Umgang mit Insulin

Insulineinheiten

Bei der Insulintherapie wird die benötigte Insulinmenge in internationalen Einheiten (I.E.) angegeben. Definitionsgemäß versteht man darunter, die Insulinmenge, die der Aktivität eines biologischen Standardpräparates von etwa 41,67 µg entspricht. Danach verfügt ein Milligramm kristallines Insulin über eine Aktivität von 28 Einheiten.

Für den Diabetiker ist dabei folgendes zu beachten:

Die mit einem Insulin-Pen gespritzten Einheiten (U-100) sind um das 2,5fache höher konzentriert und daher auch 2,5fach stärker wirksam als U-40. Der Pen mit einem U-100-Insulin enthält pro Milliliter 100 Einheiten.

In den Insulinflaschen, aus denen das Insulin für die Insulinspritzen aufgezogen wird, sind dagegen nur 40 Einheiten Insulin pro Milliliter U-40-Insulin enthalten. Vor allem Diabetikern, die beide Injektionsmöglichkeiten nutzen, muss die unterschiedliche Konzentration des Insulins bewusst sein.

Die beiden Insuline dürfen auf keinen Fall verwechselt werden. Je nach Insulin gibt es auch speziell darauf abgestimmte Spritzen. Verwendet man versehentlich für ein U-40-Insulin eine U-100-Spritze, so ist die aufgezogene Dosis zu gering und es kann zu einer Überzuckerung (Hyperglykämie) kommen. Ist der Insulin-Pen nicht einsatzfähig, so muss das U-100-Insulin aber unbedingt mit den entsprechenden U-100-Spritzen aufgezogen und verabreicht werden.

Bei der versehentlichen Verwendung von U-40-Spritzen wird das Insulin zu hoch dosiert. Eine schwere Unterzuckerung (Hypoglykämie) oder ein hypoglykämischer Schock kann die Folge sein.

Injektionsgeräte und -hilfen

Das Insulin kann mit Einmalspritzen, Fertigspritzen oder mit einem Insulin-Pen verabreicht werden. Die Einmalspritzen unterscheiden sich hinsichtlich ihres Fassungsvermögens (0,3; 0,5; 1; 3 ml), ihrer Nadellänge (5, 6, 8,12, 13 und 16 Millimeter) und der eingezeichneten Einheiten (U 40 oder U 100 Insulin). Die Nadeln sind sehr fein und ermöglichen daher eine weitestgehend kaum spürbare Injektion des Insulins. Kanülen mit einer Länge von 5 oder 6 Millimeter werden praktisch nur für Kinder verwendet.

Schlanke Erwachsene können eine Nadel von 8 Millimetern verwenden. Noch längere Kanülen sollten kräftigere oder übergewichtige Patienten benutzen, damit das Insulin auch an die richtige Stelle gelangt, gut aufgenommen wird und in der gewünschten Weise wirkt. Bei Einmalspritzen muss das Insulin aus Ampullen (Glasfläschchen mit Gummistopfen) in die Spritze aufgezogen werden. (Achtung die eingezeichneten Einheiten auf der Spritze müssen mit den Einheiten auf der Ampulle übereinstimmen!)

Daneben gibt es noch Fertigspritzen, die das Insulin bereits enthalten. Das Insulin muss also nicht aus der Ampulle aufgezogen werden.

Die Injektionshilfe, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut, ist der Insulin-Pen. Bereits über 70 Prozent aller insulinpflichtigen Diabetiker in Deutschland greifen auf diese Injektionshilfe zurück. Ein solcher Pen erinnert – von seiner äußeren Form her – an einen eleganten Füllfederhalter. In seinem Inneren hat er eine Insulinpatrone, die hochkonzentriertes U-100-Insulin enthält.

Die Patrone kann nach Verbrauch des Insulins, ähnlich wie bei einem Füller, ausgetauscht werden. Bei den so genannten Einmal-Pens entfällt, wie bei einem Filzstift, der Patronenwechsel; sie werden nach Verbrauch des Insulins an die Herstellerfirma zurückgegeben werden. Vielen Pens mit Austauschpatronen zeigen an, wie viel Insulin sich noch in der Patrone befindet.

Die erforderliche Insulinmenge kann in Schritten von je einer oder zwei Einheiten – meist durch einen Drehknopf am oberen Ende des Pens – eingestellt werden. An einem Sichtfenster kann die eingestellte Menge abgelesen werden. Die meisten Pens zeigen eine Einheit auch akustisch über ein hörbares Klicken an. Zu beachten ist, dass Verzögerungsinsulin zur homogenen Verteilung des Wirkstoffs geschwenkt werden muss.

Das Insulin wird über eine sehr feine Nadel ins Unterhautfettgewebe injiziert. Diese Nadel muss nach jedem Gebrauch ausgetauscht werden. Auf keinen Fall sollte die Injektionsnadel aus Kostengründen oder Bequemlichkeit mehrmals benutzt werden.

Infektionen, Verletzungen oder Fehldosierungen können die Folge sein. Neuwertige Nadeln sind steril, spitz zugeschliffen und von einer Gleitschicht umhüllt. Diese Eigenschaften erlauben eine fast schmerzlose, sichere Injektion.

Die Nadellänge der Pens kann je nach Menge des vorhandenen Unterhautfettgewebes auf unterschiedliche Längen eingestellt werden. Die Anwendung eines Pens oder die Umstellung auf einen anderen Pen muss der Patient genau erlernen.

