Die Patientenschulung ist ein wesentlicher Eckpfeiler bei der Behandlung von Diabetes mellitus. Hier werden den Diabetikern die nötigen Informationen vermittelt, die es ihnen ermöglichen, ihren Alltag mit der Stoffwechselerkrankung bestmöglich in den Griff zu bekommen. Langfristiges Ziel der Schulungen ist es – mit einer optimalen Stoffwechseleinstellung – das Auftreten von Folgeerkrankungen zu minimieren.
Wo kann man sich schulen lassen? Welche Angebote gibt es?
Es gibt verschiedene Anbieter für Diabetesschulungen in Deutschland. Dazu zählen: Schwerpunktpraxen, Krankenhäuser und Klinken, Diabetesfachkliniken, Ärzte, Krankenkassen, Vereine und Heilpraktiker. Eventuell kann auch in der hausärztlichen Praxis das nötige Wissen vermittelt werden. In manchen Praxen gibt es speziell geschulte Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen (medizinische Fachangestellte), die den Patienten alles zeigen können, was sie zum Umgang mit Diabetes mellitus wissen müssen. Der Unterricht kann stationär über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen erfolgen oder ambulant an mehreren Tagen in der Woche (ca. 20 Wochenstunden) stattfinden. Die Inhalte der Schulungen sind speziell auf den Diabetestyp, das Alter des Patienten, auf insulinpflichtige oder nicht-insulinabhängige Diabetiker sowie auf spezielle Behandlungsformen und Lebenssituationen abgestimmt. Auch muss man unterscheiden, ob der Patient eine grundlegende einführende Schulung braucht oder nur an speziellen Kenntnissen interessiert ist. Dann können die Themen beispielsweise „Diabetes und Schwangerschaft„, „Diabetes und Bluthochdruck“ oder „Diabetes und Wechseljahre“ sein.
In welchen Fällen sind Kliniken gute Ansprechpartner?
Früher wurden alle erstmals diagnostizierten, insulinpflichtigen Diabetiker zur Einstellung des Diabetes in eine Klinik überwiesen. Auch heute noch gibt es Fälle, in denen der Klinikaufenthalt sinnvoll ist, zum Beispiel bei:
- komplizierten Insulineinstellungen oder Korrektureinstellungen,
- der Betreuung von schwangeren Diabetikerinnen,
- Diabetikern, die mit ihrer bisherigen Betreuungsstelle nicht zurecht kommen,
- Patienten mit einem akuten diabetischen Fuß oder anderen Folgeerkrankungen.
Was kann in den Schulungen behandelt werden?
Diabetesschulungen bauen aufeinander auf. In einem ersten Schritt kann auf Begriffserklärungen, wie zum Beispiel „Was ist Insulin?“ eingegangen werden. In den nächsten Schulungseinheiten werden dann konkrete Alltagsfragen zu der Erkrankung behandelt.
Folgende Bereiche können behandelt werden:
- Stoffwechsel-Selbstkontrolle (Bestimmung der Blutzuckerwerte mit verschiedenen Messtechniken, Tests auf Eiweiße oder Ketonkörper im Urin, Urinzuckerkontrolle, Diabetiker-Tagebuch usw.);
- Unter- und Überzuckerung (Anzeichen und schnelle Selbsthilfe);
- Insulindosisanpassung (Umgang mit den einzelnen Insulinen, Berechnung der Insulindosis, Begriffsklärung I.E., U-40-Insulin, U-100-Insulin, Injektionshilfen);
- Vorstellung unterschiedlicher Therapieformen;
- Ernährungsberatung und Diätschulung (Berechnung der Kohlenhydrate, eventuell Besuch eines Restaurants);
- Umgang mit Begleiterscheinungen, wie hohem Blutdruck oder Arteriosklerose;
- Vorbeugung von und Umgang mit diabetischen Folgeerkrankungen;
- Konkrete Tipps zu Themen, wie Reisen, Zeitverschiebung, Sport, Arbeitsrecht oder Selbsthilfegruppen.
Natürlich umfasst nicht jede Schulung alle angesprochenen Themen. Man sollte sich individuell für denjenigen Kurs in der Umgebung anmelden, der die wichtigsten eigenen Bedürfnisse abdeckt und auf die derzeitigen Krankheitserfordernisse abgestimmt ist.
Wie häufig wird der Besuch von Schulungen empfohlen?
Auch nachdem man einen diabetischen Grundkurs besucht und eine gewisse Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung erlangt hat, ist eine kontinuierliche Weiterbildung unerlässlich. Der Wissensstand in der Diabetestherapie ändert sich fortwährend.
Wer übernimmt die Kosten für die Diabetesschulungen?
Die Kostenübernahme für die einzelnen Angebote ist unterschiedlich geregelt. Vor Beginn der einzelnen Unterrichtsangebote sollte bei der jeweiligen Krankenkasse nachgefragt werden.
Finden Schulungen auch im Rahmen von Disease Management Programmen statt?
Seit 2003 bieten die gesetzlichen Krankenkassen so genannte Disease Management Programme (DMP) für Typ-2-Diabetiker an (seit 2006 sind diese Programme auch für Typ-1-Diabetiker in Planung). In diesen Programmen sind neben Schulungen für die Patienten auch Untersuchungen und Beratungstermine festgelegt.
Der Grund für diese Programme sind die hohen Zahlen an diabetischen Folgeerkrankungen. Ausgearbeitet wurden die Programme vom Gesundheitsministerium, Krankenkassen, Ärzten und Patientenvertretern. Ziel der präventiven Gesundheitsmaßnahme ist es, die Begleit- und Folgekrankheiten des Diabetes mellitus früher zu erkennen und nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen konsequent zu behandeln. Die Patienten sollen durch die verbesserte Aufklärung ihre Krankheit besser verstehen, und aktiv bei der Behandlung mitarbeiten. Als Koordinator des Diabetes-DMPs sollte möglichst der Hausarzt fungieren.
Nimmt er nicht daran teil, so kann sich der Patient auch an einen Diabetologen wenden, oder bei seiner Krankenkasse nach Ärzten fragen, die das DMP für Diabetes anbieten. Um einen Anreiz zu schaffen, die Disease Management Programme durchzuführen, werden die Leistungen der Ärzte und Krankenkassen, die mit dieser Gesundheitsmaßnahme im Zusammenhang stehen, höher vergütet.