten. Schlaftabletten stellen nur eine Alternative dar, wenn es gar nicht anders geht. Sie sind nicht für den Dauereinsatz bestimmt.
Daneben gibt es viele alternative Therapien und sanfte Mittel, die schon mancher Frau bei ihren Schlafstörungen, aber auch bei anderen Wechseljahrbeschwerden Erleichterung gebracht haben.
- Ernährung: Meiden Sie nach Möglichkeit Süßigkeiten, Salz, Alkohol und Koffein, die beiden Getränke vor allem ab dem frühen Nachmittag. Positiv auf die Schlafstörungen wirken sich eine gute Magnesiumversorgung und ausreichend Vitamin E aus. Sehr empfehlenswert in den Wechseljahren sind auch Fisch, Leinsamen, Sonnenblumenkerne und -öl sowie Kürbiskerne, daneben Kalzium, Vitamin D, Phosphor sowie Vitamin B6.
- Homöopathie: Auch die klassische Homöopathie kennt Mittel bei Wechseljahrbeschwerden, deren Auswahl und Potenz sich nach dem Beschwerdebild richten. Zum Einsatz kommen Sepia, Graphites und Lachesis oder Cimicifuga. Zu denken ist auch an Globuli zum Einschlafen mit Coffea, Passiflora incarnata, Phosphorus, Zincum valerianicum und Melisa officinalis.
- Phytotherapie: Wechseljahrbeschwerden sind eine Domäne der Pflanzenheilkunde. Eines der bekanntesten Mittel – neben Soja und Rotklee – ist ein Extrakt aus der Wurzel der Traubensilberkerze. Bei Schlafstörungen hilft Baldrian, bei nervöser Unruhe und Anspannung und bei depressiven Verstimmungen Johanniskraut.
- Akupunktur und Akupressur: Beide Methoden bieten Linderung bei Wechseljahrbeschwerden an. So soll die Akupressur des Punktes Niere 3 Hitzewallungen eindämmen. Er liegt in der Vertiefung kurz hinter dem großen Innenknöchel.
- Bachblüten: Auch die Bauchblütentherapie bietet Hilfe. Laut Literaturangabe sollen Holly, Elm, Agrimony, Scleranthus und White Chestnut Milderung bringen.
Schlafstörungen Wechseljahre – weitere Tipps
- Sport: Jegliche Form von Sport wirkt sich positiv auf Schlafstörungen aus. Es sollte jedoch nur nicht zu nah am Schlafenszeitpunkt trainiert werden.
- Kleidung: Haben Sie Schlafprobleme, weil Ihr Bett häufig durchgeschwitzt ist, so legen sie sich eine zweite Garnitur Nachtwäsche und eine zweite bezogene Decke neben das Bett. Sie können so schnell ihre Wäsche und die Zudecke wechseln und meist auch schneller wieder einschlafen. Tagsüber hat sich Kleidung nach dem Zwiebelprinzip bewährt. Sie lässt sich am leichtesten dem individuellen Temperaturempfinden anpassen.
- Schlaftagebuch: Tragen Sie hier ein, wann Sie ins Bett gegangen sind, wie Sie geschlafen haben und wann Sie aufgestanden sind. Zudem können Sie eintragen, wie der Tag war. Dadurch erkennt man beispielsweise, ob es bestimmte Ereignisse oder Gedanken sind, die den Schlaf fernhalten. Manchmal hilft es auch, sich den Frust von der Seele zu schreiben, um dann in einen geruhsamen Schlaf zu fallen.
Quellen:
Wenn die Nacht zum Tag wird, Riccardo A. Stoohs, mvg Verlag
Alternativ Heilen, Dr. Jörg Grünwald / Christof Jänicke, GU
Wenn der Schlaf gestört ist, Ingrid Füller, Stiftung Warentest
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011