Sprue – tropische Sprue (engl. tropical Sprue)

         

Sprue – tropische Sprue (engl. tropical Sprue) Die Krankheit „Sprue“ bezeichnet ein sogenanntes Malabsorptionssyndrom. Bei einer solchen Erkrankung nimmt der Körper nicht genügend Nährstoffe beim Verdauungsprozess auf, obwohl diese mit der Nahrung zugefügt werden. Im Falle der Sprue sind Veränderungen der Dünndarmschleimhaut dafür verantwortlich. Es werden zwei Formen der Sprue unterschieden. Die einheimische Sprue oder Zöliakie stellt eine Nahrungsmittelunverträglichkeit gegen Gluten (Kleberprotein) dar. Das Getreideeiweiß ist in Weizen, Gerste, Roggen und Hafer enthalten. Zu Ursachen, Diagnose und Behandlung dieser Spruevariante lesen Sie bitte den Lexikonartikel „Zöliakie“. Die tropische Sprue kommt in den Tropen und Subtropen – vor allem in Südostasien, Südindien und der Karibik – vor. Sie betrifft sowohl die einheimische Bevölkerung, als auch Tropenreisende. Kinder erkranken nicht so häufig. Im Gegensatz zur Zöliakie ist die tropische Sprue infektiös bedingt.

Ursache

Es liegt eine Besiedelung des Darms mit darmschädigenden Keimen – wahrscheinlich Enterotoxin produzierenden coliformen Bakterien – vor. Dies führt zu einer Veränderung der Darmschleimhaut. Die normale Darmschleimhaut hat Falten mit kleinen und sehr kleinen Ausbuchtungen (Villi und Mikrovilli). Die Darmzotten haben dadurch eine sehr große Oberfläche, mit der sie Nährstoffe aufnehmen können. Bei der tropischen Sprue ist dieses sogenannte Zottenrelief meist nur diskret verändert, bei der einheimischen Sprue findet sich dagegen eine zottenlose Dünndarmschleimhaut mit tiefen Krypten.

Symptome

Typische Symptome sind Durchfälle, heller Stuhl und Gewichtsabnahme. Durch die verminderte Aufnahme von Nährstoffen ergeben sich weitere Krankheitszeichen:

  • entzündete Zunge (Vitamin-B2-Mangel);
  • blaue Flecke nach Verletzungen und lange Blutungsneigung (Prothrombinmangel);
  • Müdigkeit und Schwäche aufgrund einer Blutarmut (Mangel an Eisen, B12 und Folsäure).

Diagnose

Ein Verdacht auf diese Erkrankung besteht, wenn jemand lange in den Verbreitungsgebieten der tropischen Sprue gelebt hat und unter Mangelerscheinungen und Blutarmut leidet. Röntgenaufnahmen des Dünndarms lassen meist keine eindeutige Aussage über die Erkrankung zu. Bei einer Dünndarmbiopsie mit anschließender mikroskopischer Untersuchung der Gewebeprobe zeigen sich charakteristische Veränderungen. Die Untersuchung einer Stuhlprobe wird durchgeführt, um Parasiten oder bestimmte Bakterien als Krankheitsursache auszuschließen.

Behandlung

Die tropische Sprue wird mit Antibiotika behandelt. Eingesetzt werden vor allem Tetracycline. Die Nahrung wird nach Bedarf ergänzt. Vor allem Folsäure und Vitamin-B12-Präparate erweisen sich als positiv.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 11.04.2008