Alltagsvergesslichkeit oder Demenz?

Nicht jede Schusseligkeit deutet gleich auf eine Demenz hin. Doch wo liegen die Grenzen zwischen Alltagsvergesslichkeit und Demenz? Bei welchen Symptomen sollte man hellhörig werden?

Die folgende Aufstellung gibt hier Hilfestellung:

  • Haben Sie mal wieder den Schlüssel verlegt? Dies stellt kein Problem dar, außer Sie finden ihn an gänzlich ungewöhnlichen Orten, wie der Mikrowelle, dem Backofen oder im Schuhschrank.
  • Läuft das Nudelwasser beim Kochen mal wieder über, weil Sie zwischendrin noch ganz andere Dinge erledigt haben? Dies ist äußerst ärgerlich, aber noch kein Zeichen der Demenz. Ein Mensch mit Demenz fragt sich, wie es zu dieser unschönen Bescherung kommen konnte. Dass er kochen wollte, weiß er nicht mehr.
  • Wer zieht nicht einmal zwei verschiedene Socken an oder trägt das T-Shirt mal verkehrt herum? Demente Menschen gehen aber bei hochsommerlichen Temperaturen im Pelzmantel spazieren oder im Bademantel zum Kiosk.
  • Wie heißt Durchfall im medizinischen Fachjargon? Sie wissen ganz genau, dass sie dieses Wort kennen, aber im Augenblick will es nicht heraus. Dies ist ein alltägliches Problem. Ärztlichen Rat sollte man jedoch einholen, wenn Alltagsbegriffe, wie Fahrrad oder Tasse, nicht mehr präsent sind und durch umständliche Umschreibungen ersetzt werden.
  • Irgendwann hat fast jeder Mensch einmal keine Lust auf gar nichts. Für gewöhnlich legt sich das wieder. Menschen, die unter demenziellen Einbußen leiden, können aber für lange Zeit jegliche Lust auf ihren Beruf oder Freizeitaktivitäten verlieren. Auch gut gemeinte Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen, die dem Betroffenen früher sehr gut gefallen haben, bringen nichts.
  • Wegen vieler ärgerlicher Kleinigkeiten ist man manchmal schlecht gelaunt. Doch dann ein Lichtblick: Die Einladung zu einer Feier, die bestimmt schön wird. Die Stimmung hebt sich aufgrund eines nachvollziehbaren positiven Ereignisses.
    Bei dementen Menschen wechselt die Stimmung oft vollkommen überraschend, ohne dass ein nachvollziehbarer Grund vorhanden wäre.
  • Unsere Persönlichkeit unterliegt im Laufe unseres Lebens gewissen Veränderungen. Im Prinzip ist sie aber doch eher konstant. Bei Dementen ändert sich die Persönlichkeit jedoch ganz abrupt: Ein immer streitsüchtiger Mensch reagiert auf einmal ganz milde, sehr tolerante Zeitgenossen bekommen fanatische Züge oder sehr freundliche und positive Menschen werden auf einmal grantig und missmutig.
  • Der Umgang mit Geld ist nicht jedem Menschen gegeben und ein Verrechnen an der Kasse ist schon mal möglich. An Demenz Erkrankte können jedoch auch einfachste Rechnungen nicht durchführen. Sie überlassen der Kassiererin – nicht aus dem Grund, dass sie mit den Augen Probleme haben – gleich ihren ganzen Geldbeutel.
  • Komplizierte lange Wörter rückwärts zu buchstabieren, ist für fast jeden eine ziemliche Herausforderung. Demente Patienten sind aber bereits überfordert, wenn sie dies bei einfachen Wörtern, wie „Busch“ oder „Radio“, machen sollen. Manchmal gelingt das Buchstabieren sogar nicht einmal vorwärts.
  • Unser Alltag ist geprägt von einer Fülle von Terminen oder neuen Namen. Dabei ab und zu etwas zu vergessen, ist völlig normal. Häufen sich aber auffällig oft vergessene Termine, so sollte man nach den Ursachen forschen.

Normalerweise kann ein geistig gesunder Mensch problemlos eine Uhr aufzeichnen. In bestimmten Stadien der Erkrankung ist dies einem an Demenz erkrankten Patienten nicht mehr möglich.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011