Unter Nesselsucht (Urtikaria), auch Quaddelsucht oder Nesselfieber, versteht man einen – häufig allergisch bedingten – roten juckenden Hautausschlag. Die juckenden Quaddeln treten oft ganz plötzlich auf und verschwinden meist sogar ohne Behandlung von selbst wieder.
Es gibt jedoch auch chronische Formen oder die Nesselsucht kann der Ausdruck einer schweren allergischen Reaktion sein, Teil oder Vorbote eines anaphylaktischen (allergischen) Schocks mit Atemnot und Kreislaufkollaps. Eine weitere sehr schwere und seltene Verlaufsform ist das so genannte Quincke-Ödem, bei dem die Nesselsucht auf das Unterhautgewebe übergeht.
Jeder vierte Mensch bekommt einmal in seinem Leben eine Nesselsucht. Die Zahl der Betroffenen wächst, besonders unter Kindern und Jugendlichen.
Die Symptome stellen sich folgendermaßen dar:
Zunächst sehen die Hauterscheinungen so aus, als hätte das Kind gerade eine Brennnessel berührt. Daher leitet sich auch der Name Urtikaria für die Krankheit ab. Die lateinische Bezeichnung für Brennnessel ist „Urtikaria dioica“. Auf der Haut zeigen sich begrenzte, geschwollene und leicht erhabene Rötungen, die schnell größer werden und jucken. Auch weißliche Flecken können sich bilden. Die Quaddeln können einzeln auftreten und blasig anschwellen (Linsengröße oder mehr) und beetartig zusammenstehen.
Der Ausschlag kann sich auch großflächig, „landkartenartig“ über den ganzen Körper ausdehnen. Die Dauer des Ausschlags ist unterschiedlich lang. Bereits nach wenigen Minuten kann er vergehen und ganz verschwinden oder an einer anderen Stelle wieder aufbrechen. Manchmal kann man die Hauterscheinungen auch wochenlang beobachten.
Verschwindet die Nesselsucht schnell, so spricht man von einer akuten Urtikaria, hält sie über vier Wochen an, handelt es sich um eine chronische Nesselsucht. Die juckenden Quaddeln können das Allgemeinbefinden der Kinder und Jugendlichen stark beeinträchtigen.
Neben den Hauterscheinungen können aber auch Fieber (Nesselfieber) sowie Kopfschmerzen und Übelkeit auftreten. Es können bei einer Nesselsucht, die beispielsweise durch Medikamente oder Insektenstiche ausgelöst wurde, neben Kopfschmerzen und Übelkeit auch noch Atemnot, Schweißausbrüche, Bauchkrämpfe und starker Blutdruckabfall dazukommen. In seltenen Fällen ist es möglich, dass sich daraus ein anaphylaktischer Schock entwickelt, der lebensbedrohlich ist (Notarzt rufen!). Eine weitere bedrohliche Form der Nesselsucht ist das so genannte Quincke-Ödem. Der Nesselausschlag greift auf das Unterhautgewebe über. Vor allem an den Augen und den Lippen kann es zu Schwellungen kommen. Das Gesicht wirkt entstellt. Schwellen die Schleimhäute im Zungen- und Atemwegsbereich zu, kann es zur Atemnot kommen, Lebensgefahr besteht. Rufen Sie sofort den Notarzt!
Die Ursachen der Nesselsucht sind vielfältig und nicht immer allergischer Natur. Versuchen sie herauszufinden, auf was Ihr Kind mit dem Ausschlag reagiert hat. Das Schwierige dabei ist, dass mögliche Verursacher der Urtikaria, wie Lebensmittel oder Medikamente, lange Zeit gut vertragen werden und dann scheinbar aus heiterem Himmel den juckenden Hautausschlag auslösen.
Folgende Auslöser der Urtikaria sind in Betracht zu ziehen:
- Allergische Reaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel (häufig Nüsse -> Erdnüsse, Fisch, Eier, Getreide, Kuhmilch, Krustentiere, Muscheln, Beeren), Lebensmittelzusatzstoffe (Menthol in Pfefferminz und Zahnpasta, Chinin im Tonicwater), Rückstände von Spritzmitteln auf Obst und Gemüse.
- Physikalische Reize, wie extreme Hitze oder Kälte, Licht, Wasser und Druck.
- Psychische Faktoren, wie Stress oder Überlastung,
- Bestimmt Medikamente, wie Antibiotika oder Salicylate, beispielsweise Aspirin.
- Insektenstiche, vor allem durch Wespen oder Bienen (Gefahr des anaphylaktischen Schocks!).
- Hautkontakt mit bestimmten Pflanzen (z. B. auf Kinderspielplätzen) oder Tierhaaren.
- Infekte mit Viren oder chronisch eitrige Infektionen (beispielsweise in den Nebenhöhlen).
Die Konsultation Ihres Arztes hängt davon ab, welchen Verlauf die Nesselsucht nimmt. Meist ist die Nesselsucht so schnell verschwunden, dass ein Arzt die Diagnose gar nicht bestätigen kann. Sie müssen jedoch sofort zum Arzt oder den Notdienst rufen, wenn es zu Atemnot kommt.
Stellen Sie ihr Kind Ihrem behandelnden Mediziner vor, wenn es außergewöhnlich stark reagiert, beispielsweise mit Fieber oder starken Schwellungen. Vor allem bei chronischen Verlaufsformen muss der Auslöser der Urtikaria gefunden werden. Eine genaue Befragung der Eltern und des Kindes durch den Arzt ist hier notwendig. Unter Umständen können Hauttests und verschiedene Blutuntersuchungen den auslösenden Faktor bestimmen. Die krankheitsverursachende Substanz muss dann gemieden werden.
Eine Urtikaria wird folgendermaßen ärztlich behandelt:
- Um den Juckreiz zu mindern, wird der Arzt ein Antihistaminikum verschreiben.
- Bei Atemwegsschwellung und Atemnot können cortisonhaltige Medikamente nötig sein.
Ihrem Kind können Sie so zusätzlich Linderung verschaffen:
- Gegen den Juckreiz helfen kühlende Umschläge und/oder kühlende Salben (Insekten-Gel).
- Zur Fiebersenkung genügen meist kühle Umschläge oder Wadenwickel. Steigt die Temperatur über 39ºC an, so können Sie paracetamolhaltige Fiebersäfte oder -zäpfchen geben.
- Versuchen Sie den Auslöser der Urtikaria aufzuspüren und ihn dann zu meiden