Rückenschmerzen – Ursache Therapie Diagnose

         

Rückenschmerzen Rückenschmerzen zeichnen sich durch unterschiedliche Intensität und Dauer aus. Ihre Ursachen sind vielfältig. Oft beginnen sie mit Muskelverspannungen und Morgensteifigkeit in den Gelenken, bevor es zu einer heftigeren Schmerzsymptomatik kommt. In schweren Fällen können sie auch von Lähmungserscheinungen begleitet sein.

Normalerweise arbeiten Knochenwirbel, Bandscheiben und umgebende Muskulatur reibungslos zusammen. Häufige Ursachen für Rückenschmerzen sind Abnutzungserscheinungen an den Bandscheiben und Wirbeln, sowie eine nicht genügend trainierte Muskulatur, die sich zurückbildet und ihre Stabilisations- und Stützfunktion nicht mehr erfüllen kann.

Ungefähr 80% der Menschen werden irgendwann in ihrem Leben von Rückenschmerzen geplagt. Sie sind – neben Infekten der oberen Atemwege – der häufigste Grund einen Arzt aufzusuchen.

Man geht davon aus, dass in Deutschland derzeit 27% bis 40% der Menschen unter Rückenschmerzen leiden, mindestens 70% sind einmal im Jahr davon betroffen. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Bei Männern sind Rückenschmerzen mit 14% der häufigste, bei Frauen mit 11% der zweithäufigste Grund für Arbeitsausfälle. Die Kosten für Therapie, Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung sind enorm.

Wie erfolgt die Einteilung?

Je nach Dauer der Schmerzen erfolgt die Einteilung:

  • Akute Rückenschmerzen treten erstmalig oder nach mindestens einem halben Jahr Beschwerdefreiheit auf. Die Beschwerden halten für höchstens drei Monate an.
  • Zeitweilige Rückenschmerzen dauern höchstens drei Monate mit einem anschließenden schmerzfreien Intervall von mindestens einem Jahr.
  • Wiederkehrende Rückenschmerzen kommen immer wieder über einen Zeitraum, der kleiner als ein halbes Jahr ist, vor.
  • Chronische Rückensschmerzen dauern länger als ein halbes Jahr an.

Außerdem wird in der Medizin unterschieden in spezifische und nicht spezifische Rückenleiden. Bei spezifischen Leiden können eindeutig feststellbare Ursachen, wie beispielsweise ein Bandscheibenvorfall, diagnostiziert werden. Bei unspezifischen Rückenleiden führt eine Abklärung der Beschwerden zu keiner befriedigenden Diagnose. Etwa 85 Prozent aller Betroffenen leiden unter nicht spezifischen Rückenschmerzen.

Was können die Ursachen der Rückenschmerzen sein?

Rückenschmerzen können organisch oder psychosomatisch bedingt sein. Im Folgenden wird auf die organischen Erkrankungen eingegangen. Hier einige Beispiele:

  • Bruch eines Wirbelkörpers, wie sie bei Unfällen vorkommen oder im Rahmen einer Osteoporose entstehen;
  • Bandscheibenvorfall: Dabei verlagert sich der gallertige Kern der Bandscheibe in den Rückenmarkskanal oder in Richtung Nervenwurzel.
  • Hexenschuss: Hierbei handelt es sich um eine akute Muskelverspannung im Bereich der Lendenwirbel. Der Schmerz geht von austretenden Nervensträngen aus, die eingeengt werden. In einem fortgeschrittenen Stadium strahlt der Schmerz bis ins Bein aus (Ischiasschmerz).
  • Abnutzungs- und Degenerationserscheinungen: Hierunter fallen Gelenkverschleiß (Arthrose), Spinalstenosen (Einengung des Rückenmarkkanals, meist im Bereich der Lendenwirbelsäule), Morbus Bechterew (Versteifung der Brust- und Lendenwirbelsäule).
  • Entzündungen, die bei Infektionskrankheiten vorkommen (Neuroborreliose und Neurosyphilis) oder Entzündungen der Wirbelkörper.
  • Tumoren im Wirbelbereich: Häufig bereiten Metastasen anderer Tumoren Probleme.
  • Angeborene Wirbelsäulenerkrankungen, wie beispielsweise Morbus Scheuermann.

Welche Risikofaktoren begünstigen Rückenschmerzen?

