Kommunikation bei Demenz

Mit Fortschreiten der demenziellen Erkrankung nimmt die Fähigkeit ab, mithilfe der Sprache zu kommunizieren. Andere Kommunikationskanäle wie Mimik, Tonfall und Gesten rücken dann mehr in den Vordergrund. Die Ursachen von Kommunikationsschwierigkeiten mit dementen Menschen sind vielfältig. Als betreuende Person muss man sie akzeptieren und wissen, wie man damit umgeht.

Gründe für die Kommunikationsschwierigkeiten

1. Nachlassendes Kurzzeitgedächtnis

Bereits sehr früh im Krankheitsverlauf ist das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Neue Informationen können nicht mehr verankert werden. Die Folge ist, dass die Kranken immer wieder die gleichen Fragen stellen. Es ist zwecklos mit Ungeduld zu reagieren oder den Betreffenden darauf hinzuweisen, dass er die Frage bereits mehrmals gestellt hat. Auch die Frage zu ignorieren, ist nicht der richtige Weg, denn dem Erkrankten ist nicht klar, dass er sie bereits vor wenigen Minuten gestellt hat.

Abhilfe schafft es, die Antwort sichtbar festzuhalten. Solange die Kranken lesen können, genügt es die Antwort auf einen Notizblock zu schreiben. Bei wiederkehrenden Fragen zum Tagesablauf kann eine Checkliste hilfreich sein, die der Betreffende abhackt.

2. Wortfindungsstörungen

Auch bei Wörtern ist es so, dass neue Wörter und ihre Bedeutung schneller in Vergessenheit geraten, als Wörter, die vor langer Zeit gelernt wurden.

Demente Patienten finden nicht immer die passenden Wörter. Manchmal verwenden sie ein Anderes als das Gemeinte, manchmal stockt der Gesprächsfluss. Wenn das passende Wort fehlt, kann man es vorsagen. Jedoch sollte man ein bisschen abwarten und dem Kranken nicht sofort ins Wort fallen. Vielleicht legt er auch nur eine Denkpause ein. Sofortiges Sagen des passenden Wortes kann sonst dazu führen, dass der Demenzkranke immer mehr verstummt.

Fehler bei der Wahl der Worte sollte man als Gesprächspartner nach Möglichkeit ignorieren. Wenn der Patient einen Wunsch formuliert, kann man ihn wiederholen, wenn man sich nicht so ganz klar ist, was er gemeint hat. Aus Erfahrung kann man auch einen nicht ganz klaren Wunsch vorformulieren. Ein Beispiel dazu: Der Erkrankte sagt: “Will ich …..trinken….Wasser.“ Der Angehörige erwidert: “Möchtest Du ein Glas Wasser trinken?“ Auf diese Frage lässt sich einfach mit Ja oder Nein antworten.

3. Verständnisprobleme

Unser Gehirn verbindet Wörter mit einem Gegenstand oder einem Bedürfnis. Diese Verschaltung klappt bei dementen Menschen oft nicht mehr einwandfrei. Empfohlen wird daher, dass man einfache Wörter verwendet. Nach jeder Information sollte den Erkrankten auch Zeit gegeben werden, diese Information zu verarbeiten. Wenn man merkt, dass etwas nicht verstanden wurde, sollte versucht werden diese Information mit anderen Wörtern auszudrücken. Eine Zurechtweisung des Kranken oder Bloßstellung ist völlig fehl am Platz.

4. Artikulationsprobleme

Bei dementen Patienten können – vor allem nach einem Schlaganfall – die Gehirnzentren in Mitleidenschaft gezogen sein, welche für die Koordination der Sprechorgane verantwortlich sind. Die Betroffenen können die Wörter nicht mehr deutlich aussprechen. Eine Besserung kann durch einen Logopäden herbeigeführt werden. Auch sollte dem Kranken Zeit gelassen werden, sich zu äußern, da er es ohne Druck oft besser kann.

5. Körperliche Einschränkungen

In höherem Alter gibt es eine Reihe von Faktoren, die das Kommunizieren zusätzlich erschweren. Wer nicht hört, versteht nicht und kann nicht adäquat antworten. Wer nicht richtig sieht, kann nicht die Mimik des Gesprächspartners sehen, die meist eine gute Interpretationshilfe des Gesprochenen ist. Wenn eine Zahnprothese schmerzt, schlecht sitzt oder Druckstellen verursacht, lassen sich Wörter oft nur schwer formulieren.

