Blutfette

Fettstoffe (Lipide, Blutfette) stellen neben Eiweißen und Zuckern wichtige Energieträger für den menschlichen Organismus dar. Die Lipide (Blutfette) können aus der Nahrung aufgenommen werden oder der Körper produziert sie selbst.

Etwa 90 Prozent der aufgenommenen Nahrungsfette sind Triglyceride (Neutralfette) und Cholesterin (Blutfette). Triglyceride haben eher die Funktion eines Energieträgers, während Cholesterin ein zentrales Strukturmolekül der Zellmembranen und zudem das Ausgangsmolekül für die Synthese der Gallensäuren und von Hormonen (Östrogene, Androgene, Cortisol, Aldosteron) ist.

Da die Blutfettmoleküle im wässrigen Blutplasma nicht löslich sind, werden sie mit Hilfe von Phospholipiden und Eiweißmolekülen, sogenannten Apoproteinen, transportiert. Es entstehen große (= makromolekulare) Transportverbindungen, die sogenannten Lipoproteine. Diese Lipoproteine können im Blutserum nachgewiesen werden. Je nach Dichte unterscheidet man verschiedene Fraktionen:

  • Chylomikronen: 
    Diese Moleküle werden im Darm gebildet und haben einen Cholesterinanteil von 3 Prozent und einen Triglyceridanteil von 90 Prozent, die beteiligten Apoproteine sind B-48, C und E. Sie transportieren die aus der Nahrung aufgenommenen Lipide vom Darm in die Gewebe (Muskeln, Fett). Dazu wandern sie über die Lymphe unter Umgehung der Leber an ihre Zielorte. Dort werden den Chylomikronen Triglyceride zur Energieversorgung oder Fettspeicherung entzogen und die nunmehr cholesterinreichen Chylomikronen oder remnants (=Chylomikronenreste) gelangen zum Abbau in die Leber. Die Chylomikronen und ihrer Reste sind nur wenige Stunden nach der Nahrungsaufnahme nachweisbar.
  • VLDL Blutfett (very low densitiy lipoprotein):
    Die in der Leber produzierten Lipide (Triglyceride (Anteil von 65%) und Cholesterin (15%) werden in einen Komplex mit Phospholipiden und typischen Apoproteinen (Apo-100, ApoC, ApoE) gebunden und in die Blutbahn abgegeben. In den Geweben (Muskeln und Fettgewebe) werden ihnen immer wieder Triglyceride entzogen. Diese Verbindung ist extrem kurzlebig und hat eine Überlebenszeit von etwa 20 Minuten im Blut. Etwa 40 Prozent dieser Riesenmoleküle werden über eine Zwischenstufe in LDL umgewandelt oder wieder von der Leberzelle aufgenommen.
  • LDL Blutfett (low density lipoprotein):
    Das LDL entsteht aus VLDL, wenn dieses seinen Triglyceridanteil in den Geweben abgegeben hat. Sie setzen sich fast ausschließlich aus Cholesterinestern zusammen und enthalten nur das Apoprotein ApoB-100. LDL transportieren etwa 70 Prozent des Plasmacholesterins. Das LDL kann zur Deckung des Cholesterinbedarfs von der Leber, peripheren Geweben, aber auch Makrophagen und Histiozyten (bestimmte Blutzellen) aufgenommen werden. LDL kann drei bis fünf Tage in der Blutbahn überleben. Gerade LDL wird vornehmlich für arteriosklerotische Veränderungen an Gefäßwänden verantwortlich gemacht, bei denen es zu Anlagerungen von Lipiden an den Gefäßwänden kommt. Es wird daher auch mit dem Beinamen „schlechtes“ Cholesterin versehen.
  • HDL Blutfett (high density lipoprotein):
    Dieses Lipoprotein wird aus den Leberzellen und den Epithelzellen des Dünndarms sezerniert. Es besteht aus Phospholipiden und diversen Formen von ApoA und ApoE. Diese Partikel nehmen bei der Zirkulation im Blutkreislauf von den VLDL, den LDL und den peripheren Geweben Cholesterin auf. HDL übernimmt also einen umgekehrten Cholesterintransport, von den Geweben zur Leber hin. Hier kann das aufgenommene Cholesterin über die Galle ausgeschieden werden. Durch die Cholesterin vermindernde Wirkung kommt diesem Lipoprotein eine gefäßschützende Bedeutung zu. Es wird daher auch als „gutes“ Cholesterin bezeichnet.

Warum werden die Blutfette bestimmt?

Der Bestimmung der Blutfettwerte kommt eine sehr große Bedeutung zu, da zu hohe Werte die Arteriosklerose („Gefäßverkalkung“) und ihre Folgekrankheiten, wie Herzinfarkt, Schlaganfall und koronare Herzkrankheit, begünstigen.

Jedoch ist nicht die absolute Höhe der Blutfettwerte ausschlaggebend, um das Risiko für diese Erkrankungen einschätzen zu können. Auch andere Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes und Übergewicht, müssen ins Kalkül gezogen werden.

Um zu einer vernünftigen Risikoabschätzung zu gelangen, müssen zudem alle Blutfettwerte (Lipidprofil) bestimmt und interpretiert werden. Dazu zählen das Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin (Lipid mit hoher Dichte), LDL-Cholesterin (Lipid mit niedriger Dichte), die Triglyceride sowie möglichst auch Lipoprotein a (= speziell aufgebautes LDL) und Homocystein (= bestimmte Aminosäure, die ein Stoffwechselzwischenprodukt darstellt).

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009