Kolonkarzinom – kolorektales Karzinom – Ursache Therapie Diagnose

         

Kolonkarzinom – kolorektales Karzinom (engl. colorectal carcinoma) Bösartige Darmtumoren, die im sogenannten Kolon und im Rektum lokalisiert sind, werden als Kolonkarzinome bezeichnet. Das Kolon umfasst mehrere Abschnitte des Dickdarms; das Rektum oder der Mastdarm ist ein 15 bis 20 Zentimeter langer Enddarmabschnitt. Fast alle Kolonkarzinome entwickeln sich aus Adenomen (Darmpolypen). Sie gehen von den drüsigen Bestandteilen der Darmschleimhaut aus und entarten bösartig. Oft wachsen sie lange Zeit unbemerkt. In der Regel treten sie einzeln auf, in zwei bis fünf Prozent der Erkrankungsfälle jedoch auch an mehreren Orten gleichzeitig.

Die kolorektalen Karzinome stellen eines der häufigsten Karzinome in den westlichen Industrienationen dar. In Deutschland ist es das zweithäufigste Karzinom des Mannes (nach dem Lungenkrebs) und das dritthäufigste Karzinom der Frau (nach dem Brust- und Gebärmutterkrebs). Jeder 50. Deutsche entwickelt im Laufe seines Lebens diese Krebsform. Pro Jahr erkranken 25 von 100 000 Menschen erstmalig. Die Erkrankungshäufigkeit steigt ab dem 50. Lebensjahr an. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 67 bis 72 Jahren.

Welche Ursachen und Risiken gibt es?

Es wird angenommen, dass die Lebensgewohnheiten einen großen Einfluss auf die Entstehung dieser Krebsart haben. Ungünstig wirkt sich fett- und fleischreiche Ernährung, günstig ballaststoffreiche Kost aus. Epidemiologische Studien untermauern diesen Zusammenhang. Ebenso scheint eine erhebliche Belastung durch industrielle Krebs auslösende Substanzen in Luft und Wasser eine Rolle zu spielen.

Einen weiteren Risikofaktor stellt das Auftreten von Darmpolypen (Adenomen) dar. Sie haben die Tendenz tumorös zu entarten. Vor allem bei vielen oder großen Polypen ist das Risiko zu erkranken, deutlich erhöht.

Leiden nahe Verwandte an Dickdarm- und Mastdarmkrebs, besteht eine erhöhte Gefahr, dass weitere Familienmitglieder ebenso erkranken. Ein Viertel aller Patienten mit einem kolorektalen Karzinom haben enge Verwandte, die unter Darmkrebs leiden.

Eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, wie die Colitis ulcerosa oder der Morbus Crohn, erhöht das Erkrankungsrisiko um den Faktor fünf. Auch die Sprue, eine Lebensmittelunverträglichkeit auf Gluten, die in allen Getreidesorten vorkommen, stellt einen Risikofaktor dar.

Einen zum Teil drastischen Anstieg des Erkrankungsrisikos bewirken bestimmte genetisch bedingte Krankheiten, die jedoch selten auftreten. Zu den mit erhöhten Risiken behafteten Darmkrebserkrankungen gehören die familiäre Adenopolyposis coli, das Lynch- und das Gardner-Syndrom.

Welche Symptome können auftreten?

Kolorektale Karzinome wachsen langsam und bleiben lange beschwerdelos. Die Symptome hängen von der Art, der Position und der Ausdehnung des Darmtumors ab. Im Vordergrund stehen zunächst Müdigkeit, Leistungsknick und Schwäche. Diese Symptome beruhen auf Blutverlusten, die der Tumor hervorruft (= Tumoranämie). Das Blut im Stuhl kann sichtbar sein, oft lässt es sich jedoch nicht mit bloßem Auge erkennen (= okkultes Blut). Auch eine Schwarzfärbung des Stuhls können Anzeichen von Blutungen sein.