Bei Versteh- und Sprechproblemen sollte ein Arzt prüfen, ob der Betreffende überhaupt körperlich in der Lage ist, dem Gespräch zu folgen (Hören, Sehen, Mund). Demente Menschen können ihre gesundheitlichen Defizite oft nicht richtig einschätzen. Die ärztliche Kontrolle bringt Sicherheit.

6. Hintergrundgeräusche

Menschen, die gesund sind, können filtern, welche Geräusche für sie wichtig sind und alles Andere im Hintergrund belassen. Demente Menschen benötigen bereits ihre volle Aufmerksamkeit, um die gesprochenen Wörter zu verstehen und ihnen die passende Bedeutung zuzuordnen. Filtern bedeutet für sie eine zusätzliche Anstrengung.

Überflüssige Hintergrundgeräusche, wie Radio, Fernseher oder zusätzlicher Straßenlärm am offenen Fenster sollten ausgeschaltet werden. Bei Festen oder Ereignissen mit einer lauten Geräuschkulisse sollten die Gespräche mit Dementen in einer ruhigen Ecke stattfinden. Oft bedenkt man auch nicht, dass Hörgeräte Hintergrundgeräusche im negativen Sinne verstärken können.

7. Wie spricht man am besten mit dem Erkrankten?

7.1. Angemessene Ausdrucksweise

Auch demente Menschen haben den Anspruch auf angemessene Umgangsformen und eine angemessene Ausdrucksweise. Unbedingt sollte man vermeiden, die „Kindchensprache“ zu verwenden oder den Erkrankten anzuschreien.

7.3 Langsam und deutlich sprechen

An Demenz erkrankte Menschen brauchen ihre Zeit, bis sie die Wörter verstehen, ihnen eine Bedeutung zuordnen und schließlich das Gesprochene verstehen. Dazu brauchen sie einen Moment, den man ihnen geben muss.

Je deutlicher ein Wort gesprochen wird, desto besser wird es auch vom Betreffenden verstanden und umso eher verwechselt er es nicht mit einem anderen, welches eine andere Bedeutung hat.

7.4. Nur eine Information pro Satz

Vermeiden Sie lange verschachtelte Sätze, die vor Informationen nur so strotzen. Kurze Sätze mit nur einer Aussage sind besser zu verstehen.

Auch Fragen sollten so einfach wie möglich formuliert werden. Am besten stellt man Fragen, die mit Ja oder Nein zu beantworten sind. Beispiel: „Möchtest Du jetzt essen?“.

7.5. Blickkontakt halten

Das Verstehen des gesprochenen Wortes ist wesentlich einfacher, wenn sich die Gesprächspartner ansehen. Blicke und Gestik untermauern das Gesagte. Nach Möglichkeit sollten sich die Sprechenden gegenübersitzen, sodass Augen und Mimik gut zu erkennen sind.

Es ist auch möglich, dem Demenzkranken mit einem auffordernden Blick oder einer leichten Berührung zu signalisieren, wann er in ein Gespräch eingreifen soll. Es ist sonst leicht möglich, dass er an unpassenden Stellen das Reden anfängt oder stumm ist, wenn eigentlich von ihm ein Beitrag erwartet wird.

7.6. auf Gefühle eingehen

Es kann immer wieder der Fall sein, dass der Erkrankte starke Emotionen, wie Trauer, Ärger oder Aufregung zeigt. Für seine unmittelbare Umgebung ist oft nicht nachvollziehbar, warum er gerade so empfindet. In solch einer Situation hilft es dem Erkrankten nicht, wenn man sachlich argumentiert und ihm sagt, es sei schon alles in Ordnung und er bräuchte sich keine Sorgen zu machen. Vielmehr sollten seine Gefühle direkt angesprochen werden. Allein aufgrund der Tatsache, dass der Erkrankte merkt, dass jemand sein Gefühl versteht, beruhigt er sich oft.

7.7. Streitgespräche vermeiden

Menschen, die unter einer Demenz leiden, nehmen Situationen oft völlig anders wahr als Gesunde. Mit logischer Argumentation lässt sich hier nicht beikommen. Die Diskussion wird lauter, Mimik und Gestik heftiger. Solche Diskussionen führen sowieso zu nichts und jeder ist mies gelaunt danach, ohne dass eine konstruktive Kommunikation stattgefunden hätte.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011