Entstehung Medikamentenkopfschmerz

Ausgangspunkt für die Entstehung dieser Kopfschmerzform sind anfänglich Lernfaktoren. Patienten, die schon unter einer Migräne oder Spannungskopfschmerzen leiden, kennen die leidvolle Behinderung durch die Schmerzen. Sie haben Angst vor dem nächsten Anfall und den damit verbundenen Schmerzen, dem sozialen Rückzug und den beruflichen Konsequenzen. Die Schmerzmittel können diese Ängste verkleinern. Sie geben die Sicherheit, den Schmerzen kurzfristig begegnen zu können. Die Medikamente werden zu ständigen Alltagsbegleitern und bisweilen auch schon eingenommen, wenn keine Schmerzen vorhanden sind oder sie sich eventuell auch nur geringfügig ankündigen.

Alle mit den Schmerzen verbundenen Befürchtungen führen allmählich zu einer ständigen Steigerung der Dosis. Der Umstand, dass durch die regelmäßige Einnahme der Mittel die Häufigkeit, Hartnäckigkeit und Dauer der Kopfschmerzen gesteigert wird, ist zu diesem Zeitpunkt den wenigsten Betroffenen bekannt.

Die Wirkung der Schmerzmittel erfolgt über die Bindung an bestimmte, köpereigene Rezeptoren. Durch die ständig wachsende Überflutung mit Schmerzmitteln „stumpfen“ die Rezeptoren ab (= Verringern ihre Empfindlichkeit), um sich an die erhöhten Mengen der Schmerzmittel zu gewöhnen. Es handelt sich dabei um einen Gegenregulationsmechanismus. Eine weitere Aufgabe der Rezeptoren ist aber auch die Steuerung der Schmerzempfindlichkeit. Die körpereigenen Schmerzhemmsysteme funktionieren durch die ständige Schmerzmittelüberflutung schließlich nicht mehr richtig und die Schmerzinformationen gelangen ungehindert in unser Bewusstsein. Die Schmerzempfindlichkeit wird allgemein erhöht. Der Dauerkopfschmerz ist entstanden.

Es entsteht ein Teufelskreis. Die Schmerzen werden – aufgrund der größeren Schmerzempfindlichkeit – immer stärker erlebt. Die Angst vor den Beschwerden wächst, die Mittel werden immer schneller und höher dosiert eingesetzt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Während die Schmerzmittel wirken, fahren sie die Schmerzempfindlichkeit wieder auf das Normalmaß zurück, langfristig jedoch führen sie zu einer stetigen Zunahme der Kopfschmerzanfälligkeit. Lässt die Wirkung der Kopfschmerzmittel nach, entsteht der so genannte Entzugskopfschmerz, der so schlimm ist, dass sofort wieder Medikamente eingenommen werden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 08.05.2007

Chronische Schmerzen: Cluster- und Spannungskopfschmerzen
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