Was ist Hib? Was löst dieser Erreger aus? Wie wird er übertragen?
Hib ist die Abkürzung für Haemophilus influenzae Typ B, eine bestimmte Bakterienart. Dabei handelt es sich um einen Keim, der besonders für Kinder zwischen drei Monaten und dem 6. Lebensjahr gefährlich ist. In diesem Alter fällt es dem kindlichen Organismus noch schwer, gegen das Bakterium, das von einer Polysaccharidkapsel (= Zucker mit hohem Molekulargewicht) umgeben ist, Antikörper zu bilden.
Hib kann besonders im Kindesalter verschiedene schwerwiegende Erkrankungen auslösen. Gefürchtet sind die Kehldeckelentzündung (Epiglottitis), die eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis) sowie eine Lungenentzündung (Pneumonie). Trotz Behandlung können bei einer Hib-Infektion schwere Schäden zurückbleiben. Manchmal führt die Erkrankung auch zum Tod.
Übertragen wird Hib durch Tröpfcheninfektion, also durch Husten, Niesen oder feuchten Atem. Überträger können nach außen hin völlig gesunde Personen sein, da etwa zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung den Keim im Nasen-Rachen-Raum beherbergen, ohne selbst Symptome zu zeigen.
Zudem ist eine Infektion über Gegenstände möglich.
Wie sieht es mit der Ansteckungsfähigkeit aus?
Inwieweit man sich bei einem Infizierten ansteckt, hängt von der Intensität des Kontaktes zum Keimträger ab. In der Regel stecken sich Personen über fünf Jahren nicht so leicht an.
Ungeimpfte Kontaktpersonen sollten vorbeugend Antibiotika einnehmen, wenn sich Kinder unter vier Jahren oder immunschwache Personen im Haushalt befinden.
Wie kann das Krankheitsbild aussehen? Welche Komplikationen treten auf?
Das Tückische an der Hib-Infektion ist, dass sie sich in der Regel schleichend entwickelt. Erst kommt es bsp. zu allgemeinen Erkältungssymptomen, wie Husten und Fieber, die dann schnell in gefährlichen Erkrankungen münden können. Am meisten gefürchtet ist die Hib-Meningitis (eitrige Hirnhautentzündung). Ihre Symptome sind Lichtscheu, Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit sowie Erbrechen und Krämpfe.
Ein weiteres schweres Erkrankungsbild stellt die Hib-Epiglottitis (Kehldeckelentzündung) dar. Innerhalb weniger Stunden treten hohes Fieber, Halsschmerzen, Brechreiz und Speichelfluss auf. Das Kind verweigert die Nahrung. Lebenslimitierend kann sich die Verlegung der oberen Luftwege auswirken, wenn sie nicht durch einen Luftröhrenschnitt oder eine sofortige Antibiotikabehandlung entschärft werden kann.
Weiterhin können die Hib-Bakterien eine Mittelohrentzündung (Otitis media), eine Hib-Arthritis (Gelenksentzündung) sowie bei jedem zweiten Kind eine Hib-Laryngitis (Rachenentzündung) auslösen.
Komplikationen, die bei einer Hib-Infektion auftreten können, sind geistige Behinderungen nach einer Hirnhautentzündung, Ertaubung nach einer Otitis media und bei einer Kehldeckelentzündung der Tod durch Ersticken.
Wie wird behandelt?
Neben akuten Maßnahmen, wie einem Luftröhrenschnitt und künstlicher Beatmung, wird mit Antibiotika behandelt, allerdings sind immer mehr Hib-Stämme resistent gegen Antibiotika.
Die wirksamste Maßnahme vor schweren Schäden ist die Impfung!
Wie verbreitet ist der Erreger?
Bevor die Impfung gegen Hib Ende der 1980er Jahre eingeführt wurde, steckte sich jedes 500. Kind mit dem Erreger an. Weit über die Hälfte aller eitrigen Hirnhautentzündungen im Kindesalter ließen sich auf Hib zurückführen.
Dank Impfungen erkranken nur noch 25 bis achtzig Kinder von jeweils 100 000 unter fünf Jahren an einer klinisch ernsten Hib-Infektion.
Theoretisch scheint es sogar möglich, die Hib-Bakterien zu eliminieren, da der Mensch das einzige Erregerreservoir darstellt.
Alles „rund“ um die Hib-Impfung
Impfempfehlung: Die Impfung wird von der STIKO (Ständige Impfkommission) für Kleinkinder empfohlen. Eine Impfung nach dem Kleinkindalter oder bei Jugendlichen ist nicht erforderlich. Bei Erwachsenen wird die Impfung nur bei Menschen empfohlen, die keine Milz mehr haben (Unfall) oder bei denen die Funktion der Milz ausgefallen ist.
Impfstoff: Bei dem Impfstoff werden Teile des Erregers verimpft (Totimpfstoff). Hergestellt wird der Impfstoff aus der Kapselsubstanz der Hib-Bakterien, die an ein Trägereiweiß gekoppelt werden. Die Impfung erfolgt in Kombination mit anderen Standardimpfungen.
Geimpft wird in einen Muskel (Oberarm, Oberschenkel, seitlich am Gesäß).
Impfhäufigkeit: Für die Grundimmunisierung werden vier Impftermine angesetzt. Die erste Impfung erfolgt bereits im dritten Lebensmonat. Die beiden nächsten idealerweise im vierwöchigen Abstand. Die Letzte frühestens sechs Monate nach der vorhergehenden Impfung.
Impfreaktionen: Bei zwei Prozent der Impflinge treten an der Injektionsstelle Rötungen und Schwellungen auf. Selten sind Erregbarkeit oder Abgeschlagenheit sowie Erbrechen und Fieber zu beobachten.
Kontraindikationen: Nicht geimpft werden sollte bei akuten Erkrankungen.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009