Kehlkopfkrebs – Erkrankung Ursachen Diganose Behandlung

         

Kehlkopfkrebs – Kehlkopfkarzinom, Larynxkarzinom (engl. laryngeal carcinoma) Kehlkopfkrebs ist die häufigste Krebsart im Kopf- und Halsbereich, jedoch macht er nur ein bis zwei Prozent aller bösartigen Tumoren aus. Betroffen sind überwiegend Männer (Erkrankungsverhältnis Männer : Frauen = 5 : 1) ab dem 50. Lebensjahr. Sein Auftreten wird vor allem durch Tabakkonsum hervorgerufen. Das Risiko zu erkranken steigt, wenn zusätzlich noch übermäßig Alkohol getrunken wird. Typische Symptome des Kehlkopfkarzinoms sind anhaltende Heiserkeit oder Schluckbeschwerden und Schmerzen.

Anatomie und Funktion

Der Kehlkopf befindet sich zwischen Rachen und Luftröhre. Er hat mehrere wichtige Funktionen. Zum einen dient er der Luftpassage bei der Ein- und Ausatmung sowie der Stimm- und Sprachbildung. Auch schützt er den Luftweg zu den Lungen vor einer versehentlichen Nahrung- und Flüssigkeitsaufnahme. Der Kehlkopf besteht aus neun Knorpeln, die den Luftweg offen halten und Ansatzflächen für Muskeln, Bänder und Membranen des Kehlkopfs bieten. Aufgrund anatomischer Grenzen wird der Kehlkopf in drei Regionen gegliedert: Die sogenannte supraglottische Region befindet sich oberhalb der Stimmlippenebene, die glottische Region auf Höhe der Stimmbänder und das „Gebiet“ unterhalb der Stimmlippenebene wird als subglottische Region bezeichnet. Mit transglottisch meint man alle drei Ebenen.

Ursachen und Risikofaktoren

Den wichtigsten Risikofaktor stellt das Rauchen dar. Auch übermäßiger Genuss von Alkohol begünstigt die Tumorentstehung. Ein besonders hohes Erkrankungsrisiko haben starke Raucher, die übermäßig Alkohol trinken. Auch eine langfristige berufliche Belastung durch Substanzen, wie Asbest, Kohlenstaub oder bestimmte Holzstäube erhöhen das Krebsrisiko.

Der Kehlkopfkrebs kann sich auch erst über einige andere Erkrankungen entwickeln. Hier zu nennen ist die Leukoplakie oder Weißschwielenkrankheit, die chronische Kehlkopfentzündung oder Schleimhautwucherungen, die sogenannten Papillome.

Symptome

Je nach Region, in welcher der Krebs entsteht, kommt es zu unterschiedlichen Symptomen. Entsteht der Krebs an den Stimmlippen oder in deren Umgebung (glottische Region), so verursacht er häufig eine anhaltende Heiserkeit. Weitere Symptome können Räusperzwang, Kratzen im Hals oder chronischer Husten sein. Schreitet die Erkrankung weiter voran, so können die Betroffenen unter Atembeschwerden, einem wahrnehmbaren Atemgeräusch oder Luftnot leiden.

Patienten, die unter einem supraglottischen Tumor (= über der Stimmlippenebene) leiden, haben oft Schluckbeschwerden oder ein undefinierbares Fremdkörpergefühl und klagen über Schmerzen, die in Richtung der Ohren ausstrahlen können.

Subglottische Krebsformen (= unter der Stimmlippenebene) führen oft erst durch ihr Größenwachstum zu Beschwerden. Diese äußern sich durch Atemprobleme und Heiserkeit.

Weitere Symptome des Kehlkopfkarzinoms können ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust und Knoten im Hals oder angeschwollene Lymphknoten sein.

