Haarausfall – Ursache Therapie Diagnose

Haarausfall Dem Menschen fallen pro Tag etwa 20 bis 100 Haare aus. Dies ist völlig normal, wenn der Haarausfall sich über den ganzen Kopf verteilt und nicht auf einzelne Bereiche (Alopecia Areata) oder nur auf den Oberkopf (androgenetischer Haarausfall) konzentriert. Medizinisch bezeichnet man einen über die Norm gesteigerten Haarausfall als Effluvium. Als Folge des Haarausfalls kann es zu sichtbar lichterem Haar kommen. Sehr „schütteres“ Haupthaar oder haarlose Bezirke (Glatze) werden erkennbar. Dieser Zustand wird Alopezie oder Alopecia genannt.

Arten, Ursachen und Behandlung des Haarausfalls

1. Androgenetischer Haarausfall (Alopecia androgenetica)

Wie der Name schon sagt, hat diese Form des Haarausfalls erbliche (genetische) und hormonelle (Androgene = männliche Hormone) Ursachen. Das Haar wird mit zunehmendem Alter langsam schütter. Im Laufe dieses natürlichen Alterungsprozesses zeigen sich bei Männern „Geheimratsecken“ oder eine Hinterkopfglatze. Wie ausgeprägt der Haarverlust ausfällt, ist sowohl von den mütterlichen als auch von den väterlichen Erbfaktoren abhängig. Vererbt wird die Empfindlichkeit der Haarfollikel gegen Androgene. Die eigentliche Ursache für den erblich bedingten Haarausfall ist das Hormon Dihydrotestosteron, abgekürzt DHT. Befindet sich zuviel von ihm in der Kopfhaut, so wird die Wachstumsphase (Anagenphase) des Haares verkürzt und die Haare treten kaum noch sichtbar hervor. Die Haarfollikel degenerieren mit der Zeit. DHT wird aus dem männlichen Hormon Testosteron gebildet.

Medikamente gegen Haarausfall setzen darauf, das DHT zu unterdrücken oder seine Bildung zu verhindern. Sie sind jedoch keine Wundermittel und häufig kommt es, nach dem Absetzen der Medikamente, zu erneutem Haarausfall. Bei Frauen werden Antiandrogene wie die Pille „Diane“ eingesetzt oder östrogenhaltige Haarwasser verschrieben.

2. Kreisrunder Haarausfall (Alopecia Areata)

Weitere Bezeichnungen für den kreisrunden Haarausfall sind Alopecia circumscripta und Pelade. Der Haarausfall tritt plötzlich und schubweise auf. Er ist lokal begrenzt. Betroffen sind in 80 Prozent der Fälle die Kopfhaare, bei Männern auch der Bartwuchs, selten die Körperbehaarung. Das typische Erscheinungsbild sind eine oder mehrere kreisrunde kahle Stellen am behaarten Kopf. Die entzündliche Haarausfallerkrankung kommt häufig vor und kann in jedem Lebensalter erscheinen, wobei der Altergipfel zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr liegt. Die Kahlstellen fühlen sich glatt an, schuppen nicht und sind eingesunken, die Haarfollikel weiterhin vorhanden. Am Herdrand finden sich kurze, abgebrochene Haare, die am Ende immer dünner werden (Ausrufungszeichnungshaare). Häufig bestehen an den Fingernägel der Patienten zusätzlich noch Grübchen, Rillen oder Aufrauungen.

Die genaue Ursache der Erkrankung ist noch nicht bekannt. Es wird vermutet, dass es sich um eine Störung des Immunsystems handelt. Körpereigene Immunzellen greifen Haarwurzelzellen des eigenen Körpers an. Eine genetische Ursache wird ebenso diskutiert, da die Erkrankung familiär gehäuft auftritt. Der kreisrunde Haarausfall kann sich auf vielerlei Art entwickeln. Bei circa einem Drittel der Betroffenen wachsen die kahlen Stellen nach einigen Monaten von selbst wieder zu. Bei einem weiteren Drittel fallen die Haare immer wieder aus. Sie wachsen manchmal auch nicht mehr nach. Beim restlichen Drittel weitet sich die Erkrankung aus, und es kommt zum Verlust aller Kopfhaare (Alopecia totalis) oder sogar aller Körperhaare (Alopecia universalis). Um den Stand des kreisrunden Haarausfalls festzustellen werden zwei Methoden verwendet. Zum einen die Kopfhautbiopsie (Gewebeprobe) und das Trichogramm (mindestens 50 Haare werden mit den Wurzeln entnommen und untersucht). Zur Behandlung werden kortisonhaltige Medikamente eingesetzt. Möglich ist auch eine Reiztherapie.

3. Diffuser Haarausfall (diffuse Alopezie)

Bei einem diffusen Haarausfall fallen die Haare am gesamten Kopf ab. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Ursachen sind vielfältig. Dazu zählen: akute Stresssituationen (Operationen, massiver Blutverlust, psychischer Stress), Fehl- und Unterernährung (vor allem Proteine, Vitamine und Zink fehlen), Infektionskrankheiten (Grippe, Typhus, Scharlach, Lues und Pilzerkrankungen), chronische Krankheiten (Eisenmangelanämien), Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus, Morbus Crohn), Schilddrüsenerkrankungen (Schildrüsenunter- oder überfunkion) , Hormonschwankungen (beispielsweise nach einer Geburt). Auch Vergiftungen mit Schwermetallen (Thallium) oder ionisierende Strahlen können den Haarausfall verursachen. Medikamente (Alopecia medicamentosa) wie beispielsweise Antikoagulantien (Blutgerinnungsmittel), Thyreostatika (Schilddrüsen-Medikamente), Gestagene (Verhütungsmittel) und Beta-Blocker führen auch zur diffusen Alopezie. Ein büschelweiser Haarausfall ist bei Chemotherapien zu beobachten. (Hier wird die Haarbildung kurzfristig im Haarfollikel gestört und die Haare brechen alle gleichzeitig ab.) Der diffuse Haarausfall beginnt oft erst einige Zeit nach dem Ereignis. Das Haarwachstum kann, nach Beseitigung der Ursache, wieder einsetzen. Eine einheitliche Diagnose oder Behandlung gibt es nicht.

Wie können die Ursachen des Haarausfalls festgestellt werden?

Um die möglichen Ursachen des Haarausfalls festzustellen, wird folgender Bluttest empfohlen: Blutbild, Blutsenkung, Schilddrüsen– und Nierenfunktionsparameter, Eisenbindungskapazität, Eisen im Serum, Selen und Zink aus dem Vollblut, Transaminasen und Immunglobulin E-Spiegel, Calcium aus dem Serum. Wichtig sind auch Hormone (Testosteron, Östrogen, Gestagen) und Schilddrüsen-Antikörper.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten und Selbsthilfe bei Haarausfall

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit stellt die Laserlichttherapie dar. Bei ihr werden die Haarwurzeln stimuliert. So soll die Zellkommunikation angeregt werden. Der Haarausfall kann auch kaschiert werden, um zum Beispiel die Zeit zu überbrücken, bis die Haare wieder nachwachsen. Denkbar sind hier Haarteile, Perücken und so genannte „MicroHairs“ (nur wenn Resthaar vorhanden). Nur bei Personen, die nicht an einer Autoimmunkrankheit oder entzündlichem Haarausfall leiden, kann eine Haartransplantation in Erwägung gezogen werden. Dabei werden eigene kleine, behaarte Kopfhautstücke auf die unbehaarte Kopfhaut transplantiert.