Kaltschaum – Herstellung – Eigenschaften – Vorteile – Nachteile

Matratzen mit Kaltschaumkern verfügen nicht – wie der Name vermuten lässt – über besonders kühle Schlafeigenschaften namensgebend ist vielmehr der Umstand, dass beim Aushärten des Schaums im Herstellungsprozess kein Heizprozess nötig ist.

Kaltschaum ist heutzutage ein geschätztes Material bei der Herstellung von Matratzen und in den Liegeeigenschaften Latexmatratzen oder Federkernmatratzen keinesfalls unterlegen.

Kaltschaum – Herstellung

Kaltschaum ist chemisch gesehen ein Polyurethan (PU oder PUR). Hergestellt wird er aus Isocyanaten und mehrfunktionalen Alkoholen, sogenannten Polyolen. Im Laufe der chemischen Reaktion entsteht ein Schaum, der bei niedrigen Temperaturen aushärtet. Daher leitet sich der Name Kaltschaum ab. Bei der Herstellung von Standardschaum werden die Stahlformen in einem Karussellprozess beheizt. Aufgrund einer speziellen Rezeptur ist dies bei der Kaltschaumherstellung nicht nötig. Es werden hier besonders reaktive Polyole verwendet.

Der Kaltschaum wird in riesigen Blöcken hergestellt, aus denen später die benötigten Formen ausgeschnitten werden. Nach dem Schäumungsprozess weist Kaltschaum etwa zu 90 Prozent geschlossene Poren auf. Vorteil dieser Struktur ist es, dass bei der über Stunden dauernden Nachreaktion im Schaumstoffblock keine Feuchtigkeit eindringen kann und der ablaufende Aushärtungsprozess nicht beeinflusst wird. Die Härteverteilung ist so gleichmäßiger als bei Standardschaum, der nach der Aufschäumung offenporig ist.

Die für Matratzen nötige Offenporigkeit erhält man bei Kaltschaum dadurch, dass man den Blockschaum nach der Aushärtung zusammenpresst, damit die Zellen aufplatzen oder crushen. Die ungleichmäßige Porenstruktur bewirkt eine Verbesserung der elastischen Eigenschaften und sie trägt zu einer gleichmäßigeren Härteverteilung im Blockquerschnitt bei.

Kaltschaum – kennzeichnende Eigenschaften

Im Vergleich zu Standardschaum verträgt Kaltschaum hohe Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit nicht so gut. Lediglich mit aufwendigen Rezepturen kann man diese Eigenschaften auch bei Kaltschäumen erzielen. Kaltschaummatratzen werden daher in der Regel nicht im Krankenhaus eingesetzt, wo regelmäßig dampfsterilisiert wird.

Die Qualität und die Eigenschaften von Kaltschaummatratzen werden durch folgende Merkmale bestimmt:

  • die eingearbeiteten Profile
  • die Herstellung ohne FCKW (ist hierzulande Standard).
  • das Raumgewicht RG: Darunter versteht man das Kilogramm-Gewicht pro Kubikmeter aufgeschäumter Masse. Einfacher gesagt: So viel Kilogramm wiegt ein Kubikmeter Schaumstoff vor dessen Weiterverarbeitung.
  • die Stauchhärte: Dies ist die Kraft, die aufgewendet werden muss, um den Rohschaum um 40 Prozent einzudrücken.

Je höher das Raumgewicht, desto besser ist die Qualität in Bezug auf die Punktelastizität und die Haltbarkeit. Eine gute Kaltschaummatratze sollte wenigstens über ein Raumgewicht von 35 (kg/m3) verfügen. Besser ist ein Raumgewicht von 40 Kilogramm pro Kubikmeter.

Je höher die Stauchhärte, desto fester ist der verwendete Schaumstoff. Die Stauchhärte ist auch ein Maß dafür, wie sich die Matratze nach Belastung verhält. Je geringer die Härte, desto geringer ist die Fähigkeit des Kaltschaums, wieder seine ursprüngliche Form anzunehmen. Eine Stauchhärte von 40 kPa hält größeren Belastungen stand und bietet sich bis zu einem Gewicht von 110 Kilogramm an.

Kaltschaum – Vorteile

  • Matratzen aus Kaltschaum können sich gut dem Körper und auch verschiedenen Lattenrostarten anpassen.
  • Bei den nächtlichen Positionsänderungen zeigen sie ein gutes Rückstell- und Federungsverhalten.
  • Die gute Punktelastizität, d. h. die Matratze sinkt nur dort ein, wo sie auch belastet wird, ist eine Grundvoraussetzung für hohen Liegekomfort.
  • Die Matratzen aus Kaltschaum sind für Allergiker geeignet: Bei einer Produktion nach Ökotex Standard 100 wird auf FCKW und feuerhemmende Zusatzstoffe verzichtet. Gerade Zusatzstoffe können über Jahre ausdünsten und so Allergikern weiter zusetzen.
    Ein weiterer Grund, dass die Matratzen für Allergiker geeignet sind, ist, dass der Lebensraum für Milben bei regelmäßigem Lüften der Matratze und Waschen des Bettbezugs bei 60 Grad Celsius nicht optimal ist. Allerdings schützen vor dem Allergie auslösenden Milbenkot zuverlässig nur Encasings (milbendichte Bezüge für die Matratze, das Kopfkissen und das Oberbett).
  • Die Kaltschaummatratzen sind bei guter Qualität lange haltbar.
  • Die Matratzen können leicht transportiert werden, da sie ohne Funktionsverlust gefaltet werden können. Außerdem sind sie in der Regel leichter als andere Matratzentypen und daher auch leichter in der Handhabung (Drehen, Wenden).
  • Zudem verfügen die Matratzen über eine völlige Geräuschfreiheit.

Kaltschaum – Nachteile

Die Nachteile von Matratzen mit Kaltschaumkern sind folgende:

  • Die Matratzen verfügen über eine gute Wärmeisolierung. Steigt man von einer eher „kalten“ Federkernmatratze auf eine Kaltschaummatratze um, so kann dies als negativ empfunden werden. Schaumstoffmatratzen sind eher etwas für Menschen, die gerne wärmer schlafen. Allerdings werden bei Kaltschaummatratzen die Lüftungssysteme und der Flüssigkeitsabtransport immer ausgeklügelter, sodass dieser Nachteil oft kompensiert wird
  • Der entscheidende Nachteil ist, dass in Bezug auf die Härtegrade bei den Matratzen keine Normen bestehen. Die Empfehlung wird nach dem Körpergewicht des Kunden ausgesprochen. Entscheidend bei der Wahl der richtigen Matratze aus Kaltschaum ist das eigene Rückengefühl. Eine als hart deklarierte Matratze eines Herstellers kann durchaus als weich empfunden werden.
  • Auf feuerhemmende Zusatzstoffe wird bei der Herstellung verzichtet. Daher besteht ein geringes Brandrisiko, das aber durch schwerentflammbare Bezüge minimiert werden kann
  • Gerade auf dem Kaltschaummatratzen-Mark finden sich unzählige Angebote von verschiedenen Herstellern. Die Wahl der richtigen Matratze wird durch die fehlenden Normen und die fast unüberschaubare Produktpalette erschwert
  • Bisweilen weisen die Matratzen nach dem Auspacken einen schlechten Geruch auf, der sich erst nach mehreren Wochen verflüchtigt.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011