Diagnose Rückenschmerzen

Das wichtigste Mittel in der Diagnosestellung ist die gründliche Anamnese (= Befragung zur Krankheitsgeschichte). Hierbei wird auf Vorerkrankungen, wie Osteoporose, Arthrose oder bösartige Tumorerkrankungen eingegangen. Spezielle berufliche oder psychische Belastungen können aufgedeckt werden. So begünstigen sitzende oder stehende Berufe die Rückenschmerzen. Stark körperliche Tätigkeiten können sie sogar auslösen. Zudem wichtig ist der Beginn der Schmerzen, die spezifischen Symptome und eventuelle Einschränkungen.

Bei Verdacht auf infektiöse oder maligne Ursachen der Schmerzen geben Blutuntersuchungen Aufschluss über die Erkrankung.

Von wesentlicher Bedeutung ist die körperliche Untersuchung. Das Augenmerk liegt hier auf der Haltung, dem Gang und Bewegungsablauf. Neurologische Untersuchungen überprüfen die Sensibilität, Motorik und die Reflexe. Sie werden als Basisuntersuchung oder bei Verdacht auf Nervenbeeinträchtigung durchgeführt. Mit ihrer Hilfe kann eine Unterscheidung zwischen radikulären und nichtradikulären Schmerzen getroffen werden, was wichtig für die weitere Behandlung ist (siehe dazu auch die Erläuterungen unter Definition). Bei einer Ischialgie oder einem Bandscheibenvorfall fällt der so genannte Lasègue-Test positiv aus. Dazu wird das gestreckte Bein im liegenden Zustand vom behandelnden Mediziner angehoben. Tritt bereits vor Erreichen eines 45°-Winkels eine deutliche Schmerzverstärkung ein, so gilt der Test als positiv. Gegebenenfalls sind an dieser Stelle keine weiteren Tests erforderlich, sondern es beginnt die Basisbehandlung mit speziell auf den Schmerztyp (radikulär und nichtradikulär) abgestimmten Medikamenten, Physiotherapie, Krankengymnastik und Rückenschule.

Umgehend werden weitere diagnostische Maßnahmen (Röntgen, Knochenszintigramm, CT, MRT) in folgenden Fällen durchgeführt:

  • bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenfraktur, Tumoren oder Entzündungen;
  • wenn bereits schwere oder fortschreitende neurologische Ausfälle vorhanden sind sowie eine Beeinträchtigung der Schließmuskelfunktion der Blase und/oder des Mastdarms festzustellen ist. Oft treten die beiden oben erwähnten Symptome in Kombination mit einer so genannten Reithosenanästhesie auf. Gemeint ist damit eine Sensibilitätsstörung, deren Ausbreitung das Gebiet einer Reithose beschreibt (Genitalien, Anus, Innenseite der Oberschenkel).

Als weiterführende Diagnostik und zur Klärung spezifischer Fragestellungen können bei Rückenbeschwerden bildgebende Verfahren eingesetzt werden. Dabei dient die Röntgenaufnahme der Wirbelsäule als Basisdiagnostik. Mit ihrer Hilfe kann die Wirbelsäulenhaltung, mit Spezialaufnahmen auch ihre Beweglichkeit, ausgelotet werden. Ebenso können eine Verminderung des Bandscheibenpuffers und knöcherne Veränderungen, wie eine Wirbelsäulenverkrümmung, ein Wirbelkörperbruch oder Wirbelgelenkarthrosen, erkannt werden. Jedoch lassen die Röntgenaufnahmen keine Schlüsse darüber zu, inwieweit die krankhaften knöchernen Strukturen die Nerven beeinträchtigen.

Dazu werden die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt. Die Weite des Wirbelkanals und die Spinalnerven können mit diesen Methoden dargestellt werden. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Schmerzen einem bestimmten Nerven oder Wirbelsäulenabschnitt zuordnen. Dabei gibt das CT genauere Auskünfte über die knöchernen Strukturen, das MRT zusätzlich noch über Weichteilstrukturen, wie Nervenwurzeln, Bänder und Bandscheiben.

Bei unklaren Untersuchungsbefunden und vor Operationen an der Wirbelsäule (Spondylodese, Dekompression) kann ein weiteres bildgebendes Verfahren eingesetzt werden – die Myelographie. Mit dieser invasiven Methode, bei der ein Röntgenkontrastmittel in den Rückenmarkskanal gespritzt wird, können die genauen Platzverhältnisse für das Rückenmark und die Rückenmarksnerven dargestellt werden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 08.05.2007

Der Lasègue-Test
Diagnose Skoliose – Wirbelsäulenverkrümmung
Informationen über die Rückenschule