Rheumatisches Fieber – Ursache Therapie Diagnose

         

Rheumatisches Fieber (engl. rheumatic fever) Das rheumatische Fieber oder der so genannte „Streptokokkenrheumatismus“ ist eine Folgeerkrankung nach Infektionen mit Streptokokken. Dabei kommt es zu einer übermäßigen Sensibilisierung und Antikörperbildung gegen die Bakterien nach einer Scharlacherkrankung, Mandelentzündung oder einer sonstigen Infektion mit ß-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A. Die Antikörper rufen Entzündungen im Bindegewebe der Gelenke, dem Herzmuskel und Gehirn hervor. Das rheumatische Fieber wird als entzündliche allergieähnliche Antigen-Antikörper-Reaktion angesehen.

Die Erkrankung tritt nur noch selten auf und betrifft vor allem Kinder zwischen dem 5. und 15. Lebensjahr. Bei Erwachsenen ist sie sehr selten und zeigt atypische Verläufe, die eine Diagnose erschweren.

Was sind die charakteristischen Symptome?

Zwei bis drei Wochen nach der Streptokokkeninfektion, die sogar unbemerkt verlaufen kann, bekommt das Kind plötzlich hohes Fieber, Kopf- und Bauchschmerzen und fühlt sich matt. Die großen Gelenke sind an Armen und Beinen sind geschwollen, heiß und gerötet und schmerzen. Bei manchen Kindern bildet sich ein blasroter, girlandenförmiger Hautausschlag. Bei über 75% der Kinder ist der Herzmuskel in Mitleidenschaft gezogen. Es besteht die Gefahr des Herzversagens. Zur Diagnosestellung bedient man sich eines speziellen Symptomkatalogs. Dabei erfolgt eine Unterteilung in so genannte „Major- und Minor-Kriterien“:

Major-Kriterien

  • Karditis (Herzentzündung), die vor allem den Herzbeutel (Perikarditis) oder den Herzmuskel (Myokarditis) betreffen kann.
  • Polyarthritis, eine akute Entzündung der großen Gelenke
  • Chorea: Dabei handelt es sich um unwillkürliche Zuckungen (Chorea minor) der Muskeln bei Befall von bestimmten Hirnarealen. Die Kinder können nicht mehr schreiben oder beim Essen Besteck benutzen.
  • Erythema marginatum ist der typische rosarote girlandenförmige bis kreisrunde Hautausschlag
  • Subkutane (= unter der Haut liegende), schmerzlose Knötchen

Minor-Kriterien

  • Klinische Befunde, wie Fieber und Gelenkschmerzen (Arthralgien)
  • Laborbefunde, wie erhöhte BKS (=Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit) und erhöhtes CRP (C-reaktives Protein)
  • Nachweis der Streptokokken-Infektion durch einen Rachenabstrich

Wie erfolgt die Diagnosestellung?

Neben einer gründlichen körperlichen Untersuchung stützt sich die Diagnose auf den Nachweis der vorausgegangenen Streptokokkeninfektion (positive Kultur aus dem Rachenabstrich, Streptokokkenantigen-Schnelltest, erhöhter bzw. ansteigender Antistreptolysin- bzw. Antistreptokinasetiter -> Blutprobe). Daneben müssen mindestens zwei Major-Kriterien oder ein Major- und ein Minorkriterium erfüllt sein. Kritisch ist bei dieser Erkrankung immer die Herzbeteiligung (siehe Karditis -> Major-Kriterium). Ein EKG sowie ein Herzultraschall (Echokardiographie) sind daher immer besonders wichtig. Die Blutproben geben über das Ausmaß der Entzündung und über die durchgemachte Streptokokkeninfektion Auskunft.

Wie erfolgt die Behandlung?

Bei dem geringsten Verdacht auf rheumatisches Fieber muss ein Kind sofort zum Arzt. Der behandelnde Mediziner wird strenge Bettruhe verordnen, die besonders wichtig ist, wenn das Herz mitbetroffen ist. Dazu wird das Kind eventuell sogar in ein Krankenhaus eingewiesen.

Um die verschiedenen Krankheitszeichen zu behandeln, sind mehrere medikamentöse Behandlungen erforderlich:

  • Besteht die Streptokokkeninfektion noch, so wird Penicillin über 10 Tage in einer hohen Dosierung verabreicht. Bei einer Penicillinallergie wird ein anderes Antibiotikum gewählt.
  • Die Entzündung in den Gelenken wird mit entzündungshemmenden Medikamenten, die Acetylsalicylsäure enthalten, behandelt. Gleichzeitig können kühlende Umschläge an den Gelenken Linderung verschaffen.
  • Ist das Herz mitbetroffen, so werden die Patienten zusätzlich mit Cortison-Präparaten therapiert, bis das EKG und die Herzgeräusche wieder normal sind.
  • Um ein Aufflackern des rheumatischen Fiebers und damit eine Herzschädigung zu verhindern, werden die Kinder noch bis zu fünf Jahre nach der Erstinfektion mit Antibiotika behandelt. Kinder, die bereits unter einem Herzschaden leiden, werden sogar bis zum 25. Lebensjahr mit Penicillin behandelt.

Was ist die Prognose?

Wird frühzeitig mit der Behandlung begonnen, klingen die Herzentzündung und die Gelenkentzündung nach vier bis acht Wochen ab. Alle anderen Symptome heilen folgenlos ab. Die Prognose wird vor allem durch die auftreten Komplikationen bei Herzbeteiligung (Letalität von 2 bis 5%) ungünstig beeinflusst. Das rheumatische Fieber kann unbehandelt zu Herzklappenfehlern und sogar zum Herzstillstand führen.

Wie kann dem rheumatischen Fieber vorgebeugt werden?

Prinzipiell sollte jede fieberhafte Infektion des Nasen-Rachenraums durch einen Arzt untersucht werden. Durch die eventuell verordneten Antibiotika, die unbedingt auch nach Besserung der Symptome nach Vorschrift genommen werden müssen, tritt das rheumatische Fieber erst gar nicht auf. Die überschießende Immunantwort kommt nicht zu Stande.