Lassa-Fieber (engl. Lassa fever)

         

Lassa-Fieber (engl. Lassa fever) Die Virusinfektion trat 1969 erstmals in Lassa in Nordnigeria auf. Das Lassa-Fieber ist ein sogenanntes hämorrhagisches Fieber, das heißt, die Erkrankung führt zu (inneren) Blutungen. Allerdings zeigt sich dieses lebensbedrohliche Krankheitsbild nur bei einem Teil der Erkrankungsfälle. Das viral bedingte Fieber tritt endemisch vor allem in Westafrika auf. Es kam allerdings auch schon in anderen Ländern Afrikas zu Krankheitsausbrüchen. Dazu zählen: Sierra Leone, Elfenbeinküste, Liberia, Guinea, Nigeria und die Zentralafrikanische Republik. Wahrscheinlich gibt es auch Erkrankungsfälle im Kongo, im Senegal und in Mali. In Deutschland traten bisher nur sehr wenige (unter zehn) „importierte“ Krankheitsfälle auf.

Schätzungen gehen davon aus, dass es weltweit zu etwa 100 000 Erkrankungen pro Jahr kommt, von denen circa 5 000 tödlich enden.

Erreger, Reservoir, Infektionsweg, Inkubationszeit, Ansteckungsfähigkeit

Das Lassa-Virus gehört zur Familie der Arenaviridae. Es ist relativ labil und wird durch Erhitzen auf 60 Grad Celsius für eine Stunde inaktiviert.

Das natürliche Reservoir der Viren sind Nager, insbesondere die Vielzitzenratte (Mastomys natalensis), die das Virus zwar in sich trägt und vornehmlich über den Urin oder andere Körpersekrete ausscheidet, aber selbst nicht erkrankt.

Die Nagetiere leben bevorzugt in der Nähe von menschlichen Ansiedlungen. Die Übertragung des Virus auf den Menschen kann über folgende Wege erfolgen:

  • über verunreinigte Lebensmittel, die mit den Körpersekreten der Ratte in Berührung kamen;
  • über die verletzte Haut;
  • als Aerosol (= „in Luft gelöste Viren“) über die intakte Schleimhaut der Atemwege;
  • bei der Zubereitung der Ratten als Mahlzeit, da diese als Eiweißquelle genutzt werden.

Ebenso ist eine Übertragung der Viren von Mensch zu Mensch möglich. Dies kann auf folgenden Wegen geschehen:

  • über direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten des Infizierten, vor allem, wenn er bereits blutet;
  • durch Geschlechtsverkehr;
  • von der Mutter auf das ungeborene Kind, da der Erreger die Plazentaschranke (= den Mutterkuchen) überwinden kann (= diaplazentare Übertragung).

Die Inkubationszeit beträgt 6 bis 21 Tage.

Ein infizierter Mensch ist prinzipiell ansteckungsfähig, solange sich die Viren in seinem Speichel, Blut oder anderen Körperausscheidungen finden lassen. Die akute Krankheitsphase dauert ein bis vier Wochen. Eine Erregerausscheidung kann über den Urin jedoch auch noch drei bis neun Wochen nach Krankheitsbeginn anhalten.

Symptome

Bis zu 80 % der Infektionen verlaufen unbemerkt oder mit sehr milden Symptomen. Nur bei einem Teil der Erkrankten kommt es zum Krankheitsbild des hämorrhagischen Fiebers und einem damit lebensbedrohlichen Krankheitsverlauf.

Das Lassa-Fieber beginnt allmählich mit Fieber und grippeähnlichen Symptomen, wie einem allgemeinen Krankheitsgefühl und Kopf-, Hals- und Gelenkschmerzen. Als typische Krankheitszeichen für einen schwerwiegenden Verlauf gelten folgende Symptome, die ab dem siebten Krankheitstag auftauchen: Schwellungen der Augenlider und des Gesichts, eine hämorrhagische Bindehautentzündung, ausgeprägte Muskelschmerzen und Schmerzen hinter dem Brustbein. Weitere Merkmale sind verstärkte Proteinausscheidungen im Urin, die auf eine starke Nierenschädigung hinweisen, sowie eine geschwürige Rachenentzündung, quälender Husten und niedriger Blutdruck. Viele Patienten leiden auch unter Übelkeit und Erbrechen.

Das Fieber kann auf 39 bis 41 Grad Celsius ansteigen. Schließlich können schwere Blutungen (innere Blutungen, Haut, Schleimhaut) unterschiedlichen Ausmaßes auftreten, die zu einem Multiorganversagen führen.

Zwischen 10 bis 50 % der Erkrankungsfälle verlaufen tödlich.

Diagnose

In den typischen Endemiegebieten der Erkrankung gilt die Diagnose zu 80 % als gesichert, wenn die Erkrankten unter der Kombination aus den drei Symptomen Fieber mit Rachenentzündung, vermehrte Proteinausscheidung im Urin und Schmerzen hinter dem Brustbein, leiden. Hierzulande ist eine ausführliche Reiseanamnese wichtig, um der Krankheit auf die Spur zu kommen (Reise in Erkrankungsgebiete, möglicher Kontakt zu den Nagern, usw.).Bei begründetem Verdacht werden für die virologische Diagnostik sofort Blutproben abgenommen, die nur in Speziallaboratorien ausgewertet werden können. Möglich ist der Nachweis von Virus-RNA aus dem Blut, dem Urin und der Rückenmarkflüssigkeit. Ebenso sind ab der 2. Krankheitswoche spezielle Antikörper nachweisbar. Auch das Virus selbst kann isoliert werden.

Therapie

Zu Beginn der Erkrankung kann das Virostatikum (= Viren hemmende Mittel) Ribavirin eingesetzt werden. Allerdings muss das Mittel innerhalb der ersten sechs Tage nach Auftreten der Beschwerden verabreicht werden. Die Erkrankten werden möglichst strikt isoliert. In Deutschland stehen dafür fünf Behandlungszentren zur Verfügung.

Ansonsten orientiert sich die (intensivmedizinische) Behandlung an den Symptomen. Im Vordergrund steht die Schockbehandlung. Die Erkrankten erhalten Infusionslösungen und Bluttransfusionen, um den Blutverlust auszugleichen.

Vorbeugung

Eine vorbeugende Impfung steht nicht zur Verfügung. Sind Reisen in Endemiegebiete unumgänglich, so sollte der Kontakt mit Ratten und erkrankten Personen strikt gemieden werden.

Die Krankheitsfälle in den betroffenen Gebieten lassen sich mit einer konsequenten Bekämpfung der Nagetiere deutlich reduzieren. Nahrungsmittel sollten „Nager-sicher“ aufbewahrt werden, um eine Verunreinigung mit den Tierexkrementen zu vermeiden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 20.04.2008