Natürlich können Kinder mit Diabetes wie andere auch die Schule besuchen und an allen Aktivitäten, wie Schulsport, Klassenfahrten oder Ausflügen, teilnehmen. Sie benötigen auch keine besondere Behandlung, sondern brauchen nur in bestimmten Situationen etwas mehr Aufmerksamkeit ihres Lehrers und der Mitschüler.
Folgende Punkte sollte eine/ein Lehrerin/Lehrer wissen, wenn sie/er einen Schüler mit Diabetes unterrichtet:
- Schwankungen im Blutzuckerspiegel wirken sich auch auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit aus. Besonders Unterzuckerungen können mit Reizbarkeit, Fahrigkeit oder einer plötzlichen krakeligen Schrift einhergehen. Zu Tipps im Umgang mit diabetischen Notfällen siehe unten.
- Um diese Unterzuckerungen zu vermeiden, muss es den Kindern gestattet sein, jederzeit im Unterricht essen und trinken zu können.
- Den Kindern muss auch während des Unterrichts erlaubt werden, im Rahmen ihrer individuellen Therapie Blutzuckermessungen und Injektionen mit Insulin durchzuführen.
- Traubenzucker – bestehend aus einer Packung mit 8 Täfelchen – sollte für den Fall einer Unterzuckerung an verschiedenen Orten deponiert sein (Lehrer, Pausenaufsicht, Schulsekretariat, Klassensprecher). Zusätzlich sollte der betroffene Schüler, an einer allen Personen bekannten Stelle, immer Traubenzucker hinterlegen.
- Schüler, die nach einer Hypoglykämie bereits mit Saft oder Traubenzucker versorgt wurden, dürfen auf keinen Fall allein nach Hause geschickt werden. Werden sie auf dem Heimweg bewusstlos, so brauchen sie umgehend Hilfe. Informieren Sie daher die Eltern oder für diesen Fall benannte Personen, die das Kind begleiten. Nützlich ist es in diesem Fall, immer die aktuellen Rufnummern und Adressen der Eltern griffbereit zu haben.
- Wird der Schüler bewusstlos, so bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage und informieren Sie umgehend den Notarzt und die Eltern. Flößen Sie ihm keine Flüssigkeiten ein und verabreichen Sie keine feste Nahrung.
Empfehlenswert ist es auch, das Thema „Diabetes“ im Unterricht zu besprechen. Falsche Vorstellungen zu dieser Krankheit können so beseitigt werden. Ziel ist es auch, das Verständnis für die Erkrankung und die Verantwortung gegenüber dem Schüler in der Klasse positiv zu beeinflussen.
Als Betreuungsperson eines diabetischen Schülers sollte man sich vorab über die diabetischen Notfälle informieren, um gegebenenfalls richtig zu handeln.
1. Unterzuckerung (Hypoglykämie)
Die sichtbaren Anzeichen einer Unterzuckerung sind: Schwitzen, Zittern und Blässe. Der Schüler kann zusätzlich über Kopfschmerzen klagen. Hinzukommen können: Müdigkeit, Konzentrationsmangel, Aggressivität, Sprech- und Sehstörungen, sowie Hungergefühl. Die Symptome treten nicht immer alle zugleich auf. Bei beginnenden Unterzuckerungszeichen sollte der Schüler schnell verwertbare Kohlenhydrate zu sich nehmen (Traubenzucker, Cola mit Zucker, Fruchtsäfte, Zuckerwürfel).
Tritt eine Bewusstlosigkeit, infolge einer Unterzuckerung bei dem betreffenden Kind auf, so bringen Sie es in die stabile Seitenlage und verständigen Sie den Arzt mit den Krankheitsinformationen „Diabetes und Hypoglykämie“. Verabreichen Sie in diesem Zustand keine flüssige Nahrung. Nach dem Erwachen können die die oben genannten schnell verwertbaren Kohlenhydrate gegeben werden. Auch ein Glukagon-Notfall-Set sollte in der Schule vorrätig sein. Glukagon wird im Falle von schweren Unterzuckerungen mit Bewusstseinsverlust und Krämpfen subkutan (= unter die Haut) gespritzt. Informieren Sie sich vorab über die Handhabung. Bei häufigen Unterzuckerungen besprechen Sie sich mit den Eltern. Eventuell muss der Diabetes mit einer anderen Therapie eingestellt werden.
2. Überzuckerung (Hyperglykämie)
Wesentlich seltener kommt es vor, dass das gespritzte Insulin nicht ausreicht, um den Blutzuckerspiegel genügend zu senken. Eine Überzuckerung ist die Folge. Gründe für diese Stoffwechselentgleisung können eine fieberhafte Infektion, falsche Ernährung, Aufregung oder fehlerhafte Insulindosierungen sein. Die Anzeichen dieses diabetischen Notfalls sind starker Durst, häufiges Wasserlassen, rasche Ermüdung, Übelkeit und Acetongeruch (nagellackartig oder obstartig). Treten mehrere dieser Symptome gleichzeitig auf, so deutet dies auf eine Hyperglykämie hin. Rasches Handeln ist jetzt angesagt, da die Gefahr eines lebensbedrohlichen diabetischen Komas besteht. Auch bei Verdacht auf diese diabetische Stoffwechselentgleisung sollte sofort ein Arzt informiert und die Eltern benachrichtigt werden.