Injektionsstellen

Insulin wird normalerweise in das Unterhautfettgewebe von Bauch, Oberschenkel oder Gesäß injiziert. Kurz wirksame Analoginsuline können auch intravenös (über die Vene) verabreicht werden (diabetische Notfälle!). Das Insulin wird je nach Körperregion unterschiedlich schnell aufgenommen.

So gelangt das Insulin, das unter die Bauchhaut gespritzt wird schneller in den Blutkreislauf, als dasjenige aus dem Oberschenkel oder Gesäß. Daher injiziert man eher lang wirkende Insuline in den Oberschenkel, schnell und kürzer wirkende Insuline in die Bauchregion.

Zu beachten ist, dass die Injektionsstelle regelmäßig gewechselt wird. So kann jede neue Injektion einen Finger breit von der letzten entfernt gesetzt werden.

Dabei wandert man beispielsweise im Uhrzeigersinn in verschiedenen Entfernungen um den Bauchnabel herum. Am Oberschenkel setzt man die Injektionsstellen am besten von oben nach unten.

Der Bauch ist bei den meisten Patienten die stabilste Region und wird bevorzugt zur Injektion empfohlen. Beim Oberschenkel beispielsweise kann die Aufnahme des Insulin aufgrund von wechselnden sportlichen Belastungen unterschiedlich sein.

Spritztechnik

  • Bereiten Sie ihre Fertigspritze, die Einmalspritzen oder den Insulin-Pen vor. Das genaue Aufziehen von Einmalspritzen aus der Ampulle kann Ihnen Ihr/e Diabetesberater/in zeigen. Bei Einmalspritzen müssen Sie auch die auf der Spritze eingezeichneten Einheiten mit den Einheiten auf der Insulinampulle vergleichen. Beide müssen übereinstimmen.
  • Wenn Sie ein Verzögerungs- oder Langzeit-Insulin spritzen möchten, rollen Sie die trübe Flüssigkeit ungefähr zehnmal zwischen den Händen hin und her, ohne dass Blasen entstehen. So können sich das Insulin und der Verzögerungswirkstoff optimal vermengen. Wollen Sie mit einer Spritze sowohl kurz als auch länger wirksames Insulin verabreichen, so ziehen sie zuerst das Normalinsulin und dann das Verzögerungsinsulin in der Spritze auf.
  • Eventuell vorhandene Luftbläschen müssen entfernt werden.
  • Vor dem Aufziehen der Spritze und vor der Injektion müssen Sie sich die Hände waschen. Eine Desinfektion der Einstichstelle mit Alkohol ist in der Regel nicht nötig. Man rät von der Verwendung von Alkohol ab, da kleine Mengen von ihm in den Stichkanal gelangen können und dort Hautveränderungen provozieren. Die Hautstelle sollte aber sauber sein.
  • Stellen Sie dann die erforderliche Anzahl der Insulineinheiten ein und überprüfen Sie die Einstellung.
  • Heben Sie mit Daumen und Zeigefinger eine Hautfalte ab.
  • Stechen Sie daraufhin möglichst senkrecht von oben in die Hautfalte ein. Lassen Sie die Hautfalte los und injizieren Sie das Insulin.
  • Nach der Injektion sollte die Nadel noch mindestens sechs bis sieben Sekunden lang in der Haut verweilen, um sicher zu stellen, dass das Insulin durch den Stichkanal zurückläuft. Ziehen Sie dann die Kanüle aus der Haut.

Sollten Sie an den Einstichstellen Hautveränderungen beobachten, so zeigen Sie diese Ihrem Arzt. Es kann sich beispielsweise um eine so genannte Lipohypertrophie handeln. Damit bezeichnet man Gewebeveränderungen und Wucherungen des Fettgewebes.

Wird an eine solche Stelle erneut Insulin injiziert, so ist der Weitertransport des Hormons beeinträchtigt. Ein Insulinmehrbedarf und Blutzuckerschwankungen sind die Folge. Üben Sie die korrekte Injektion des Insulin auch so lange unter fachlicher Anleitung, bis Sie die Spritztechnik beherrschen.

Lagerung des Insulins

Insulinvorräte sollten zwischen +2°C und +8°C langen. Sie gehören in das Gemüse- oder Butterfach des Kühlschranks, auf keinen Fall in das Gefrierfach.

Vielmehr sollte das Insulin vor Frost geschützt werden. Gefrorenes Insulin darf nicht mehr verwendet werden.

Für die angebrochenen Insulinfläschchen und Insulinpatronen sind folgende Regeln gültig:

  • Vermerken Sie das Erstentnahmedatum.
  • Injektionspatronen sind nach Einlegen in den Pen 28 Tage haltbar. Eine angebrochene Insulinampulle kann bei Zimmertemperatur bis zu sechs Wochen aufbewahrt werden. Das Insulin in der Patrone oder in der Ampulle darf jedoch keinen extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden. Gemeint ist damit Hitze (> +30°C und Kälte). Der Pen sollte daher beispielsweise auch nicht für kurze Zeit im Auto gelassen werden. Dies gilt besonders dann, wenn große Hitze oder Frost zu erwarten ist.
  • Rollen Sie einen Insulinpen mit trüben Insulin vor Gebrauch ca. 10-mal langsam zwischen den Händen. Trübe Insulinpatronen werden zusätzlich noch zehnmal vor der Injektion um 90° gewendet.
  • Legen Sie einen in Gebrauch befindlichen Insulin-Pen nicht in den Kühlschrank.