Depression – Demenz

Es ist allgemein bekannt, dass Menschen, die unter Depressionen leiden, niedergeschlagen sind, sich zu nichts aufraffen können und alles negativ beurteilen. Nicht so sehr ins Bewusstsein gedrungen ist, dass Depressionen auch zu Störungen der Konzentrationsfähigkeit, der Gedächtnisfunktionen und des Denkens führen können.

Und genau diese Symptome führen oft zu Missdeutungen und sogar Fehldiagnosen. Gerade bei älteren Menschen werden diese Folgen einer Depression dann altersbedingten Abbauprozessen zugeschrieben oder man vermutet dahinter die Anzeichen einer Alzheimerkrankheit. Nur selten denken die Angehörigen, Bekannte oder sogar Ärzte in solch einem Fall an eine Depression. Dies ist besonders fatal, weil eine solche falsche Diagnose dem Betroffenen eine hilfreiche Behandlung vorenthält.

Allerdings kann bei einer typischen Ausprägung der Krankheiten, auch medizinisch nicht hoch qualifiziertes Personal klare Unterschiede erkennen.

Es gibt folgende wichtige Unterscheidungsmerkmale:

DepressionDemenz
Der Beginn der Erkrankung lässt sich vom Kranken selbst oder seiner Bezugsperson oft recht genau angeben.Die Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit verläuft schleichend und kann meist nicht an einem Zeitpunkt festgemacht werden.
Der Betroffene nimmt die Symptome sehr viel stärker wahr, als es ihrem tatsächlichen Ausmaß entspricht. Er klagt viel über diese Beschwerden.Der Erkrankte hat keine Einsicht in seine Beschwerden. Er versucht, seine reduzierte Leistungsfähigkeit zu vertuschen. Er klagt nicht.
Bei einer Depression nehmen die Leistungsstörungen rasch – innerhalb weniger Wochen – zu.Anfänglich können sich die Symptome ganz allmählich verschlechtern. Diese Phase kann Monate, wenn nicht Jahre andauern.
In der Krankengeschichte finden sich schon häufigere Behandlungen durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten. Die Beschwerden können auch ganz anderer Natur sein, beispielsweise Angststörungen.Der Betroffene hat in der Regel noch nicht die Ärzte der nebengenannten Disziplinen konsultieren müssen.
Der Betroffene sucht recht früh kompetente Hilfe. Mit „früh“ meint man innerhalb der ersten Wochen nach Einsetzen der depressiven Verstimmungen. Neben der Denk- und Merkfähigkeit hat er auch noch andere Symptome.Der Kranke sucht meist erst spät nach kompetenter Hilfe. Oft erst, wenn sich die Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit gar nicht mehr vertuschen lassen.
Personen, die an Depressionen leiden, klagen häufig auch über einen Verlust des Langzeitgedächtnisses, also des Gedächtnisses für lang zurückliegende Begebenheiten.Bei Demenz ist dieses Gedächtnis sehr lange ausgespart.
Die Symptome bilden sich mit einer Besserung der Depression zurück.Die Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit bilden sich nicht zurück.

Hindernisse für die richtige Diagnose

Häufig ist es schwer, die richtige Diagnose zu stellen, da – wie oben erwähnt – die Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit im Alter häufig für die Vorboten von Alzheimer gehalten werden. Auch die Annahme, Unzufriedenheit, Pessimismus, Antriebslosigkeit und Missmutigkeit gehören zum Alter einfach dazu, ist falsch. Denn diese depressiven Verstimmungen sind nicht normale Folgen des Alters, sondern die Anzeichen einer Depression.

Auch wenn solch eine Depression den Beginn einer Alzheimerkrankheit anzeigt, was sehr häufig der Fall ist, so muss doch die Depression behandelt werden. Die Symptome können eine Reaktion auf die Erkenntnis, „nicht mehr so gut wie früher“ zu funktionieren, sein und müssen daher als Depression behandelt werden.

Wenn nicht festgestellt werden kann, ob die Depression oder die Demenz die ursächliche Erkrankung ist, werden in der Regel die Symptome der Depression behandelt.

Die Behandlung der Depression im Alter

Die Therapie der Depression im Alter unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der einer Depression in anderen Lebensabschnitten. Sie wird die beiden Grundpfeiler der Behandlung, also die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva und eine Psychotherapie, umfassen.Beachtet werden müssen aber verstärkt die unerwünschten Medikamentennebenwirkungen und das Zusammenwirken der Mittel mit all den anderen Medikamenten, die noch eingenommen werden. Denn ältere Menschen nehmen – wegen verschiedenster Leiden – oft einen ganzen Cocktail an Medikamenten ein.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011