Weitere Krankheitszeichen, die auf das Kolonkarzinom hindeuten, sind Blähungen, Darmkrämpfe, Gewichtsverlust und Änderungen der Stuhlgewohnheiten. Ein Tumor, der im linken, absteigenden Teil des Dickdarms lokalisiert ist, kann auch zu einem Darmverschluss führen, da hier der Stuhl schon etwas eingedickt und der Darmdurchmesser etwas kleiner ist.

Typisch für Darmtumoren im absteigenden Dickdarm sind ein häufiger Wechsel zwischen Verstopfung und Blähungen, da hier die bösartigen Geschwüre ringförmig wachsen. Ein Tumor im rechten aufsteigenden Dickdarm verursacht erst im weiter fortgeschrittenen Stadium einen Darmverschluss, da hier der Stuhl noch flüssig ist und auch der Darmdurchmesser größer.

Bei Mastdarmkrebs sind die Blutungen im Stuhl die ersten Anzeichen. Diese Krebsform kann Schmerzen beim Stuhlgang hervorrufen oder der Betroffenen hat das Gefühl der Darm ist nicht völlig entleert. Auch das Sitzen kann schmerzen bereiten. Schmerzen und Missempfindungen im Unterbauch sind nicht sehr spezifisch und stehen nicht im Vordergrund der Beschwerden.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Erster Hinweis auf die Erkrankung kann das Auftreten von okkultem (= verstecktem) Blut bei einem Test zur Krebsvorsorge sein. Bei Beschwerden macht sich der behandelnde Arzt durch Abtasten (große Tumoren sind spürbar) und Abhören (hochgestellte Darmgeräusche) des Bauches sowie eine rektale Untersuchung ein genaueres Bild. Bei Krebsverdacht ist eine Spiegelung des gesamten Dick- und Mastdarms nötig. Dabei kann verdächtiges Gewebe entnommen und mikroskopisch beurteilt werden. Ergänzt wird diese Untersuchung durch ein Röntgen des Darms mit Kontrastmittel. Steht die Diagnose „Kolonkarzinom“ fest, so dienen weitere Untersuchungen dazu, die Ausdehnung und das Auffinden von Metastasen festzustellen. Dazu zählen:

  • Blutuntersuchungen: Sie dienen nicht primär der Diagnosefindung, sondern liefern wichtige Ergebnisse, um das Ausmaß der Anämie festzustellen oder bestimmte Tumormarker zu ermitteln (CEA = carcino-embryonale Antigen ->Verlaufsmarker).
  • Transrektale Sonografie und die Computertomografie: Diese Untersuchungsmethoden dienen zur Beurteilung der Tumorausdehnung bzw. des Lymphknotenbefalls; um Metastasen aufzuspüren, kommt die Sonografie und Computertomografie der Leber sowie eine Röntgenaufnahme der Lunge zum Einsatz.

Wo finden sich die Tumoren und wie breiten sie sich aus?

Am häufigsten sind die Tumoren im Mastdarm, einem 15 bis 20 Zentimeter langen Abschnitt des Enddarms, lokalisiert. Im anatomisch sich nach oben anschließenden Sigma des Dickdarms befinden sich circa 20 Prozent aller Kolonkarzinome, die Restlichen verteilen sich auf den übrigen Dickdarm (absteigendes, querverlaufendes und aufsteigendes Kolon).

Die Ausbreitung des Karzinoms geschieht auf drei Wegen:

1. Kontinuierliches Wachstum

Das Kolonkarzinom kann in die Blase, die Harnleiter, die Prostata, die Gebärmutter und die Eierstöcke einwachsen.

2. Lymphogene Metastasenbildung

Je nach Sitz des Tumors kann eine Ausbreitung über verschiedene „Metastasenstraßen“ innerhalb des Lymphsystems erfolgen. Die ungünstigste Prognose haben tief sitzende Tumoren, die unter anderm in die Leistengegend streuen.

3. Ausbreitung über das Blut

Bei diesem Ausbreitungsweg finden sich vor allem Metastasen in der Leber, die von dort in die Lunge streuen.

