Hämorrhoiden – Hämorriden (engl. hemorrhoids)

         

Hämorrhoiden – Hämorriden (engl. hemorrhoids) Hämorrhoiden sind krampfaderähnliche, knotige Aussackungen des Schwellkörpers im Analbereich (Corpora cavernosa recti). Er befindet sich oberhalb des Schließmuskels, wird von Venen und Arterien versorgt und gewährleistet zusammen mit dem Schließmuskel den Verschluss des Afters. Zu den Aussackungen des Schwellkörpers kommt es durch eine erhöhte Druckbelastung seiner Gefäße, also beispielsweise bei hartem Stuhlgang (Verstopfung). Hämorrhoiden, die aus Ausstülpungen des Schwellkörpers entstehen, wurden früher als „innere Hämorrhoiden“ bezeichnet. Dagegen werden Blutgerinnsel oder Blutergüsse in den Venen, die sich um den After herum befinden, als sogenannte „äußere Hämorrhoiden“ betitelt. Medizinisch korrekt ausgedrückt heißen sie Perianalthrombosen (= „ein Blutgerinnsel in der Umgebung des Afters“).

Hämorrhoiden sind eine häufige Erkrankung, an der etwa jeder Zweite über 50-jährige in Deutschland leidet. Viele machen die Bekanntschaft mit der oft als unangenehm empfundenen Erkrankung auch schon früher. Frauen das erste Mal meist nach der Schwangerschaft. Die Hämorrhoiden kommen jedoch bei Männern häufiger vor als bei Frauen.

Ursachen

Ursache der Hämorrhoiden ist eine Druckerhöhung in den Blutgefäßen der Analregion. Die Gründe dafür können wiederholtes starkes Pressen beim Stuhlgang sein, aber auch sitzende Tätigkeiten, Übergewicht oder eine Schwangerschaft. In der Schwangerschaft lockert sich das Bindegewebe hormonell bedingt auf und der Druck im Bauchraum steigt an. Während der Geburt lastet dann durch das Pressen ein zusätzlicher starker Druck auf den Gefäßen; Hämorrhoiden sind häufig die Folge.

Zudem begünstigt eine meist angeborene Schwäche des Bindegewebes – genauso wie bei Krampfadern – die Ausbildung des Hämorrhoidalleidens. Auch bestimmte Leberleiden können Hämorrhoiden verursachen. Der Blutdruck in der Pfortader steigt an, was gelegentlich zu Hämorrhoiden führt.

Typische Symptome

Charakteristische Beschwerden eines Hämorrhoidalleidens äußern sich folgendermaßen:

  • hellrote Blutauflagerungen auf dem Stuhl oder Blut in der Toilette bzw. auf dem Toilettenpapier;
  • Juckreiz in der Aftergegend;
  • Entzündungen mit Nässen oder Brennen;
  • je nach Stadium leichte bis heftigste Schmerzen;
  • evtl. (ab Stadium 3) schleimige Ausscheidung;
  • dumpfes Druckgefühl;
  • Analekzeme und Geschwüre können hinzukommen.

Blutbeimengungen im Stuhl sind immer ein Warnzeichen. Suchen Sie daher ihren Arzt auf. Meist sind Hämorrhoiden die Ursache, jedoch können sich hinter diesem Symptom auch schwere Darmerkrankungen, wie Dickdarmkrebs (kolorektales Karzinom) verbergen.

Stadieneinteilung

Medizinisch werden Hämorrhoiden in Abhängigkeit vom Schweregrad in vier Stadien eingeteilt:

1. Stadium: Der Betroffene ist fast beschwerdefrei. Lediglich leichtes Jucken im Analbereich und gelegentliche hellrote Auflagen von hellrotem Blut im Stuhl deuten auf die Hämorrhoiden hin. Die Aussackungen sind äußerlich nicht sichtbar, aber die Vorwölbung ist tastbar. In diesem Stadium können sich die Hämorrhoiden bei entsprechenden Maßnahmen wieder zurückbilden.

2. Stadium: Blutgefüllte Knoten fallen bei der Stuhlentleerung durch Pressen vor die Afteröffnung. Sie schieben sich aber wieder von alleine in den Analkanal zurück. Es kommt bereits zu Entzündungen, Brennen und Nässen und einem Hitzegefühl im Analbereich.

3. Stadium: Jetzt bildet sich der Knotenvorfall nicht mehr selbstständig zurück, lässt sich aber von Hand zurückschieben. Es treten auch starke Schmerzen auf, die Schwellung und der Juckreiz werden sehr unangenehm.

4. Stadium: In diesem Stadium sind die vorgefallenen Knoten ständig vorgefallen (eingeklemmt) und rufen extreme Schmerzen hervor.

Diagnose

Der behandelnde Arzt diagnostiziert Hämorrhoiden durch eine rektale Tastuntersuchung der Analregion. Wenn Blutungen auftreten, wird er mit Hilfe einer Spiegelung des Enddarms (Rektoskopie) und einer Dickdarmspiegelung tumoröse Blutungsquellen in diesen Bereichen ausschließen.

Hämorrhoiden, die keine und nur gelegentliche Beschwerden verursachen, müssen nicht zwingend behandelt werden. Blutauflagerungen im Stuhl müssen jedoch abgeklärt werden, da sich dahinter bösartige Darmerkrankungen verbergen können.

Behandlung

Generell wird der behandelnde Arzt dazu raten, für eine geregelte Verdauung zu sorgen und evtl. vorhandenes Übergewicht abzubauen. Wichtig ist zudem eine sorgfältige Analhygiene.

Die weiteren Therapieoptionen orientieren sich an den Beschwerden:

  • In den ersten Stadien lindern schmerzstillende und entzündungshemmende Salben und Zäpfchen die Beschwerden.
  • Mithilfe verschiedenster Eingriffe kann das Hämorrhoidengewebe zum Absterben gebracht werden (Verödung). Die Hämorrhoiden werden abgeschnürt, ein Verödungsmittel gespritzt oder mit einer Infrarotsonde verödet.
  • Wenn diese Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, entfernt man die Hämorrhoiden chirurgisch.

Vorbeugung

Nicht immer lassen sich Hämorrhoiden vollständig verhindern, da auch genetische Faktoren, wie eine angeborene Bindegewebsschwäche, eine Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen. Empfohlen wird eine ballaststoffreiche Ernährung, damit der Stuhlgang ohne Drücken und Pressen erfolgt. Da Hämorrhoiden durch Bewegungsmangel begünstigt werden – beispielsweise wenn man einer sitzenden Tätigkeit nachgeht – stellen Sport und Bewegung einen vorbeugenden Faktor dar. Die Enddarmmuskulatur wird dadurch trainiert und die Aussackungen verhindert. Ideal sind längere Spaziergänge sowie Nordic-Walking und Beckenbodentraining. Dazu spannt man den Schließmuskel für 10 Sekunden bewusst stark an. Diese Übung wird öfter (bis zu 20 – 30-mal) wiederholt. Allerdings stellt sich ein Effekt erst nach längerem Training ein.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 20.06.2008