Opioide Schmerzmittel

Opioide Schmerzmittel, die auch als Opioide bezeichnet werden, sind die potentesten Schmerzmittel überhaupt. Sie kommen bei mittelstarken bis starken Schmerzen zum Einsatz, wenn andere Analgetika allein nicht mehr helfen. Zu diesen starken bis sehr starken Schmerzen gehören Tumor-, Nerven- und Kolikschmerzen, Schmerzen im Rahmen von Operationen oder unfallbedingte Schmerzen. Die Opioide werden aber auch bei starken Schmerzen, die den Bewegungsapparat betreffen, eingesetzt. Dies kann beispielsweise bei einer Arthrose, Osteoporose oder schweren Rheumaerkrankungen sein.

Die Opioide werden auf Grund ihrer schmerzstillenden Wirkung unterschieden. Als Bezugsgröße dient dabei das Morphin. Die schwachen Opioide sind die Schmerzmittel der Stufe 2 des WHO-Stufenplans. Sie wirken schwächer als Morphin. Zu diesen Substanzen gehören Tilidin, Tramadol, Kodein, Dihydrokodein und Dextropropoxyphen. Die starken Opioide stehen auf Stufe 3 des WHO-Stufenplans und wirken in unterschiedlichem Maße stärker als Morphin. Zu diesen Mitteln gehören Oxycodon (doppelt so stark wie Morphin), Hydromorphon (7,5mal stärker), Fentanyl (100mal stärker) und Buprenorphin (100mal stärker).

Wirkungsweise der Opioide

Der menschliche Körper besitzt ein schmerzhemmendes System, das die Schmerzempfindungen dämpft. Dieses System sitzt hauptsächlich im Gehirn und im Rückenmark, aber auch im peripheren Nervensystem und den peripheren Organen. Überall dort finden sich so genannte Opioidrezeptoren, die im Falle der Anbindung spezieller Substanzen (natürlich: Endorphine; medikamentös: Morphine) die eintreffenden Schmerzsignale unterdrücken. Im Falle von körperlichem oder seelischem Stress schüttet das Gehirn körpereigene Substanzen, die so genannten Endorphine und Enkephaline, aus, die sich an die Opioidrezeptoren binden. Somit wird das Schmerzempfinden weitestgehend ausgeschaltet. Dieses körpereigene Schmerzhemmsystem hat die Funktion, eine lähmende Schmerzreaktion zunächst zu unterbinden, um auf akute Gefahren reagieren zu können. Dieser Mechanismus erklärt, dass beispielsweise Sportler Verletzungen während des Wettkampfes oft nicht wahrnehmen, sondern erst nach dessen Beendigung. Wie gut dieses Schmerzhemmsystem funktioniert, ist individuell verschieden und wird als Hauptgrund für die unterschiedliche Schmerzempfindlichkeit der Menschen angesehen.

An den Opioidrezeptoren binden die Opioide und wirken daher schmerzstillend. Die Stärke der schmerzstillenden Wirkung der Opioide hängt von der Art des Opioidrezeptors ab, an den sich das Opioid bindet. Neben der Rezeptorart ist auch die Wirkung des Opioid auf den Rezeptor für die schmerzstillende Wirkung wichtig. Die Opioidrezeptoren werden mit griechischen Buchstaben bezeichnet: µ (Mü), ? (Kappa), ? (Delta) und ? (Sigma). Die meisten Opioide entfalten ihre Wirkung am µ-Rezeptor.

Wirkung und Nebenwirkungen der Opioide

Die typischen Wirkungen der Opioide sind: Schmerzunterdrückung, Dämpfung der Atmung, Temperaturerhöhung, Herzschlagverlangsamung, Stimmungsaufhellung (euphorisierende Wirkung) und Pupillenverengung. Opioide lähmen auch die Darmmuskulatur, wodurch es zu Verstopfungen kommt. Die Medikamente dämpfen also den Organismus insgesamt.

