Tagesstrukturierung

Viele an Demenz leidende Menschen werden von ständiger Unruhe getrieben. Sie laufen ständig hin und her, beginnen Dinge, ohne sie zu beenden, oder gehen zu unpassenden Zeiten aus dem Haus. Dies liegt daran, dass sich demente Menschen den Ablauf des Tages nicht vorstellen können. So kann es passieren, dass sie bereits morgens um 5 Uhr am Tisch sitzen, um ihr Lieblingsgericht, das es zum Mittagessen gibt, nicht zu verpassen.

Eine grundsätzliche Hilfe für die Betroffenen ist es, wenn ihr Tag immer im gleichen Rhythmus abläuft. Für gesunde Menschen mag dies eintönig erscheinen, dem Erkrankten jedoch vermittelt der geregelte Tagesablauf Sicherheit und Orientierung.

Feste Konstanten bilden dabei die Mahlzeiten. Sie sollten – wenn möglich – immer zur gleichen Zeit stattfinden und ausreichend Zeit für Essen und Trinken bieten.

Zwischen diesen Tageseckpfeilern gibt es dann Zeiten körperlicher Aktivität, die sich mit ruhigeren Phasen abwechseln.

Der Erkrankte sollte genau wissen, was für den Tag geplant ist. Versteht er noch geschriebene Wörter, so kann eine Checkliste hilfreich sein. Man kann diese jeden Morgen nach dem Frühstück erstellen und gleich die Essenswünsche für den Mittag festlegen. Eine solche Liste wird dann an immer derselben Stelle (Kühlschrank, Gang) aufgehängt. Auf ihr lässt sich wunderbar abhaken, was schon erledigt wurde.

Neben dem regelmäßigen Tagesablauf sind gleich bleibende Bezugspersonen eine weitere wichtige Konstante. Es muss sich nicht immer dieselbe Person den ganzen Tag um den Kranken kümmern. Einfacher wird es für ihn jedoch, wenn er eine Aktivität immer mit der gleichen Person verbinden kann.

Auch wenn er sich ihren Namen nicht merken kann, so klappt diese Zuordnung. So geht der nette junge Herr immer am Nachmittag mit ihm spazieren und abends kommt die ältere Dame von nebenan und macht ihm das Abendbrot zurecht.

In die Gestaltungsmöglichkeiten für den Tag lassen sich wunderbar jahreszeitliche Feste integrieren, die der Erkrankte noch aus seiner Kindheit her kennt, wie etwa Ostern, Erntedank, Weihnachten und auch Karneval oder Fasching.

Weitere Tipps:

  • Hängen Sie große Uhren und Kalender für die zeitliche Orientierung auf.
  • Setzen Sie Musik gezielt ein. Beispielsweise kann abends immer zu einer bestimmten Zeit eine bestimmte Musik gespielt werden, die auf den Erkrankten beruhigend wirkt.
  • Gestalten Sie mit ihm seine Lieblingsplätze, an denen er zwischendrin zur Ruhe kommen kann. Bestücken Sie beispielsweise eine Ecke im Wohnzimmer mit Accessoires aus seiner Jugendzeit und stellen Sie auch seinen Lieblingssessel dorthin. Manche Menschen sitzen auch gerne nur am Fenster und sehen dem Treiben vor dem Haus zu.

Schaffen Sie auch Bereiche, die zur Aktivität auffordern. Dies orientiert sich an der Biografie des Betreffenden. So wollen Hobbygärtner eher mit Blumen und Erde arbeiten oder im Garten Tätigkeiten ausführen. Wer jedoch jahrelang im Büro gearbeitet hat, bevorzugt eher einen Schreibtisch, um dort Papiere zum Sortieren.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011