Die heutige Lebensweise mit sitzenden Tätigkeiten und wenig Bewegung und vielleicht noch zu üppigen Essen fördert Rückenerkrankungen. Als Risikofaktoren gelten: mangelnde Muskelkraft, Belastung kalter Muskeln, Fehlhaltungen, Übergewicht und das unangemessene Heben von schweren Gegenständen.

Wo treten die Rückenschmerzen bevorzugt auf?

Es gibt am Rücken so genannte Prädilektionsstellen, an denen die Schmerzen am häufigsten vorkommen. Sie finden sich über dem Steißbein, im Lendenwirbelbereich, zwischen den Schulterblättern, im Schulter-Arm-Bereich und an der Halswirbelsäule. Die Brustwirbelsäule ist prozentual am wenigsten betroffen.

Wie erfolgt die Diagnose?

Die Anamnese lässt häufig Rückschlüsse auf den Grund der Erkrankung zu. So können bestimmte Begleiterkrankungen, wie beispielsweise Arthrose, auf die genaue Ursache hindeuten. Aus dem Patienten-Arzt Gespräch ergeben sich auch oft Anhaltspunkte für psychosomatische Ursachen der Schmerzen. Wichtig ist auf jeden Fall auch, welchem Beruf der Patient nachgeht. So kann in bestimmten Berufen durch ständiges schweres Heben die Wirbelsäule überbeansprucht werden und vorzeitige Verschleißerscheinungen aufweisen. Zu denken ist hier an Maurer, Möbelpacker oder Lagerarbeiter. Bei vorwiegend sitzenden Berufen, bei denen die Betroffenen in der Freizeit keinen sportlichen Ausgleich suchen, entwickeln sich häufig Fehlhaltungen, die zu den Schmerzen führen. Typisch für das Computerzeitalter ist das Maus-Arm-Syndrom.

Die körperliche Untersuchung bei einem Orthopäden deckt beispielsweise Fehlhaltungen auf. Röntgenbilder der Wirbelsäule zeigen knöcherne Veränderungen, Stauchungen, Fehlstellungen und geben eventuell Auskunft über die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Liegt der Verdacht nahe, dass Nervenschädigungen vorliegen, kann auch eine neurologische Untersuchung notwendig sein. Die Schnittbilddiagnostik mit Hilfe eines CT oder MRT kann zur genauen Aufklärung der Schmerzen beitragen. Für spezielle Fragestellungen werden noch andere Verfahren angewendet (bsp. Myelographie).

Wie wird behandelt?

Die Therapie der Rückenschmerzen richtet sich nach ihrer Ursache und dem Ausmaß der Beschwerden. Viele Rückenschmerzen können konservativ behandelt werden, also mit Schmerzmitteln und Ruhigstellung. Dabei beendet man die Ruhigstellung sobald als möglich und beginnt mit gezielten Bewegungs- und Kräftigungsübungen.

Die Schmerzmittel (nichtsteroidale Antirheumatika) können oral verabreicht werden oder man spritzt lokal wirksame Schmerzmittel eventuell in Verbindung mit Kortison in die Nähe der schmerzverursachenden Strukturen. Die Injektionsbehandlung wird nur vorübergehend eingesetzt. Bei peripheren Nervenschäden, wie sie bei einem Hexenschuss vorkommen, können so genannte Neurotropika, den Heilungsvorgang unterstützen.

Physiotherapeutische Maßnahmen wie Massagen und Wärmebehandlung werden von den Patienten meist als sehr wohltuend empfunden und lösen Verspannungen. Im Anschluss daran schließen sich idealerweise Übungen zur Kräftigung der Bauch- und Rückenmuskulatur an („Rückenschule“).

Um erneute Rückenschmerzen zu vermeiden, müssen die Übungen regelmäßig durchgeführt werden (bsp. im Rückenschulkursen an der Volkshochschule, bei Gesundheitsvereinen oder in Fitnessstudios). Rückengerechtes Verhalten, welches auch in diesen Kursen eingeübt wird, muss Eingang in unser Alltagsleben finden.

Operationen werden heutzutage nur noch in speziellen Fällen durchgeführt. Dazu zählen: schwere Nervenschädigungen durch einen Bandscheibenvorfall, Störungen der Blasenschließfunktion und motorische Lähmungen. Die offene Operation und minimal-invasive Techniken stehen dabei zur Verfügung.