Außer den genannten Nebenwirkungen können die opioiden Schmerzmittel auch noch weitere unerwünschte Wirkungen zeigen. Dies sind im Einzelnen: Blutdruckabfall, erschwerte Blasenentleerung, Hautrötungen, Nesselsucht, bei Asthmatikern Atembeschwerden, Verschluss der Gallenwege. Typisch sind zu Beginn der Behandlung auch Übelkeit und Erbrechen, die sich aber im Laufe der Behandlung meist legen.

Unerwünschte Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem können sein: Schwindel (Buprenorphin), Verwirrtheit, Sedierung (=allgemeine Dämpfung), Angstzustände (Fentanyl), Angstzustände (Oxycodon), Euphorie, Verwirrtheit und Halluzinationen (Morphin).

Aus den Nebenwirkungen geht hervor, dass die Verabreichung der Opioide ein besonderes Risiko für Patienten mit Atemfunktionsstörungen darstellt, da sie dämpfend auf das Atemzentrum wirken. Den Effekt macht man sich jedoch bei Hustenstillern zu Nutze, die Codein enthalten.

Behandlung

Die Behandlung mit Opioiden muss auf jeden Fall ein Arzt durchführen. Aus verschiedenen Daten, wie der Art der Erkrankung, dem Alter und Gewicht des Patienten sowie der empfundenen Schmerzstärke, ermittelt der behandelnde Mediziner die Dosis, die Art und die Verabreichungsform des Medikaments. Auch die Einnahme und die Anwendung der Opioide werden vom Arzt begleitet. Unerwünschte Nebenwirkungen der Präparate, wie Übelkeit, Erbrechen oder Verstopfung, werden gleich medikamentös mitbehandelt.

Bei der Dosisfindung versucht man so viel Wirkstoff wie nötig, aber so wenig wie möglich einzusetzen. Diese Schmerzmittel werden kontinuierlich nach einem bestimmten Schema verabreicht und nicht wie die nicht-opioiden Schmerzmittel nach Bedarf.

Die Suchtgefahr ist bei ordnungsgemäßer Anwendung und unter strenger ärztlicher Kontrolle gering. Die Mittel werden auch nur so hoch dosiert, bis der schmerzstillende Effekt eintritt und nicht bis zu euphorischen Zuständen.

Allerdings erfolgt die Verordnung der Opioide in Deutschland oft verhalten. Dies lässt sich aus der Angst vor Suchtgefahren ableiten und dem erhöhten Aufwand bei der Verschreibung von Opioiden. Die Verordnung von starken Opioiden unterliegt dem Betäubungsmittelgesetzt und erfolgt über so genannte BTM-Rezepte.

Besondere Verabreichungsformen

Als anwendungsfreundlich erweist sich die Verabreichung von Fentanyl – einem starken Opioid – in Form eines Pflasters. Dabei stehen mehrere Wirkstärken zur Verfügung, die auch miteinander kombiniert werden können. Die schmerzstillende Wirkung des Fentanyls ist bis zu 100mal stärker als die des Morphins. Das Fentanylpflaster erreicht eine Wirkdauer von 72 Stunden, die systemische Wirkung setzt jedoch erst nach 6 bis 8 Stunden ein. Die Vorteile des Pflasters bestehen darin, dass das Pflaster unabhängig von der Aufnahmefähigkeit des Magen-Darm-Trakts, angewendet werden kann und nur alle drei Tage gewechselt werden muss. Auch bei Schluckstörungen kann das Pflaster hilfreich sein. Außerdem gibt es Hinweise, dass Verstopfungen, die bei der Einnahme von Opioiden häufig auftreten, seltener sind.

Bei frisch operierten Patienten oder Krebspatienten kommt ein Gerät zum Einsatz, mit dem sich Patienten selbst ein schmerzstillendes Medikament in die Vene injizieren können. Dieses PCA-Gerät wird auf Knopfdruck durch den Patienten aktiviert. Die Höchstdosierung hat ein Arzt vorher eingestellt. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass dem Betroffenen die Angst vor den Schmerzen genommen wird, da er selbstständig etwas gegen die Schmerzen unternehmen kann. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Schmerzmittelverbrauch nach einer anfänglichen Probephase sogar unter den Normalverbrauch fallen kann.

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