Diagnose

Die typischen Beschwerden in Verbindung mit eventuell vorhandenen Risikofaktoren geben Anlass zu genaueren Untersuchungen, von denen aber nicht jede durchgeführt wird, sondern nur, wenn die Behandlung dies erfordert. Der behandelnde Arzt (in der Regel HNO-Facharzt) untersucht per Augenschein zunächst die Mundhöhle und den Rachenraum. Außerdem tastet er den Hals auf vergrößerte Lymphknoten ab.

Zunächst wird der Kehlkopf indirekt oder direkt gespiegelt (Laryngoskopie). Wird bei der indirekten Spiegelung etwas Verdächtiges gefunden, so wird direkt mit einem Endoskop gespiegelt. Unter örtlicher Betäubung werden Gewebeproben entnommen und feingeweblich untersucht. Liegt ein Tumor vor, so erfolgen weitere Untersuchungen. Per Ultraschall können die Halslymphknoten auf tumoröse Veränderungen untersucht werden. Ein CT (Computertomografie) oder ein MRT (Magnetresonanztomografie) kann eingesetzt werden, um die Tumorausbreitung zu bestimmen. Eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs oder eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET) dienen dazu, Metastasen aufzuspüren.

Stadieneinteilung und Prognose

Die Stadieneinteilung wird nach der internationalen TNM-Klassifikation vorgenommen. Entscheidende Kriterien sind die Größe, der Sitz und die Ausbreitung innerhalb des Kehlkopfes. Wichtig sind auch, ob bereits Lymphknoten befallen oder ob Metastasen in anderen Organen zu finden sind. Die Metastasierung erfolgt in der Regel über die Lymphbahnen; betroffene Organe sind Leber, Lunge, Gehirn und Knochen. Ein Karzinom im Stadium I ist dabei am wenigsten fortgeschritten, im Stadium IV hat es sich am weitesten ausgebreitet.

Prinzipiell gilt, je früher der Krebs entdeckt und adäquat behandelt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Voraussetzung für die vollständige Heilung ist die vollständige Zerstörung oder Entfernung des Tumors.

Behandlung

Die Behandlung hängt entscheidend davon ab, in welchem Stadium sich die Krebserkrankung befindet, wo genau der Tumor im Kehlkopf sitzt und auch vom allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. Daneben gibt es noch andere individuelle Faktoren. Im Frühstadium wird bestrahlt oder operiert. Sind die Stimmlippen beteiligt, zieht man eine Strahlentherapie einer Operation vor. Dadurch wird mehr von der natürlichen Stimme erhalten. Bei sehr kleinen Tumoren ist auch ein mikrochirurgischer Eingriff möglich.

Tumoren, die bereits größer als zwei Zentimeter sind und auch bereits in den Knorpel oder die Knochen eingedrungen sind werden mit einer Kombinationstherapie aus Strahlentherapie und – auf den Einzelfall abgestimmten – operativen Methoden behandelt. Es kann eine teilweise oder komplette operative Entfernung (partielle oder totale Laryngektomie) nötig sein. Eine Strahlentherapie kann auch mit einer Chemotherapie kombiniert werden. Findet sich im Anschluss an diese Behandlung dann noch tumoröses Gewebe, so muss dieses operativ entfernt werden. Ist der Tumor für eine Operation oder Bestrahlung zu weit fortgeschritten, so kann eine Chemotherapie dazu beitragen, die Schmerzen zu lindern und den Tumor zu verkleinern.

Fast alle Therapieformen sind mit erheblichen Nebenwirkungen behaftet. Ein chirurgischer Eingriff beeinträchtigt meistens die Stimm- oder Schluckfunktion. In diesen Fällen sind Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich (Sprachtraining, chirurgische Stimmrehabilitation, Speiseröhrenersatzstimme, elektronische Sprechhilfen). Verschiedenste Methoden ermöglichen heutzutage ein Sprechen ohne Stimmlippen. Muss in die Strahlentherapie der Bereich der Kieferknochen miteinbezogen werden, so sollten anstehende Sanierungen des Gebisses vor der Therapie vorgenommen werden, denn Bestrahlungen erschweren die spätere zahnärztliche Arbeit.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.06.2008