Wie erfolgt die Einteilung des Kolorektalkarzinoms?

Es gibt zwei Klassifizierungsschemata, nach denen ein Kolorektalkarzinom eingeteilt werden kann: Das Schema nach Dukes und das TNM-System. Dabei werden bestimmten Tumorstadien Buchstaben zugeordnet. So bedeutet Stadium „A“ nach Dukes, dass der Tumor auf die oberste Schicht der Darmschleimhaut begrenzt ist; Stadium „D“, dass sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet haben. Unter anderm richtet sich die Behandlung und die Prognose nach dem Stadium der Erkrankung.

Wie wird das Kolonkarzinom behandelt?

Die Therapie eines Kolonkarzinoms ist umso erfolgreicher, je früher der Krebs erkannt wird. Egal, in welchem Tumorstadium sich die Erkrankung befindet, wird zu einer operativen Beseitigung des Tumors und Entfernung der in der Nähe befindlichen Lymphknoten geraten. Der erkrankte Darm wird in der Regel entfernt und dann wieder zusammengenäht.Hat der Tumor die Dickdarmwand bereits durchbrochen und sich auf wenige, nahe gelegene Lymphknoten ausgedehnt, so erfolgt im Anschluss an die Operation, eine Chemotherapie.

Die Operationsmethode bei Mastdarmkrebs hängt maßgeblich davon ab, wie weit entfernt das Kolonkarzinom vom After ist. Wenn möglich, wird nur ein Teil des Mastdarms entfernt, damit noch der After und ein Stumpf übrig bleiben. So ist es möglich, dass der Mastdarmstumpf und der Dickdarm miteinander verbunden werden. Müssen der komplette Mastdarm und der After entfernt werden, so wird ein künstlicher Darmausgang angelegt (Kolostomie). Der Darminhalt gelangt dann durch eine Öffnung in der Bauchdecke in einen Beutel. Idealerweise werden Patienten mit dieser Option schon vor der Operation von speziell geschultem Fachpersonal (= Stomatherapeuten) betreut, die Hilfestellungen beim Umgang und dem Leben mit einem künstlichen Darmausgang geben.

Auch bei einem Karzinom des Mastdarms, das bereits die Darmwand durchbrochen hat und einige Lymphknoten befallen hat, folgt auf die chirurgische Entfernung des Tumors eine Chemotherapie. Eine zusätzliche Strahlentherapie kann dazu beitragen, das Wachstum noch bestehender Tumoranteile zu verringern und Rezidiven (Rückfälle) vorzubeugen.

Bei einer Ausdehnung in andere Organsysteme kommt eine Chemotherapie (Fluorouracil und Levamisol) zum Einsatz. Spezielle Verfahren finden Anwendung, wenn der Tumor nur in die Leber gestreut hat. Dann wird speziell dieses Organ chemotherapeutisch behandelt. Eventuell können die Metastasen dort auch weggelasert werden. Bei Patienten, die aufgrund ihres schlechten Allgemeinzustandes sich keiner Operation unterziehen dürfen, können die Tumoren von innen durch ein Kolposkop (= Gerät bei der Darmspiegelung) mit Hilfe von Elektrizität oder elektrisiertem Argon geschrumpft werden.

Vorbeugung

Da ein Kolonkarzinom am besten behandelt werden kann, wenn es frühzeitig erkannt wird, gibt es je nach Alter und Risiko gestaffelt, Krebsfrüherkennungsprogramme. Wichtig ist es, die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Darin eingeschlossen ist das Abtasten des Enddarms, in dem sich die meisten Karzinome befinden. Ab dem 50. Lebensjahr ist in Deutschland auch eine Untersuchung auf okkultes Blut im Stuhl vorgesehen (Hämokkulttest). Als weitere Früherkennungsuntersuchung wird ab dem 55. Lebensjahr eine Dickdarmspiegelung (Koloskopie) angeboten. Bei Risikogruppen werden die Untersuchungen auch schon früher empfohlen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.06.2008