Man suchte schon lange nach einer Möglichkeit, um insulinpflichtige Diabetiker von den häufigen Insulininjektionen zu befreien. Seit Anfang 2006 ist nun in Deutschland das erste inhalative Insulin zugelassen. Es wird über den Mund in die Lunge eingeatmet und gelangt über die Lungenalveolen ins Blut.
Dieses Insulin wirkt etwas schneller als eine kurz wirksames subkutan verabreichtes Humaninsulin, das heißt, der Wirkungseintritt beträgt circa 10 Minuten. Seine Wirkungsdauer entspricht ungefähr dem eines Normalinsulins.
Das inhalierbare Humaninsulin kann also die scnhell wirksamen Insulinanaloga, die vor den Mahlzeiten gespritzt werden müssen, ersetzen. Die lang wirksamen Verzögerungsinsuline müssen aber auch weiterhin injiziert werden.
Das inhalative Insulin ist für erwachsene Patienten mit Typ-2-Diabetes zugelassen, deren Blutzuckereinstellung allein mit Hilfe von oralen Antidiabetika nicht gelingt und die eine Insulintherapie benötigen. Dabei kann das Insulin-Spray allein, in Kombination mit oralen Antidiabetika oder mit subkutan zu injizierendem Verzögerungsinsulin verabreicht werden.
Nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung ist das schnell wirksame Humaninsulin auch zusätzlich zu lang oder verzögert wirkendem Insulin für erwachsene Patienten mit Typ-1-Diabetes geeignet.
Der Wirkungseintritt des inhalierbaren Insulins ist schneller als bei subkutan verabreichten Humaninsulin, jedoch zeigt sich kein erhöhtes Hypoglykämie-Risiko (Unterzuckerung) bei dieser Insulinform. Auch scheint es unter der inhalativen Humaninsulinvariante zu einer etwas geringeren Gewichtszunahme als beim konventionellen Insulin zu kommen. Die Auswirkungen auf den HbA1c-Wert liegen in einem ähnlichen Bereich wie bei gespritztem Insulin.
Die Anfangsdosis und weitere Gaben (Zeitpunkte und Dosis) sollten mit dem Arzt individuell festgelegt werden. In die Berechnung der Dosierung gehen unter anderem die Ernährung, körperliche Aktivitäten, Lebensweise und das Körpergewicht des Patienten ein. Die einzige Nebenwirkung, die im Vergleich zur konventionellen Therapie mit subkutan injiziertem Humaninsulin häufiger auftrat, war leichter Husten. Er kam bei den meisten Patienten jedoch nur vorübergehend vor und verlief mild.
Eine Voraussetzung für den Einsatz des Inhalierbaren Insulins ist, dass die Patienten nicht rauchen. Das Rauchen muss mindestens sechs Monate vor Beginn der Behandlung mit dem inhalierbaren Insulin aufgegeben worden sein.
Wichtigste Kontraindikationen (= Gegenanzeigen) sind:
- Lungenkrankheiten, wie schlecht kontrolliertes, instabiles oder schweres Asthma, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Bronchitis;
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile;
- Hypoglykämie.
Inwieweit sich das inhalierbare Insulin durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Für eine Reihe von Patienten wird es sicher eine Verbesserung der Lebensqualität darstellen, da seine Anwendung diskreter und nicht mit Injektionen verbunden ist.