Therapie der koronaren Herzkrankheit

Die Behandlung besteht zunächst aus Allgemeinmaßnahmen und einer medikamentösen Therapie (= „konservative Therapie“). Um die Durchblutungsstörungen durch die Aderverstopfung zu beseitigen, kommen zwei Verfahren in Betracht, die transluminale koronare Ballon-Angioplastik oder eine aortokoronare Bypass-Operation.

Welche Behandlung für den Patienten die Günstigste ist, kann nur individuell ermittelt werden. In die Entscheidung müssen die geschilderten Beschwerden, das Ausmaß der Minderdurchblutung (EKG, Echokardiografie usw.) und der anatomische Befund an den Herzkranzgefäßen (Herzkatheter) einfließen. Eine konservative Behandlung (= Allgemeinmaßnahmen und Medikamente) kann beispielsweise in folgenden Fällen erfolgen:

  • wenn nur diffuse Wandeinengungen vorliegen und keine Einengung hochgradig ist.
  • wenn nur eine Ader betroffen und nur diese vollständig verschlossen ist. Wichtig ist zudem, dass das nicht mehr versorgte Herzmuskelareal nicht sehr groß ist und keine gravierenden Beschwerden durch die Stenose verursacht werden.

Bestehen eine oder zwei hochgradige Gefäßeinengungen, so können diese mit einem Ballonkatheter aufgedehnt werden. Der Erfolg kann kurz- oder langfristig sein. Eine Bypass-Operation wird in Betracht gezogen, wenn alle drei Herzkranzgefäße höhergradig in Mitleidenschaft gezogen sind oder die Aufdehnung einzelner Koronarstenose als zu gefährlich angesehen wird (z. B. im linken Hauptstamm). Ebenfalls ist eine Bypass-OP in Erwägung zu ziehen, wenn ein hohes Rückfallrisiko nach der Ballondehnung zu erwarten ist. Dies ist beispielsweise der Fall bei Patienten mit der Zuckerkrankheit.

Allgemeinmaßnahmen

Die Umstellung des Lebensstils und das Ausschalten der Risikofaktoren haben denselben Stellenwert wie andere Therapiemaßnahmen. Der Patient kann dadurch selbst aktiv den weiteren Verlauf seiner Erkrankung beeinflussen. Folgende Ziele müssen daher konsequent verfolgt werden:

  • vollständiger Verzicht auf das Rauchen
  • Gewichtsreduktion und Halten des Normalgewichts,
  • viel körperliche Bewegung (mindestens 30 bis 45 Minuten Bewegung vier- bis fünfmal die Woche),
  • Normalisierung des Blutdrucks,
  • Behandlung von vorliegenden Fettstoffwechselstörungen
  • Therapie eines erhöhten Blutzuckerspiegels,
  • Ernährungsumstellung (bsp. kaloriengerechte, fettarme Kost, cholesterinreduziert, ballaststoffreich, wenig Fleisch und tierische Fette, moderater Alkoholkonsum).

Medikamentöse Therapie

Zur langfristigen Prophylaxe von Angina-pectoris-Anfällen werden Nitrate oder nitratähnliche Medikamente eingesetzt. Diese können bei Bedarf mit akut wirkenden Nitraten ergänzt werden. Besonders beachtet werden muss, dass alle akut oder langfristig wirkenden Nitroverbindungen zu lebensgefährlichen Komplikationen führen können, wenn sie zusammen mit dem Potenzmittel Viagra eingenommen werden. Weitere eingesetzte Medikamente sind Thrombozytenfunktionshemmer/Antikoagulantien, Betablocker und ACE-Hemmer. Diese Mittel müssen für jeden Patienten individuell – abhängig von der Verträglichkeit und dem genauen Befund – zusammengestellt werden.

Ballondilatation (perkutane transluminale koronare Angioplastik, PTCA)

Die Einengungen in den Herzkranzgefäßen können mit einem „Ballon“ aufgedehnt werden. Diese Therapiemaßnahme unterscheidet sich aus Sicht des Patienten kaum von einer Herzkatheter-Untersuchung. Ein spezieller Katheter lässt sich über die Schlagadern bis in die Herzkranzgefäße zur verengten Stelle vorschieben. An seiner Spitze befindet sich ein aufblasbarer Ballon, mit dem das Gefäß aufgedehnt wird. Statt des Ballons kann die Engstelle auch mit Ultraschall, einem rotierenden Mikromesser, einem Schälmesser oder Sauger beseitigt werden. Damit das Gefäß nicht gleich wieder verschließt, wird häufig ein Metallgitter (= Stent) als Gefäßstütze in die Arterie eingesetzt. In über 90% der Fälle kann das erkrankte Gefäß wieder durchgängig gemacht werden. Jedoch liegt die Rückfallquote – also eine Wiedereinengung Verengung – bei circa 20 bis 30%. Mit einem Stent vermindert sich das Auftreten der erneuten Einengung (Rezidivrisiko) um circa 30%.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 27.10.2007

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